Braunschweig. Die Sonderausstellung "Ordnung und Vernichtung" zeigt vom 2. Oktober bis 31. Januar 2016 im Landesmuseum die Polizeigeschichte im NS-Staat. Anhand von Schautafeln und originalen Exponaten verdeutlicht die Wanderausstellung, wieweit die Polizei Teil des Verfolgungs- und Vernichtungssystems war.
"Ordnung und Vernichtung" versucht zum ersten Mal ein Gesamtbild der Geschichte der Polizei im Nationalsozialismus zu zeigen. Trotz juristischer Ahndung seit 1945 und der seit 1990er Jahre wissenschaftlichen Aufarbeitung, ist das Wissen um die Mittäterschaft der Polizei an den NS-Gewaltverbrechen einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt. Ob Ordnungspolizei, Kriminalpolizei oder Gestapo, alle Polizei-Sparten waren während des Zweiten Weltkrieges in Kooperation mit der SS und unter dem Schutz der Wehrmacht Teil des Verfolgungs- und Vernichtungssystems. Die Ausstellung zeigt an Hand von Schautafeln und Exponaten, welches Ausmaß die Zusammenarbeit hatte.
Eingeleitet wird die Ausstellung von den Geschehnissen in der Weimarer Republik, als politisch motivierte Kämpfe zwischen Rechten und Linken das Land destabilisierten. Die Polizei ging als eher konservativ orientierte Institution gegen die Linken vor. Im Freistatt Braunschweig geriet die Polizei durch die Regierungsbeteiligung der NSDAP schon ab 1930 zunehmend unter die Kontrolle der Nationalsozialisten. Im zweiten Teil zeigt die Ausstellung, wie sich mit Hitlers "Machtergreifung" 1933 die Weimarer Republik in eine totalitäre Diktatur wandelte, ein Prozess, der von der Polizei unterstützt wurde. Landesweit und auch im Freistaat Braunschweig wurden SA- und SS-Mitglieder zu Hilfspolizisten ernannt und so in den Polizeiapparat integriert. Mit der Ernennung des Reichsführers-SS Himmler zum Chef der Deutschen Polizei wurde die Polizei zum zentralen Instrument des NS-Verfolgungssystems. Eine extreme Zunahme von Gewalt, die sich gegen alle Feinde des NS-Systems richtete, war die Folge. Im Zweiten Weltkrieg waren Polizeieinheiten besonders in den besetzen Gebieten in Osteuropa, aber auch innerhalb des Reiches an der Vernichtung ganzer Bevölkerungsteile beteiligt.
Die Nationalsozialisten kamen schon früh in Braunschweig an. Foto: Sina Rühland
Im dritten Teil der Ausstellung werden die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der juristische Umgang mit den Verbrechen durch die Polizei geschildert. Es wird deutlich, dass ein Großteil der in die Verbrechen involvierten Polizeieinheiten unbehelligt blieb. Untersucht wurde auch die Polizei-Reitereinheit III, der mehrere Polizisten aus Braunschweig angehörten.
Öffentliche Führungen durch die Ausstellung werden jeden Sonntag um 14 Uhr angeboten, kostenlose öffentliche Vorträge finden in der Regel an jedem ersten Dienstag im Monat statt. Weitere Informationen finden Sie hier.
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