Persönlichkeitstafeln für Lessing und Howaldt enthüllt


v. l.n.r. Dieter Geiler (Spender), Karin Heidemann-Thien (Bürgerstiftung), Andreas Jäger (als Lessing), Dr. Annette Boldt-Stülzebach (Fachbereich Kultur) Foto: Stadt Braunschweig
v. l.n.r. Dieter Geiler (Spender), Karin Heidemann-Thien (Bürgerstiftung), Andreas Jäger (als Lessing), Dr. Annette Boldt-Stülzebach (Fachbereich Kultur) Foto: Stadt Braunschweig | Foto: Stadt Braunschweig



Braunschweig. Karin Heidemann-Thien, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Braunschweig e.V., hat gestern mit Vertretern der Stadt am Lessingdenkmal eine Persönlichkeitstafel für den bedeutenden Dichter Gotthold Ephraim Lessing, der 1781 in Braunschweig gestorben ist, und den Gießer des Lessing-Denkmals am Lessingplatz, Georg Ferdinand Howaldt, enthüllt. Dabei handelt es sich um die 44. und 45. Persönlichkeitstafel im Stadtgebiet. Finanziert wurden sie von der Bürgerstiftung Braunschweig.

Karin Heidemann-Thien erläuterte das Engagement der Bürgerstiftung für diese Persönlichkeitstafeln: „Lessing war ein vielseitig interessierter Dichter, Denker und Kritiker mit einem oft witzig-ironischen Stil und treffsicherer Polemik. In seinen Dramen und theoretischen Schriften setzte er sich maßgeblich für den Toleranzgedanken und die gegenseitige Anerkennung der Weltreligionen ein. Aufgewachsen in einem protestantischen Elternhaus, vertrat Lessing in seiner "Erziehung des Menschengeschlechts" (1780) den Gedanken, dass die menschliche Vernunft sich auch ohne die Hilfe einer göttlichen Offenbarung entwickeln werde.“ Ergänzend fügte Dr. Annette Boldt-Stülzebach für die Stadt hinzu: „Auch das Wirken Georg Ferdinand Howaldts soll an dieser Stelle natürlich nicht zu kurz geraten. Seit der Wiederauffindung des Grabes von Gotthold Ephraim Lessing im Jahr 1833 bemühte man sich in Braunschweig um eine angemessene Würdigung des Dichters der Aufklärung. Durch die Förderung des späteren Leiters des Städtischen Museums, Carl Schiller, wurde der prominente Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel gewonnen, ein Standbild zu entwerfen.“

Dr. Boldt-Stülzebach weiter: Der Braunschweiger Gießer Georg Ferdinand Howaldt, der bis zu diesem Zeitpunkt nur wenigen Kennern bekannt war, erhielt aus Gründen der Sparsamkeit diesen wichtigen Auftrag. 1849 wurde das Bronzegussdenkmal fertiggestellt: Das Ergebnis war eine 2,60 Meter hohe Bronzestatue von herausragender Qualität. Möglicherweise ist Howaldt vielen Braunschweigern aber eher bekannt, da er auch der Schöpfer der Quadriga ist." Das Wirken Howaldts geht indes weit über Braunschweig hinaus: eines der ersten Denkmale, das am 14. September 1869 im Central Park von New York aufgestellt wurde, fertigte der Gießer in seiner Braunschweiger Werkstatt nach einem Entwurf von Gustav Bläser. Es ehrt Alexander von Humboldt.

Zu den Persönlichkeitstafeln:


Im gesamten Stadtgebiet werden seit 2006 bedeutende Persönlichkeiten mit Persönlichkeitstafeln wieder in das Bewusstsein der Braunschweiger und der von auswärts Anreisenden gerückt. In der internationalen Kulturinformationsfarbe ‚braun’ signalisieren die Tafeln Bürgern und Besuchern der Stadt Braunschweig, dass es darauf Wissenswertes zu Baudenkmalen und zu Persönlichkeiten zu entdecken gibt. Die Tafeln sollen Interesse wecken, sich näher mit Leben und Werk dieser früheren Nachbarn zu beschäftigen und auf diesem Weg mehr über die Geschichte Braunschweigs und der Menschen, die Teil dieser Geschichte sind, zu erfahren. Mehr Informationen gibt es unter http://www.braunschweig.de/blik.

