Raabe-Preis an Marion Poschmann verliehen


| Foto: Stadt BS/Rothe



Braunschweig. Die Schriftstellerin Marion Poschmann hat für ihren Roman „Die Sonnenposition“ den von der Stadt Braunschweig und dem Deutschlandfunk gestifteten und mit 30000 Euro dotierten Wilhelm-Raabe-Literaturpreis 2013 erhalten. Braunschweigs Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann und Deutschlandradio-Programmdirektor Andreas-Peter Weber überreichten die Auszeichnung. Die Laudatio hielt die Literaturkritikerin Dr. h. c. Sigrid Löffler.

Der Roman der diesjährigen Preisträgerin „Die Sonnenposition“ sei ein Meisterstück der Spiegelung und Täuschung und des Wechsels von Sich-Zeigen und Verbergen, heißt es in der Begründung der Jury. Das Werk sei eine erzählerische Meditation über die Rück- und Abseiten der Dinge, über Schatten und Kontraste. Mit feinster Sorgfalt habe die in Essen geborene Marion Poschmann Motive und Anspielungen in Beziehung zueinander gesetzt. Dabei sei eine Prosa entstanden, die in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur ihresgleichen sucht, so die Jury.

„Der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis ist in der Preislandschaft inzwischen unübersehbar und einer der renommiertesten Preise dieser Art in Deutschland“, sagte Oberbürgermeister Dr. Hoffmann. „Die Kooperation mit Deutschlandradio trägt dazu ganz erheblich bei. Ich bin sicher, auch mit der Verleihung des Preises an Marion Poschmann wird der Wilhelm-Raabe-Literaturpreis in diesem Jahr wieder von sich reden machen.“

„Marion Poschmann ist eins der ganz großen Versprechen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, so Jurysprecher Dr. Hubert Winkels vom Deutschlandfunk. „Mit ihrem Roman ‚Die Sonnenposition‘ ist ihr ein Werk gelungen, das besonders durch seine lyrische Sprache besticht. Dabei ist vor allem ihr Blick auf das Einzelne prägnant, da er ihre Texte vor Thesenhaftigkeit und Sterilität bewahrt. Außergewöhnlich ist dabei die Tatsache, dass die eigentlich als Dichterin bekannt gewordene Poschmann scheinbar mühelos von der Lyrik zur Prosa übergeht. ‚Die Sonnenposition‘ ist zweifelsfrei eines der besten Bücher des Jahres und durch die Verleihung des Wilhelm-Raabe-Preises an Marion Poschmann wird dieser Tag, zusammen mit der langen Nacht der Literatur, zu einem der wichtigsten Literaturereignisse in der Republik.“

„In der Literaturkritik gilt Marion Poschmann nicht erst seit ihrem aktuellen Roman als poetische Protokollantin des Scheiterns und der Defizite“, sagte die niedersächsische Ministerin für Wissenschaft und Kultur, Gabriele Heinen-Kljajić. „Ihre Gedichte wie ihre Prosa erforschen die Kehrseite des Aufschwungs und behandeln den Preis für Fortschritt und Leistungsdenken. Hier lässt sich durchaus eine Ähnlichkeit mit der Haltung Wilhelm Raabes erkennen. Denn auch er zog in vielen seiner Werke den im 19. Jahrhundert vorherrschenden Fortschrittsglauben in Zweifel und kritisierte den Materialismus sowie die Industriebegeisterung seiner Zeit.“

Mit der Verleihung des Wilhelm-Raabe-Literaturpreises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus, das einen besonderen Stellenwert in der Entwicklung des Preisträgers markiert. Es muss im Vergabejahr erschienen sein. Ausgeschlossen ist die Würdigung eines Erstlingswerkes oder des Gesamtwerkes.


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