Raus aus dem Lock-Down: ver.di kritisiert Ausweitung von Sonntagsöffnungen

Um aus dem Lock-Down rauszukommen wurde ein 10-Punkte-Plan erarbeitet, der unter anderem auch den Vorschlag für eine erleichterte Möglichkeit der Zulassung von Sonntagsöffnungen beinhaltet. ver.di kritisiert dies.

von Julia Seidel


Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Alexander Dontscheff

Braunschweig. Der Handelsverband Deutschland hat in Zusammenarbeit mit den Landesverbänden und Bundesfachverbänden einen 10-Punkte-Plan verfasst, der Vorschläge des Einzelhandels zu einer Exit-Strategie aus dem Lock-Down beinhaltet. Unter anderem beinhaltet der Plan, der bereits Anfang April an Niedersachsens Ministerpräsidenten Stephan Weil sowie Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann gesandt worden ist, auch die erleichterte Möglichkeit der Zulassung von Sonntagsöffnungen. Diese sollen zur Konsumstärkung für dieses Jahr befristet sein, wie der Handelsverband Niedersachsen-Bremen gegenüber regionalHeute.de berichtet. In einer Pressemitteilung kritisiert ver.di die "Forderungen des Einzelhandels zu regelmäßigen Sonntagsöffnungen". Hierbei wird neben dem Handelsverband Niedersachsen auch der Arbeitsausschuss Innenstadt Braunschweig angesprochen.


Die Arbeitsbedingungen im Einzelhandel seien während der letzten Wochen aufgrund von Kurzarbeit ohne Aufstockung durch die Arbeitgeber sowie der Verweigerung einer Prämie trotz enormer Mehrbelastung für viele Mitarbeiter schwierig gewesen, so ver.di. "Vor diesem beschämenden Hintergrund jetzt die Kollegen in die Sonntagsarbeit zwingen zu wollen, ist wirtschaftlich völlig unsinnig und bringe keinen Kunden zusätzlich in die Geschäfte", so Sebastian Wertmüller, Geschäftsführer von ver.di Bezirk Süd-Ost-Niedersachsen.

„In wessen Auftrag handelt eigentlich die Stadt Braunschweig, wenn Wirtschaftsdezernent Leppa unisono mit dem Handelsverband und dem Einzelhandelslobbyisten Jaeschke gegen Arbeitnehmerinteressen antritt?“, fragt sich Eberhard Buschbom Helmke, der den Einzelhandel als Gewerkschaftssekretär betreut. Rational sei es nicht erklärbar, wie man in Anbetracht der geringen Konsumlaune jetzt noch weitere Öffnungszeiten fordern könne, so Buschbom-Helmke.

Keine Rede von regelmäßigen Sonntagsöffnungen



„Die Aussage, dass ich oder die Stadt Braunschweig zusätzliche verkaufsoffene Sonntage gefordert hätten, ist so nicht richtig. Dies ist ein Vorschlag, der von Vertretern des Handels in einem Gespräch mit Wirtschaftsminister Dr. Bernd Althusmann eingebracht wurde, an dem auch ich teilgenommen habe und in dem unterschiedliche Perspektiven für die Wirtschaft und den Handel diskutiert wurden. Entsprechend gibt es bei der Stadt derzeit keine derartigen Pläne, vielmehr ist die Diskussion darüber, wie der Handel in dieser prekären Lage gestärkt werden kann, noch ganz am Anfang und muss dringend weitergeführt werden. Dass wir kreative Lösungen und vielleicht auch ganz neue Formate brauchen werden, zeigt neben der großen Zahl der Kurzarbeiter im Handel nicht zuletzt die Entwicklung bei Galeria Karstadt Kaufhof mit vielen bedrohten Arbeitsplätzen, die mich persönlich momentan stärker beschäftigt als die Debatte über verkaufsoffene Sonntage", erklärt Wirtschaftsdezernent Gerold Leppa auf Anfrage von regionalHeute.de.

Auch der Handelsverband widerspricht den Vorwürfen von ver.di. Von Regelmäßigkeiten sei an keiner Stelle die Rede gewesen. Lediglich stehe in dem Vorschlag unter Punkt sieben des 10-Punkte-Plans, dass es einer flächendeckenden, befristeten Liberalisierung des Ladenöffnungsrechts bedürfe. "Insbesondere die Ladenöffnung an Sonntagen sollte befristet für das Jahr 2020 ohne Auflagen und Beschränkungen zugelassen werden", heißt es darin weiter. Somit solle auch Non-Food-Händlern die Möglichkeit gegeben werden die verlorenen Umsätze wenigstens teilweise kompensieren zu können. Ebenso würden die erweiterten Ladenöffnungszeiten auch dazu beitragen, Auflagen wie zum Beispiel Hygienevorschriften und Abstandsgebot besser umsetzen zu können, da sich das Kundenaufkommen besser verteilen würde.


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