Braunschweig. Bäume, Büsche, Wildblumen für Bienen und andere Insekten, gackernde Hühner, ein Gewächshaus, das aus alten Fenstern gebaut wird, eine Trockenmauer aus geretteten Abbruchsteinen, ein Ort der Nachbarschaft im nördlichen Ringgebiet - die Liste wird lang, wenn man das Projekt Ludwigsgarten der Lebenshilfe Braunschweig vorstellen will. Der heutige Tag der Umwelt sei eine gute Gelegenheit dafür: Denn mitten in einem stark befahrenen und extrem verdichteten Wohngebiet entsteht ein grüner Treffpunkt als Klimainsel. Das berichtet die Lebenshilfe Braunschweig in einer Pressemitteilung.
„Klimainsel ist doppelt zu verstehen“, erklärt der Experte des Julius Kühn-Instituts, Dr. Falko Feldmann, der den Umbau des Gartens beratend mit begleitet. „Der Ludwigsgarten hat dank seiner Größe und seiner Lage das Potential, kleinräumig klimawirksam zu werden und so die Lebensqualität im Quartier zu erhöhen und zu mehr Umweltgerechtigkeit beizutragen.“ Es gebe wenige Wohnungen mit Balkon oder Gartennutzung, außerdem viele hohe Gebäude und einen geringen Grünanteil im Viertel. „Gleichzeitig erlaubt dieser grüne Ort für alle, eine geeignete Atmosphäre für die Inklusion behinderter Menschen zu schaffen“, so Feldmann.

Große Pläne für den Ludwigsgarten: Dr. Falko Feldmann, Experte des Julius Kühn-Instituts, und Stefan Röther von der Lebenshilfe Braunschweig. Foto: Henning Meeske
Der Begriff Klimainsel beschreibe also einen Garten, in dem sich Menschen erfrischen könnten, wenn es heiß wird. Doch es solle in den Begegnungen dort auch ein angenehmes zwischenmenschliches Klima entstehen, das von Respekt gegenüber dem anderen geprägt ist. Für Stefan Röther, verantwortlich in der Lebenshilfe Braunschweig für die an den Garten grenzenden Wohnstätten der Lebenshilfe Braunschweig, kommen weitere Punkte hinzu: „Wir binden Nachbarn in die Planung, Gestaltung und Pflege mit ein – ein demokratisches Miteinander. Wir sehen in der Umsetzung im Kleinen einen gelungenen Beitrag für eine groß gedachte nachhaltige Stadtgestaltung.“
Zum Garten gehören Hochbeete, aber auch Obstbäume sowie wilde Sorten und Wildpflanzen am Rand. Pergolen werden den Bewohnern und ihren Gästen aus dem Quartier Schatten spenden und dafür sorgen, dass sie die Gebäude verlassen und den Garten genießen können, selbst wenn sie schwerstbehindert auf ihren Rollstuhl oder ihre Liege angewiesen sein mögen. Der Ludwigsgarten soll für sie selbstbestimmte Teilhabe und Naturerleben direkt vor der Haustür ermöglichen. „Auch für das Wasser im Garten haben wir bereits Ideen“, erzählt Stefan Röther. „Vieles ist davon abhängig, ob wir außer von Aktion Mensch und den Rotariern in Braunschweig noch weitere Projekt- und Spendengelder erhalten.“
Ein Gewächshaus aus recycelten Materialien
Eingebunden in die Planung sind unter anderem eine Gartenarchitektin, die Stadtverwaltung, das Julius Kühn-Institut sowie von der Lebenshilfe Braunschweig deren Garten- und Landschaftspflege und ihre Integrationsfirma Braunschweig Service (BrauSer) für den Bau eines Gewächshauses aus recycelten Materialien. „Wir werden auch die Solidarische Landwirtschaft Dahlum in unserem Garten mit einer Abholstation unterstützen“, ergänzt Stefan Röther. „Ein schöner Kontakt, der sich durch unsere Teilnahme an der Saatgutbörse des Stadtgartens Bebelhof ergeben hat.“
Auch wenn wegen der Corona-Krise zurzeit einiges ins Stocken geraten ist: Die ersten Tomatenpflanzen seien im Treppenhaus schon mal vorgezogen, mehrere ausleihbare Rädervarianten würden bereits für eine Rundfahrt auf den Gartenwegen genutzt und in den Köpfen spinnen sich die nächsten Ideen - denn weiter gehe es bald.