Schockierende Verzierungen: Sind das Hakenkreuze am Vieweghaus?

Rund um das historische Gebäude des Landesmuseums befindet sich eine Verzierung an der Fassade. Handelt es sich dabei um Hakenkreuze?

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In der Vergrößerung ist die besagte Verzierung klar zu erkennen.
In der Vergrößerung ist die besagte Verzierung klar zu erkennen. | Foto: regionalHeute.de; privat

Braunschweig. Vielen Besuchern des Burgplatzes dürfte es bislang vermutlich gar nicht aufgefallen sein, doch schaut man einmal genauer hin, dann gibt es ein Detail am Vieweghaus, das Fragen aufwirft. Das historische Gebäude des Landesmuseums hat eine verzierte Fassade. In den Stein eingearbeitet findet sich ein dünnes Linienmuster. Sind das etwa Hakenkreuze? regionalHeute.de wurde von einem Leser aufmerksam gemacht und hat bei den 3Landesmuseen nachgefragt.



Handelt es sich um ein Relikt aus der NS-Zeit oder wurden dort gar Symbole absichtlich im Muster "versteckt"? Es hätte eine ziemlich unangenehme Frage sein können, die dem Museum von uns zugegangen ist. Doch dort begrüßt man den Hinweis sogar: "Wir begrüßen das kritische Bewusstsein und die Aufmerksamkeit Ihrer Leser*innen sehr und erteilen gerne Auskunft in dieser Angelegenheit."

Bei der fraglichen Form handele es sich um ein Detail eines sogenannten Mäanderkreuzbandes; eine Verzierung, die auf die klassische Antike zurückzuführen sei. Dokumentiert sei ebendieses Muster unter anderem auf griechischen Gefäßen sowie als Bauschmuck, in Form von Mosaiken oder als gewebte Bordüre an der Kleidung. Die verschlungene, scheinbar endlose Linienführung von Mäanderbändern stand symbolisch für die Ewigkeit, erklärt das Landesmuseum.

Wie kam es aber nach Braunschweig?


Das Mäanderkreuzband des Vieweghauses stamme aus dessen Bauzeit um 1800 und setzte sich in gemalter Form ursprünglich sogar im Inneren des Hauses fort. Im zeitgenössischen Sprachgebrauch seien solche Verzierungen ihrer Herkunft entsprechend "à la Greque" bezeichnet worden, also "nach griechischer Art".

Mäander hätten ein kennzeichnendes Element der damals hochaktuellen Stilrichtung des Klassizismus dargestellt. Typisch für diese Epoche sei der Rückgriff auf antike Vorlagen, die als besonders vollkommen empfunden wurden und folgerichtig als besonders nachahmenswert galten. Als ästhetische Orientierungshilfe zur Ausprägung eines gebildeten "Geschmacks" entstanden zu Beginn des 19. Jahrhunderts eigene Musterbücher, in den Künstler, Architekten, Handwerker und Gewerbetreibende ganz praktisch Vorlagen zur Gestaltung von Kunstwerken, Alltagsgegenständen wie Möbeln oder Bauwerken fanden.

Ein klares Zeichen für die Nachwelt


Wie man das Muster interpretieren sollte, erklärt das Landesmuseum weiter: "Die (haken-)kreuzförmigen Elemente im Mäanderband des Vieweghauses entstehen durch Überlagerung einer gegenläufigen rechtwinkligen Linienführung, in deren Verlauf sie eingebettet sind, wogegen es sich bei dem von den Nationalsozialisten vereinnahmten, im Zuge ihrer antisemitischen und rassistischen Ideologie missbräuchlich umgedeuteten Symbol um ein Solitärzeichen handelt. Der Bauschmuck, den Friedrich Vieweg 1804 an seinem Verlagshaus anbringen ließ, stand im Zeichen der Aufklärung, Bildung, Weltoffenheit und Toleranz. Auf diese Art sollten wir ihn auch heute lesen."


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