Braunschweig. In sechs Braunschweiger Kindertagesstätten startet das Elternbildungs- und Sprachförderprogramm "Rucksack in der KiTa", ein modellhaftes Konzept zur Stärkung der Elternkompetenzen im Bereich Bildungs- und Sprachförderung.
Bereits jetzt steht fest, dass die städtische Kita Siegmundstraße und das Evangelische Kinder- und Familienzentrum St. Georg, ebenfalls im Siegfriedviertel, dabei sind. Weitere sollen folgen. Beide wollen bei dem Projekt eng kooperieren. Das Programm richtet sich an Eltern ohne und mit Migrationshintergrund und ihre Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren. Ziel ist zum einen die allgemeine sprachliche Bildung der Kinder und zum anderen die Förderung der Eltern hinsichtlich einer optimalen Entwicklung ihrer Kinder. Die Sprachförderung der Kinder erfolge anhand von Themen, wie beispielsweise Körper, Kleidung, Gruppe, Bewegung, Ernährung, Familie, Tiere und Medien. Die Kinder würden hierbei von den Eltern in der Herkunftssprache und von den Erzieherinnen und Erziehern in der deutschen Sprache gefördert. Aber nicht nur die Kinder sollen von dem Rucksack-Projekt profitieren, sondern auch die Eltern beziehungsweise die Mütter der Kinder. So sollen die Mütter hautnah erfahren, wie sie ihre Kinder in ihrer Entwicklung optimal fördern können. Dabei kann auch in der jeweiligen Muttersprache kommuniziert werden. Mit Hilfe der Nutzung der Erstsprache soll somit einerseits die Mehrsprachigkeit und Entwicklung der Kinder gefördert und andererseits die Erziehungs- und Sozialkompetenz sowie das Selbstwertgefühl der Mütter gestärkt werden.
Wie funktioniert das Rucksack-Prinzip?
Damit die Bildung von Müttern und deren Kindern funktionieren kann, bedürfe es aber qualifizierter Leute. Das Besondere am Rucksack-Programm, das bereits an vielen Standorten in Deutschland erfolgreich umgesetzt wird, ist der Ansatz, die Eltern selbst als Mittler in die Bildungsarbeit einzubeziehen. Sie leiten als Elternbegleiter eine Gruppe von anderen Eltern, meist Mütter, in ihrer Kita an und erarbeiten einmal wöchentlich mit ihnen das Rucksack-Material, erklärte Beate Hamilton-Kohn, Projektleiterin des DialogWerks. Dabei kann auch in der jeweiligen Muttersprache kommuniziert werden.
Ziele des Rucksack-Projektes
Das Projekt wurde initiiert von Sozialdezernentin Dr. Andrea Hanke. Es wird von der Volksbank BraWo Stiftung finanziert und vom "DialogWerk" in der Haus der Familie GmbH, einem Unternehmen der Volkshochschule Braunschweig, koordiniert. Die Volksbank BraWo Stiftung finanziert das Projekt bis Ende 2017 mit 112.500 Euro. "Wenn es um Kindererziehung geht, sind Eltern die wichtigsten und kompetentesten Partner", unterstreicht Stadträtin Dr. Hanke. "Ihre Kenntnisse und Erfahrung zu nutzen und ihre Mitwirkung in Erziehungs- und Lernprozessen zu fördern, ist uns ein wichtiges Anliegen. Deshalb freue ich mich sehr, dass die Volksbank BraWo Stiftung, die sich in vielen Leuchtturmprojekten für gute Bildungschancen von Kindern in der Region Braunschweig einsetzt, auch für ‚Rucksack in der KiTa‘ engagiert."
"Viele erreichen"
"Die sprachliche Entwicklung von Kindern ist eine der Schlüsselkompetenzen für den weiteren Lebensweg", hebt Carsten Ueberschär, Leiter der Direktion Braunschweig der Volksbank BraWo, hervor. „Aus diesem Grund unterstützen wir gern das ‚Rucksack‘-Projekt und wollen damit unseren Beitrag für die nachhaltige Förderung der Sprachentfaltung von Kindern und Jugendlichen leisten." Ulla Wilharm-Jansen, Geschäftsführerin der Haus der Familie GmbH ergänzte: „Wir können auf diesem Wege vielen Familien und Kindern helfen, die sonst nur schwer zu erreichen sind, und ihre gesellschaftliche Teilhabe stärken.“ Wenn man die Eltern stärke, würde dies am Ende auch die Kinder nach vorne bringen.
Positive Effekte nachgewiesen
"Wir haben uns bewusst dafür entschieden, das Projekt trägerübergreifend anzulegen, um einen konstruktiven Austausch untereinander zu ermöglichen. Wir hoffen so langfristig auch, daraus ein Konzept für ganz Braunschweig entwickeln zu können", so Hamilton-Kohn. Die positiven Effekte des Rucksack-Programms wurden in verschiedenen Studien, unter anderem in einer Untersuchung der Universität Köln im vergangenen Jahr, nachgewiesen.
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