Roman über Corona-Pandemie gewinnt Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2025

Schriftsteller Jonas Lüscher wird am 1. November für sein Werk ausgezeichnet.

Symbolbild.
Symbolbild. | Foto: Julia Fricke

Braunschweig. Der vom Deutschlandfunk und der Stadt Braunschweig gestiftete und mit 30.000 Euro dotierte Wilhelm Raabe-Literaturpreis geht an Jonas Lüscher für seinen 2025 im Hanser Verlag erschienen Roman "Verzauberte Vorbestimmung". Das teilt die Stadt Braunschweig in einer Pressemitteilung mit.



Zur Begründung erklärte die Jury: Jonas Lüschers "Verzauberte Vorbestimmung" sei ein Roman, der auf eindrückliche und eindringliche Weise von einer Zäsur unserer Zeit, der Corona-Pandemie, erzählt und diese Erfahrung mit dem historischen und philosophischen Fundament, auf dem wir stehen, verwebt. "Verzauberte Vorbestimmung" sei eine dichte, materialgesättigte Reflexion durch Raum und Zeit über das Verhältnis von Mensch und Maschine, ein Ringen mit der unauflösbaren Ambivalenz zwischen den Segnungen technischen Fortschritts und dem Wissen um die lebensfeindlichen Auswüchse technischer Innovation.

Giftgas-Angriff und Coviderkrankung


Eine Ambivalenzerfahrung, die angesichts der eigenen erlebten Todesnähe des Autors existentieller nicht sein könnte. "Verzauberte Vorbestimmung" gehe bei alledem darüber hinaus der Frage nach den Möglichkeiten und Bedingungen von Kunst und Künstlern nach. Die Sprache Jonas Lüschers werde dabei zu einer ganz eigenen Ästhetik des Widerstands: Dem möglichen Verkümmern des Vitalen im Korsett der instrumentellen Vernunft, dem drohenden Erstickungstod - durch den ersten Giftgas-Angriff der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg oder durch das Kollabieren der Lungen während einer Coviderkrankung - werde durch die weit ausschwingenden, musikalischen Perioden im Text ein Raum der Freiheit entgegengestellt.

Die Jury des Wilhelm Raabe-Literaturpreises setzt sich in diesem Jahr zusammen aus Prof. Dr. Gerd Biegel (Präsident der Internationalen Raabe-Gesellschaft e.V.), Dr. Hanna Engelmeier (UdK Berlin), Thomas Geiger (Literaturvermittler), Samuel Hamen (freier Literaturkritiker), Prof. Dr. Anja Hesse (Dezernentin für Kultur und Wissenschaft der Stadt Braunschweig), David Hugendick (Die ZEIT und ZEIT ONLINE), Dr. Michael Schmitt (3sat), Prof. Dr. Julia Schöll (Institut für Germanistik, TU Braunschweig) und als Sprecherin der Jury Dr. Wiebke Porombka (Deutschlandfunk).

Live-Übertragung im Radio


Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum und Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue überreichen Jonas Lüscher den Wilhelm Raabe-Literaturpreis 2025 am Samstag, 1. November, im Rahmen eines Festaktes im Kleinen Haus des Braunschweiger Staatstheaters. Der Digitalkanal Deutschlandfunk Dokumente und Debatten überträgt die Preisverleihung am 1. November, 16.30 Uhr, live im Radio und im Netz, eine Aufzeichnung ist am 29. November ab 20.05 Uhr im Deutschlandfunk zu hören.

Mit der Verleihung dieses Preises zeichnen die Stadt Braunschweig und der Deutschlandfunk jährlich ein in deutscher Sprache verfasstes erzählerisches Werk aus. Mit der Auszeichnung soll exemplarisch das bis zum Zeitpunkt der Preisverleihung publizierte literarische Schaffen gewürdigt werden. Ein neues Buch des Preisträgers muss im laufenden Kalenderjahr der jeweils aktuellen Vergabe erschienen sein.

Bisherige Preisträger


Zu den bisherigen Preisträgern gehören Rainald Goetz, Jochen Missfeldt, Ralf Rothmann, Wolf Haas, Katja Lange-Müller, Andreas Maier, Sibylle Lewitscharoff, Christian Kracht, Marion Poschmann, Thomas Hettche,Clemens J. Setz, Heinz Strunk, Petra Morsbach, Judith Schalansky, Norbert Scheuer, Christine Wunnicke, Gert Loschütz, Jan Faktor, Judith Hermann und Saša Stanišić.