Rüge für Europa: Gerhard Schröder kritisiert Asylpolitik

von Sina Rühland


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Braunschweig. Der Einladung zum Fastenbrechen des Braunschweiger Muslime-Rates folgten am Mittwochabend unter anderem der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder sowie Oberbürgermeister Ulrich Markurth. Schröder nutzte seine Rede, um auf die Missstände der europäischen Asylpolitik hinzuweisen. 

Für Muslime in aller Welt hat Mitte Juni die wichtigste Zeit des Jahres begonnen – der Fastenmonat Ramadan. Seit einigen Wochen verzichten gläubige Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnennuntergang auf essen, trinken und rauchen. Sie verpflichten sich, moralisch einwandfrei zu handeln. Der Verzicht soll die Gläubigen näher zu Gott bringen, soll sie an die Menschen erinnern, denen es schlecht geht. In seiner Rede sprach Altkanzler Gerhard Schröder eben die an, die vor den Grenzen Europas stehen und vor Krieg, Armut und Verfolgung geflüchtet sind. Er kritisierte die Flüchtlingspolitik der Union: "Die europäische Asylpolitik ist eine Schande." Die EU hätte eine Verbesserung der Lage versprochen und dennoch keine gemeinsame Antwort gefunden. Erst kürzlich konnten sich die EU-Regierungschefs nicht auf einen fairen Verteilungsschlüssel der Schutzsuchenden einigen. Schröder verwies auf Staaten wie den Libanon, die Türkei oder Jordanien, die trotz mittlerweile geringer Aufnahmekapazitäten weiterhin Flüchtlinge aufnehmen. "Die Türkei hat 1,8 Millionen Menschen aufgenommen, der Libanon 1,2 Millionen. Das kleine Land Jordanien 600.000." In den Lagern fehle es an Lebensmitteln und an Infrastruktur.

Einen akuten Handlungsbedarf sehe er auch bei Einreise und Arbeitsbestimmungen. "Wir brauchen legale Arbeitsmöglichkeiten für die Menschen, die nach Europa kommen. und es muss legale Einreisemöglichkeiten geben – das wäre ein echter Kampf gegen Menschenhändler und Schleuser." Er könne der Aussage des italienischen Regierungsschefs Matteo Renzi nicht widersprechen, der den EU-Gipfel ein "Festival der Egoisten" nannte. Schröder forderte neben einer überarbeiteten Asylpolitik auch humanistische Missionen in Bürgerkriegsgebieten: "Europa tut zu wenig."

Ramadan, die Zeit des respektvollen Miteinanders


Wenn allabendlich die Sonne untergeht, dann ist die Zeit des Fastenbrechens angelaufen. Von nun an dürfen Muslime ihre Enthaltsamkeit bis zur Morgendämmerung unterbrechen. "Der Ramadan ist die Zeit der Gastfreundlichkeit und des respektvollen Miteinanders", sagte der Vorsitzende des Muslime-Rates Hayri Aydin. Er erinnerte an die Lage vieler Muslime in der Welt, sprach von Krieg in Syrien und Stigmata aufgrund von vermeintlich gläubigen Terroristen. Ebenso verwies er auf die Fortschritte, die in Braunschweig seit einiger Zeit erkennbar seien – abgesehen von der islamfeindlichen Bewegung. "Wir sind glücklich, ein selbstverständlicher Teil der Gemeinschaft zu sein." Oberbürgermeister Ulrich Markuth pflichtete Aydin bei. "Wir stehen in Braunschweig für Weltoffenheit und Toleranz."


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