Patientenuniversität – positive Bilanz


Die Patientenuniversität Braunschweig ist eine Kooperation mit der Patientenuniversität der Medizinischen Hochschule Hannover. Foto: Jörg Scheibe
Die Patientenuniversität Braunschweig ist eine Kooperation mit der Patientenuniversität der Medizinischen Hochschule Hannover. Foto: Jörg Scheibe



Braunschweig. Nach 21 Veranstaltungen mit insgesamt über 120 Lernstationen, 33 Referenten und über 2000 Interessierten zieht das Klinikum Braunschweig nach vier Semestern Bilanz.


Mit einer Veranstaltungsreihe zu den Organen des menschlichen Körpers startete 2011 die Patientenuniversität des Klinikums gemeinsam mit der Initiative eHealth.Braunschweig in das erste Semester. Neben der Wissensvermittlung durch einen Expertenvortrag wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit geboten, an interaktiven Lernstationen „Medizin zum Anfassen“ zu erfahren. Großes Interesse fanden dabei z. B. Organmodelle und der Blick durch das Mikroskop der Pathologie, der Altersanzug oder die simulierte Tumorkonferenz.

Ziele der Patientenuniversität


„Die Vortragsreihe richtet sich an interessierte Bürger, Patienten, Patientenvertreter aber auch an Mitarbeiter im Gesundheits- und Sozialwesen, sozusagen „eine Gesundheitsbildung für Jedermann“ “, erläutert der kommissarische Ärztliche Direktor des Klinikums, Professor Dr. Dr. Wilfried Bautsch. „Dabei werden medizinische Inhalte verständlich vermittelt sowie körperliche und seelische Abläufe beim Menschen erklärt“, so Professor Bautsch weiter. „Der Wissensdurst der Teilnehmer bei medizinischen Fragestellungen wird gestillt, zudem soll durch die Wissensaneignung jeder der Teilnehmer für sich die Fähigkeit erwerben, künftig besser mit Ärztinnen und Ärzten, aber auch mit anderen medizinischen Berufsgruppen und den Krankenkassen zu kommunizieren“, ergänzt Pflegedirektor Ulrich Heller, ebenfalls Mitinitiator des Projektes.

Bilanz der ersten vier Semester:


„Meine Frau und ich sind seit Beginn der Patientenuni im Jahr 2011 dabei. Wir sind begeistert von der Idee, den Patienten mündiger zu machen. In diesen vier Jahren haben wir den menschlichen Körper von Kopf bis Fuß und die Funktion der meisten Organe kennengelernt. Durch die verständlichen Vorträge und Lernstationen mit Diskussionsmöglichkeiten konnten wir das Klinikum und die Arbeit seiner Mitarbeiter kennenlernen,“ – so lautet das positive Fazit von Dieter Müller, Teilnehmer seit der ersten Stunde. Über 2000 Interessierte hatten sich für die insgesamt 21 Veranstaltungen eingetragen. „Der große Zuspruch war uns ein Ansporn und hat uns darin bestärkt, weitere Semester der Patientenuniversität zu planen. Hinter den über 120 Lernstationen verbergen sich sehr viel Energie, Kreativität und Zeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus unterschiedlichen Bereiche des Klinikums. Den Erfolg der letzten vier Semester verdanken wir dem großartigen Engagement aller Beteiligten“, freut sich einer der Initiatoren der Veranstaltungsreihe, der Referent des Ärztlichen Direktors des Klinikums, Dr. Thomas Bartkiewicz. Die Nachfrage nach medizinischen Themen ist groß, so dass weitere Reihen z. B. zum Thema „Arzt-Patienten-Gespräche“ oder „Patientenverfügung“ künftig vorstellbar sind. „Die Rückmeldung aller aus dem Klinikum Beteiligter ist überaus positiv“, schildert Pflegedirektor Ulrich Heller. „Die große Offenheit der Zuhörerinnen und Zuhörer hat dafür gesorgt, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums sich gern bereit erklärten, weitere Reihen zu unterstützen“, führt er weiter aus.


