Revolutionäre Schädel-OP: 3D-Druck ersetzt Titan

Bei dem Verfahren wird ein passgenaues Implantat aus dem 3D-Drucker verwendet, dass sich in Knochengewebe umwandelt.

Chefarzt Prof. Dr. Klaus Zweckberger und leitender Oberarzt Dr. Henrik Giese bringen innovative Ansätze aus der Neurochirurgie wie die erste bioresorbierbare Schädelknochen-Rekonstruktion nach Braunschweig.
Chefarzt Prof. Dr. Klaus Zweckberger und leitender Oberarzt Dr. Henrik Giese bringen innovative Ansätze aus der Neurochirurgie wie die erste bioresorbierbare Schädelknochen-Rekonstruktion nach Braunschweig. | Foto: skbs/Nick Neufeld

Braunschweig. In diesem Monat hat die Klinik für Neurochirurgie des Städtischen Klinikums Braunschweig als erstes Krankenhaus in Niedersachsen und als zweite Klinik bundesweit eine völlig neuartige Operation durchgeführt. Das berichtet das Klinikum in einer Pressemitteilung.



Bei dem Eingriff wurde ein neues Verfahren der Schädelknochen-Rekonstruktion durchgeführt. Es handelt sich um ein patientenspezifisches Implantat, das im 3D-Druckverfahren aus bioresorbierbaren Materialien hergestellt wurde – und sich innerhalb von zwei Jahren in körpereigenes Knochengewebe umwandelt. Bislang kamen bei solchen Eingriffen Implantate aus Titan oder Kunststoff zum Einsatz, die dauerhaft im Körper verblieben. Mit dem neuen Verfahren eröffne sich erstmals die Möglichkeit, Defekte im Schädel so zu behandeln, dass am Ende wieder ausschließlich körpereigener Knochen vorhanden ist.

Millimetergenaue Vermessung


Der Eingriff wurde aufwendig vorbereitet: Zunächst wurde der Schädel des Patienten millimetergenau per Computertomographie vermessen. Aus diesen Daten fertigte die Firma Zimmer Biomet gemeinsam mit dem Kooperationspartner Osteopore® ein individuelles 3D-Modell an. Vor der Implantation wurde die Schädelplastik mit körpereigenem Knochenmark behandelt, um die Regeneration zu beschleunigen.

Hohe Passgenauigkeit


Durchgeführt wurde die Premiere von Dr. Henrik Giese, Leitendem Oberarzt der Klinik für Neurochirurgie. „Die Passgenauigkeit des Implantats war beeindruckend – es fügte sich wie ein maßgeschneiderter Schlüssel in die bestehende Schädelstruktur ein“, berichtet Giese. „Die Kombination aus 3D-Druck, bioresorbierbarem Material und körpereigenem Knochenmark eröffnet uns völlig neue Dimensionen in der rekonstruktiven Medizin.“

Innerhalb der kommenden Monate soll ein CT zeigen, wie schnell der Prozess des Knochenaufbaus voranschreitet. Spätestens nach zwei Jahren sei das Ziel erreicht: Das Implantat werde vollständig durch körpereigenes Knochengewebe ersetzt sein – ohne Fremdmaterial, ohne langfristige Belastung.