Braunschweig. Die Schriftstellerin Petra Morsbach hat für ihren Roman „Justizpalast“ den von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandfunk gestifteten und mit 30.000 Euro dotierten Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2017 erhalten. Der Braunschweiger Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue überreichten die Auszeichnung.
Noch bevor die diesjährige Preisträgerin Petra Morsbach das Scheinwerferlicht des kleinen Saals für sich allein hatte, lud Moderatorin Cécile Schortmann Oberbürgermeister Ulrich Markurth und Deutschlandradio Intendant Stefan Raue zu einem Gespräch auf die Bühne. Beide plauderten ein wenig aus dem Nähkästchen hinsichtlich ihrer ganz persönlichen Liebe zum geschriebenen Wort. So vergehe für Markurth keine Dienstreise ohne Lektüre und Stefan Raue zeigte sich zuversichtlich, dass Bücher auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens sein werden. Doch ging es natürlich weniger um die Interessen der beiden Literaturfreunde. Sie hatten die freudige Aufgabe, der diesjährigen Preisträgerin Petra Morsbach, die Auszeichnung offiziell zu überreichen.
Prof. Dr. Heribert Prantl hielt Laudatio
Die Preisverleihung fand im kleinen Saal des Staatstheaters statt. Foto:
Nach einem kurzweiligen Gespräch mit Moderatorin Cécile Schortmann, trat Prof. Dr. Heribert Prantl, seines Zeichens Jurist, Journalist und Autor und, wie im Laufe seiner Laudatio deutlich wurde, selbst nur allzu gut vertraut mit Inhalt und auch Handeln der Protagonisten in Morsbachs "Justizepos". In ihrem Roman„Justizpalast“ erzählt die Preisträgerin von Verbrechen und Strafe, Delinquenz und Gesetz, heißt es in der Begründung der Jury. Sie berichte vom prekären Verhältnis von Recht und Gerechtigkeit und davon, wie sich das normative Gefüge und die Individualität der Menschen im Justizwesen zueinander verhalten.
Detaillierter Einblick inEntstehungsgeschichte
Prof. Dr. Heribert Prantl bei seiner Laudatio. Foto:
Laut Prantl habe sich Petra Morsbach in die Juristerei förmlich hineingebohrt. Er kenne keinen anderen Roman dieser Art in der deutschen Literatur, der einen derart profunden Blick in den deutschen Justizapparat ermögliche, so der Laudator. Ginge es nach ihm, hätte Morsbach für diese Leistung nicht nur den Wilhelm-Raabe-Preis, sondern auch die Ehrendoktorwürde, in diesem Fall den Dr. jur. h.c.,verdient gehabt.Entsprechend gerührt zeigte sich Morsbach in ihrer Dankesrede. Wann genau sie die Idee zum Buch hatte, könne sie nicht sagen. Ihr war nur klar, dass sie diesen Roman schreiben müsse. Fest machte sie dies an verschiedenen Stationen ihres Lebens. Anschließend gab sie einen detaillierten Einblick in die langjährigen Recherchen, Besuche in Gerichtssälen und Treffen mit diversen Richtern. Herausgekommen ist mit "Justizpalast"ein „episodenreicher Lobgesang auf unsere regelgeleitete Selbstorganisation. Er weiß um die Gefahren des politischen und persönlichen Missbrauchs des Gesetzes, aber er zeigt das Recht auch als ein filigranes Meisterwerk. Um dessen Schönheit zu sehen braucht es die Literatur, namentlich den „Justizpalast“ von Petra Morsbach,“ heißt es in der Begründung der Jury.
Preis markiert besonderen Stellenwert in Entwicklung des Autors
[image=5e176fe8785549ede64dd3c9]Mit der Verleihung des Wilhelm Raabe-Literaturpreises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus, das einen besonderen Stellenwert in der Entwicklung des Preisträgers markiert. Es muss im Vergabejahr erschienen sein. Ausgeschlossen ist die Würdigung eines Erstlingswerkes oder des Gesamtwerkes. Zur Jury gehörten:Dr. h.c. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.),Dr. Christof Hamann (Institut für Deutsche Sprache und Literatur der Universität zu Köln),Alexander Cammann (DIE ZEIT),Thomas Geiger (Literarisches Colloquium Berlin),Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig),Marie Schmidt (DIE ZEIT),Michael Schmitt (3sat),Dr. Renate Stauf (Germanistisches Institut, TU Braunschweig) undHubert Winkels (Deutschlandfunk).
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