Jedes Semester umfasst einen übergeordneten Themenkomplex. So fing das erste Semester mit den „Organen“ an. Einblicke in die „Welt der Wahrnehmungen“ gewährte die Patientenuni im zweiten Semester. Mit „Die Reise durch das Leben“ wurden die einzelnen Lebensabschnitte des Menschen im dritten Semester durchlaufen. Aktuell im vierten Semester drehen sich die Veranstaltungen rund um das Thema „Die Reise ins Ich“. „Organmodelle und der Blick durch das Mikroskop der Pathologie, der Altersanzug, die simulierte Tumorkonferenz, Untersuchungen am eigenen Leib, wie Ultraschall oder Lungenfunktionstest und auch das Schlüpfen in die Rolle eines Chirurgen um z. B. Tumore mit dem Laser zu entfernen oder durch das Endoskop den menschlichen Körper zu erkunden, kamen bei den Interessierten gut an“, erläutert Gabriele Ring-Preising, Leiterin des Bildungszentrums Braunschweig, die Lernstationen. „Ein besonderes Highlight war auf jeden Fall die Sonderveranstaltung „Irrtümer der Medizin“ mit Werner Bartens (Arzt, Historiker, Wissenschaftsjournalist und Sachbuchautor). Und auch die nächste Veranstaltung wird eine ganz besondere Veranstaltung werden“, erzählt Ring-Preising weiter.

Ende des vierten Semesters am 30. Juni 2015


Mit einer Veranstaltung rund um die wichtigen Fragen zur Vorsorge endet das vierte Semester der Patientenuniversität Braunschweig mit einer Sonderveranstaltung im Bildungszentrum des Klinikums. In der Naumburgstraße 15 stehe zwischen 18:00 Uhr und 20:30 Uhr Chefärzte aus dem Klinikum und niedergelassene Experten nach verschiedenen kurzen und interdisziplinären Impulsvorträgen bei einer intensiven Podiumsdiskussion für Fragen rund um das Thema Vorsorge zur Verfügung. Als Abschluss der Veranstaltung bietet die Patientenuniversität getreu nach dem Motto - „Medizin zum Anfassen“ diesmal Sprechstunden statt Lernstationen an. Wo die Teilnehmer bisher Lernstationen finden konnten, gibt es dieses Mal die Möglichkeit, die konkreten Fragen bezüglich der Vorsorgeuntersuchungen direkt mit den Chefärzten, Oberärzten sowie den niedergelassenen Ärzten zu erörtern. „Das Thema Vorsorge ist ein wichtiger Baustein in der Gesundheitsversorgung. Im Dschungel der Vorsorgemaßnahmen gibt es durchaus sinnige und notwendige Untersuchungen wie auch Untersuchungen ohne direkten Nutzen“, erklärt Prof. Dr. Peter Hammerer, Chefarzt der Klinik für Urologie und Uroonkologie, welcher nun zum zweiten Mal als Experte bei der Patientenuni dabei sein wird. „Bei der Sonderveranstaltung möchten meine Kolleginnen und Kollegen aus dem Klinikum und dem niedergelassenen Bereich den Interessierten anschaulich zeigen, wie „sicher“ Vorsorge wirklich ist, wo Bedenken unnötig sind und wer, ab wann, welche Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch nehmen sollte“, führt er weiter aus. Aufgrund der hohen Nachfrage sollte die Anmeldung rechtzeitig erfolgen.

Anmeldung und Kosten


Das Bildungsangebot richtet sich an alle interessierten Personen. Die Kosten betragen elf Euro pro Einzelveranstaltung. Bei noch freien Plätzen sind zwölf Euro an der Abendkasse zu entrichten.


Infos und Anmeldeformular:
www.klinikum-braunschweig.de/patientenuni
E-Mail: patientenuni@klinikum-braunschweig.de
Telefon: 0531/ 595 1528
Die Patientenuniversität Braunschweig ist eine Kooperation mit der Patientenuniversität der Medizinischen Hochschule Hannover.

Die Idee der Patientenuniversität


Ursprünglich kommt das Konzept des „Studiums“ an einer Patientenuniversität aus Amerika. Im Jahr 1989 wurde die erste „Mini Medical School“ an der University of Colorado gegründet. Mittlerweile existieren weltweit über 70 MiniMedSchools, überwiegend im anglo-amerikanischen Raum. Die Patientenuniversität an der Medizinischen Hochschule Hannover hat als erste deutsche Einrichtung das Mini-Med-Konzept aufgegriffen und um interaktive, praktische Lerninhalte erweitert. Im Herbst 2006 wurde an der Medizinischen Hochschule Hannover unter der Leitung von Professor Dr. Marie-Luise Dierks und Professor Dr. Friedrich Wilhelm Schwartz die erste deutsche Pa­tientenuniversität gegründet. Mit dem Konzept „Gesundheitsbildung für Jedermann“ hat die Patientenuniversität seit 2007 mehrere sehr erfolgreiche Veranstaltungsreihen angeboten. „Das Klinikum Braunschweig hat mit der Patientenuniversität der Medizinischen Hochschule Hannover eine Kooperation geschlossen, um dieses Veranstaltungskonzept auch für die interessierten Bürger Braunschweigs zu öffnen“, berichtet Professor Bautsch.