Rückkehr zum Regelbetrieb in Kitas: AWO warnt vor unerfüllbaren Erwartungen

Gegenüber der Öffentlichkeit werde von politischer Ebene vermittelt, dass der Regelbetrieb problemlos wieder aufgenommen werden könne. Stattdessen würden die Verantwortlichen aber vor unzähligen Herausforderungen stehen.

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Symbolbild. | Foto: Pixabay

Braunschweig. Mit erheblichem politischem Druck wird aktuell auf eine schnelle Öffnung hin zum Regelbetrieb in der Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege in verschiedenen Bundesländern hingewirkt. Damit soll Eltern die Umsetzung des uneingeschränkten Rechtsanspruchs auf Förderung ihrer Kinder ermöglicht werden. Die AWO begrüßt es sehr, dass damit für alle Kinder wieder Teilhabe an frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung geschaffen wird. Die Bedarfe von Kindern und ihren Familien sind berechtigt und werden durch die Einrichtungen und Kindertagespflegepersonen vor Ort bestmöglich umgesetzt. Gegenüber der Öffentlichkeit wird von politischer Ebene vermittelt, dass der Regelbetrieb problemlos wieder aufgenommen werden kann. Stattdessen stehen die Verantwortlichen aber vor unzähligen Herausforderungen, wie die AWO in einer Pressemitteilung berichtet.


Etwa 20 Prozent der Mitarbeitenden in den Kindertageseinrichtungen und der Kindertagespflege würden selbst zur Risikogruppe gehören. Es fehle daher an Personal, um für alle Kinder einen Regelbetrieb im Umfang wie vor der Corona-Pandemie zu gewährleisten. Außerdem seien mit einem uneingeschränkten Regelbetrieb nicht alle erforderlichen Hygienemaßnahmen vollumfänglich umsetzbar, da es schlicht an Räumlichkeiten und zum Teil an Material fehle.

Die Rückkehr zum Regelbetrieb bedeute nach dieser langen Zeit auch eine schrittweise Eingewöhnung. Besonders kleinere Kinder seien davon betroffen und könnten nicht ohne Übergang ganztägig ihre Kita oder Kindertagespflege besuchen. Damit verbunden sei eine schrittweise Aufnahme von Kindern. Die Kommunikation und Aushandlung mit den Eltern zu den Betreuungsumfängen bleibe häufig allein auf den Schultern der Einrichtung oder des Trägers. Das öffentlichkeitswirksame Narrativ des problemlos möglichen Regelbetriebs sei nicht unterstützend für die Verständigung mit den Eltern.

Dazu erklärt Dirk Bitterberg, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AWO-Bezirksverbandes Braunschweig: „Um nicht erfüllbare Erwartungen und damit Konflikte zu verhindern, sollten in der Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit und damit auch gegenüber den Familien die Rahmenbedingungen und Herausforderungen für Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege eine größere Rolle spielen, sich an der Realität orientieren und nicht einlösbare Versprechen vermeiden. Erforderlich sind erfüllbare Hygiene- und Infektionsschutzregelungen, auf die sich die Verantwortlichen angemessen vorbereiten können. Es sind Teststrategien für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich Kindertagesbetreuung zu erarbeiten, die rechtzeitig vorgehalten werden. Bund und Länder sollten das Problem des fehlenden Personals anerkennen und bei der Lösungssuche Unterstützung bieten.“

Zudem sehe die AWO die Notwendigkeit, eine mögliche zweite Infektionswelle mit dem Corona-Virus vorzubereiten. Es seien Konzepte und stabile, längerfristige Strukturen notwendig, mit denen Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflegepersonen einem erneuten Pandemie-Geschehen standhalten können.


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