Die Texte:


Lessing:


Als Sohn eines Theologen wuchs der junge Lessing in einer gebildeten, lutherischen Familie in Kamenz (Oberlausitz) auf. Schon früh zeigte sich die rasche Auffassungsgabe des Kindes, so dass er dank seines Vaters die Fürstenschule St. Afra in Meißen besuchen konnte. Dort unternahm Lessing auch erste schriftstellerische Versuche.

Nach seinem vorzeitigen Abschluss wegen ausgezeichneter schulischer Leistungen schrieb Lessing sich 1746 zum Studium in Leipzig ein. Zunächst für Theologie, bald jedoch beschäftigte er sich, zum Kummer der Eltern, überwiegend mit Poesie und Theater und arbeitete als Autor, Kritiker und Journalist. 1752 schließlich wurde er in Wittenberg mit einer Arbeit über den spanischen Arzt und Naturforscher Juan Huarte zum Magister promoviert.

Bei seinen beruflichen Stationen in Berlin, Leipzig, Breslau und Hamburg arbeitete er als Literaturkritiker, Dramaturg, Schriftsteller und Herausgeber. 1770 wurde er zum Bibliothekar der Herzoglichen Bibliothek in Wolfenbüttel ernannt.

Mit seiner Leidenschaft für das Theater hat Lessing dessen Entwicklung wesentlich beeinflusst. Sein Drama „Emilia Galotti“, am 13. März 1772 im Herzoglichen Opernhaus Braunschweig uraufgeführt, gehört noch heute zu den meist gespielten Stücken auf deutschen Bühnen.

Am 15. Februar 1781 starb Lessing nach längerer Krankheit im Haus am Aegidienmarkt und wurde auf dem Magnifriedhof in Braunschweig beigesetzt.

Howaldt:

Als Sohn eines Braunschweiger Goldschmiedes lernte Georg Ferdinand Howaldt zunächst das Handwerk bei seinem Vater. Doch schon während seiner Lehre wandte er sich dem Kunstguss und der Bildhauerei zu. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Nürnberg, wo er als Silberschmied und Lehrer für Modellieren arbeitete, kehrte er 1836 in seine Heimatstadt zurück und arbeitete hier ebenfalls als Lehrer. Daneben betrieb er eine Werkstatt und Bildgießerei, aus der zahlreiche, auch heute noch das Braunschweiger Stadtbild prägende Werke hervorgingen wie das Lessing-Denkmal und die Figur Heinrichs des Löwen auf dem Brunnen am Hagenmarkt.

Schon bei dem Lessingdenkmal hatte Howaldt mit dem Dresdner Bildhauer Ernst Rietschel zusammengearbeitet, der den Entwurf und ein Modell für die Plastik fertigte. Mit den Aufträgen Rietschels gelang Howaldt der künstlerische Durchbruch und so bekam er auch den Auftrag, die Quadriga für das Residenzschloss zu fertigen. Da seine Werkstatt am ehemaligen Collegium Carolinum zu klein für die riesigen Figuren war, erhielt er eine neue Werkstatt mit großem Gießereigebäude zwischen Hochstraße und Howaldtstraße. Hier arbeitete er mit seinen beiden Söhnen und Gehilfen sechs Jahre lang an der Figur der Göttin Brunonia auf dem Streitwagen und den vier Pferden. Nach einem von Rietschel gefertigten Gipsmodell wurden sie aus Kupferblech getrieben, das auf einem Eisengerüst befestigt wurde. Nach seinem Tod 1883 in Braunschweig fand Georg Ferdinand Howaldt seine letzte Ruhestätte auf dem Magnifriedhof.