Region. Der Name "Schaufensterkrankheit" klingt harmlos, doch es handelt sich um eine Gefäßerkrankung, die mit einem Einkaufsbummel und Schaufenstern rein gar nichts zu tun hat. Dahinter verbirgt sich vielmehr eine weit verbreitete Durchblutungsstörung, die im Extremfall gefährlich sein kann.
"Die Schaufensterkrankheit beschreibt die Unfähigkeit, längere Strecken am Stück gehen zu können. Die Ursache ist häufig eine Durchblutungsstörung in den Beinen", sagt Ralf Koch, Chefarzt für Gefäß- und endovaskuläre Chirurgie an der Asklepios Harzklinik Goslar. Der Name sei daher abgeleitet, dass man Menschen, die unter dieser Erkrankung leiden, häufig stehend vor Auslagen sehe. "Sie können keine längeren Strecken gehen, müssen Pausen machen, um sich von dem Schmerz und der fehlenden Durchblutung in den Beinen zu erholen", sagt Koch. Nach kurzer Zeit sei wieder genug Blut in den Beinen, um ein kurzes Stück gehen zu können, bis die nächste Pause nötig ist.
Welche Symptome treten bei der Schaufensterkrankheit auf?
"Die Patienten klagen häufig über Krämpfe und Schmerzen in den Beinen, die bei Benutzung ihrer Muskulatur in den Beinen auftritt. Das heißt also beim Gehen, beim schnellen forcierten Berg angehen zum Beispiel", so der Chefarzt. Die Schmerzen würden daher kommen, dass nicht genug Blut in die Beine kommt, welches Sauerstoff und Nährstoffe transportiert. "Die Muskeln melden sich durch Schmerzen, versagen ihren Dienst und derjenige, der unter dieser Erkrankung leidet, muss dann kurzfristig stehen bleiben", so Koch.
Ist die Schaufensterkrankheit vererbbar?
"Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass es Faktoren gibt, die die Widerstandsfähigkeit für Durchblutungsstörungen steigert oder mindert. Wissenschaftliche Untersuchen zeigen uns, dass es tatsächlich genetische Verankerungen dafür gibt. Wir sind weit weg davon, diese konkret zu behandeln, aber die Zuversicht ist da, dass wir vielleicht in 50 Jahren in der Lage sind, diese Erkrankung auch durch genetische Ansätze zu behandeln", erklärt Chefarzt Ralf Koch.
Wie wird die Schaufensterkrankheit behandelt?
Die erste Anlaufstelle für Patienten mit Beschwerden sei häufig der Hausarzt. Hier würden Untersuchungen durchgeführt werden, die Hinweise auf eine mögliche Schaufensterkrankheit bringen könnten, sagt der Experte. Von dort aus gehe es weiter zu einem Spezialisten, der weitere Untersuchungen durchführe. "Die Behandlung erfolgt in der Regel zunächst konservativ. Das heißt, man versucht durch eine Verbesserung der Lebensumstände, durch eine Behandlung der Grunderkrankung die Bedingungen zu verbessern", sagt Koch. Manchmal seien aber auch Operationen erforderlich, die in aller häufigster Art und Weise über eine lokale Betäubung durchgeführt werden könnten.
Was kann man selbst tun, um den Krankheitsverlauf zu verbessern?
"Wir wissen durch viele Untersuchungen, dass eine gesunde Lebensweise, eine gesunde Ernährung und körperliche Betätigung sinnvoll und gut sind, um die Durchblutung der Beine zu fördern und zu stärken", sagt Koch. Dies sei sogar bei den Patienten möglich, die bereits unter einer Schaufenstererkrankung leiden. Damit könne der Zustand deutlich gebessert werden.
Ist die Schaufensterkrankheit heilbar?
"Heilbar ist die Erkrankung im Sinne der Durchblutungsstörung der Beine leider nicht. Wir wissen, dass es sich hierbei um einen chronischen Prozess handelt, der sich über Jahrzehnte hinweg entwickelt", so Koch. Zwar lasse sich dieser Prozess durch die Behandlung der Grunderkrankung verlangsamen, aber eine grundsätzliche Heilung sei der Medizin bislang nicht gelungen.
Sind Männer und Frauen gleichermaßen betroffen?
Männer im jüngeren und mittleren Lebensalter seien von der Durchblutungsstörung häufiger betroffen als Frauen. "Ab einem Alter von etwa 60 Jahren gleicht sich das an", sagt Koch. Eine wissenschaftliche Ursache dafür könne man zwar nicht anführen, es werde jedoch vermutet, dass Männer im jüngeren und mittleren Alter "verschleißreicher" leben würden und sich dies erst im höheren Lebensalter ausgleiche.
Welchen Einfluss hat Rauchen auf den Verlauf der Schaufensterkrankheit?
"Von den vielen Faktoren, die wir kennen, die sich negativ auf die Durchblutung auswirken, wissen wir, dass Rauchen ein und der entscheidende Faktor ist, den wir auch als Patient selber beeinflussen können. Es gibt bei den zirka 4000 verschiedenen Inhaltsstoffen, die Zigarettenrauch hat, zahlreiche Faktoren, die giftig und schädlich für die Gefäße und für die Blutzusammensetzung sind und die sich daher negativ auf die Durchblutung auswirken", erklärt Chefarzt Ralf Koch. Das Aufhören mit dem Rauchen habe einen entscheidenden positiven Effekt für die Entwicklung dieser Erkrankung.
Kann Fahrradfahren helfen, der Schaufensterkrankheit vorzubeugen?
"Jede Form der sportlichen Tätigkeit ist hilfreich und sinnvoll. Wir wissen, dass durch körperliche Aktivität - und nicht nur in den Beinen - Stoffe ausgeschüttet werden, die sich positiv auf die Gefäße auswirken", so Koch. Der positive Effekt von körperlicher Betätigung wirke sich auf den ganzen Körper aus.
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