Psychiatrische Institutsambulanz in neuen Räumen




Braunschweig. Neue Möbel, viel Platz und erstmals eine eigene zentrale Anlaufstelle für Patienten: Die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) des Klinikums Braunschweig am Standort Salzdahlumer Straße hat einen guten Grund zum Feiern: Nach mehr als zwei Monaten Bauzeit konnten jüngst die neuen Räume bezogen werden.

Durch die Baumaßnahme wurden dringend benötigte Behandlungs- und Funktionsräume geschaffen und als Einheit zusammengeführt. „Das ist eine deutliche Verbesserung für Patienten und Mitarbeiter“, sagt Prof. Dr. Horst Kierdorf, Ärztlicher Direktor des Klinikums. Zeitgleich zum Umzug kann die PIA, eine Ergänzung zum stationären und teilstationären Angebot der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, auf ihr 10-jähriges Bestehen zurückblicken. Privatdozent Dr. Alexander Diehl, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, erklärt: „Im Zusammenhang mit der aktuellen ambulanten psychiatrischen Versorgungssituation und Wartezeiten von bis zu mehreren Monaten auf einen Behandlungsplatz ist dieses Angebot ein zentraler Baustein in der ambulanten Versorgung von Braunschweig geworden.“

Was sich in der PIA durch den Umzug verändert hat, kann sich wirklich sehen lassen: Waren die Räume bislang vereinzelt, teils improvisiert und ohne eigenen Bereich in verschiedenen Gebäuden untergebracht, haben die Mitarbeiter der Psychiatrischen Institutsambulanz nun erstmals einen eigenen Bereich auf einer Fläche von mehr als 100 Quadratmetern. Dazu zählen mehrere Einzeltherapiezimmer, besetzt durch Ärzte und Psychologen, ein Verwaltungsstützpunkt sowie ein Raum für den Sozialdienst. Erstmals gibt es außerdem einen eigenen Raum für die Gruppentherapie. Für die Instandsetzung und Renovierung des zuvor leer stehenden Gebäudes hat das Klinikum insgesamt 50.000 Euro investiert. Innerhalb der neunwöchigen Renovierungszeit wurden unter anderem ein neues Wasser- und Datennetz verlegt, Elektroleitungen ergänzt und Wände gestrichen.

Dass die PIA mit dem Umzug in die neuen Räume zeitgleich das 10-jährige Bestehen feiert, freut besonders Privatdozent Dr. Alexander Diehl, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie: „Mit der PIA wurde in den vergangenen Jahren ein zusätzliches Angebot etabliert, das sich in erster Linie an psychisch kranke Menschen richtet, für die der Zugang zu den ambulanten Behandlungsmöglichkeiten krankheitsbedingt oder aufgrund der gegenwärtigen psychiatrischen Versorgungssituation erschwert ist. Es sind häufig Patienten, die aufgrund der Art, Schwere oder Dauer ihrer Erkrankung vorübergehend ein besonderes, krankenhausnahes ambulantes Versorgungsangebot benötigen.“ Hauptaufgabe der Psychiatrischen Institutsambulanz ist es, Krankenhausaufnahmen zu vermeiden, stationäre Behandlungszeiten zu verkürzen sowie die soziale Reintegration psychisch kranker Menschen zu unterstützen und zu optimieren. Dr. Christian Algermissen, Leitender Oberarzt und Leiter der PIA, erläutert: „Damit dieses gelingt, arbeitet in der PIA ein multidisziplinäres Team aus Ärzten, Psychologen und Sozialarbeitern zusammen“. Gemeinsam ermöglichen sie eine umfassende, medizinische psycho- und sozialtherapeutische Versorgung der Patienten.

Die beachtliche Entwicklung der PIA wird anhand aktueller Zahlen deutlich. So hat sich die Anzahl der Patienten im Laufe ihres Bestehens verzehnfacht: Waren es vor zehn Jahren 30 bis 40 Patienten pro Quartal, so sind es heute 300 bis 400 pro Quartal. Auch personell hat eine starke Entwicklung stattgefunden: War die PIA zu Beginn mit einer halben Stelle eines Diplom-Psychologen sowie einer halben Stelle für Krankenpflege besetzt, so sind derzeit neben der ärztlichen Leitung vier psychologische Mitarbeiter mit verschiedenen Stellenanteilen dauerhaft in der Psychiatrischen Institutsambulanz angestellt. Die Einstellung eines weiteren Arztes ist aufgrund der Leistungsentwicklung kurzfristig vorgesehen. Im Geschäftszimmer sind zwei Krankenschwestern tätig, die vielfältige Aufgaben übernehmen und auch aufsuchende Hilfestellungen anbieten können.

Eine enge und wichtige Zusammenarbeit besteht zwischen der PIA und dem Sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamts der Stadt Braunschweig. Klienten, die durch den Sozialpsychiatrischen Dienst beraten werden, können bei Bedarf in der PIA behandelt werden. Thomas Meyer, Facharzt für Neurologie und Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes, arbeitet alle zwei Wochen in der PIA und lobt die gute Zusammenarbeit: „Ist bereits ein vertrauensvolles Arzt-Patienten-Verhältnis entstanden, kann der Arzt des Sozialpsychiatrischen Dienstes die weitere Behandlung übernehmen.“ Ein weiterer Vorteil für den Patienten sei die zusätzliche Option, über den Sozialpsychiatrischen Dienst aufsuchend zuhause behandelt zu werden. „Daher ist eine Anlaufstelle wie die Psychiatrische Institutsambulanz notwendig“, so Meyer. Eine Zusammenarbeit wie diese sei besonders mit Hinblick auf deutlich steigende Patientenzahlen und die zunehmende Intensität der notwendigen Betreuung wichtig. Meyer erklärt: „Die kassenärztliche Vereinigung berichtet über eine ausreichende ambulante psychiatrische Versorgung durch Fachärzte in Braunschweig. In der täglichen Arbeit stellen wir fest, dass die Wartezeit auf einen Behandlungsplatz zwischen zwei und sechs Monaten liegt. Dieser Sachverhalt wurde vom Sozialpsychiatrischen Verbund aufgenommen und wird in einer Fachgruppe bearbeitet.“

Die PIA ermöglicht eine rasche Diagnostik und Therapie für Menschen mit Erkrankungen aus nahezu dem gesamten Spektrum psychischer Krankheiten. Dazu zählen affektive Erkrankungen wie Depressionen und Manie ebenso wie Psychosen, Angst- und Zwangserkrankungen sowie Persönlichkeitsstörungen.