Braunschweig. Die Stadt Braunschweig bittet die Bürgerinnen und Bürger, ihr in der derzeitigen Brutzeit Nistplätze von Mehlschwalben, Rauchschwalben und Mauerseglern sowie von Fledermausquartieren mitzuteilen. Auf diese Weise möchte die Abteilung Umweltschutz einen besseren Überblick über das Vorkommen dieser geschützten Arten im Stadtgebiet gewinnen, um auf dieser Grundlage den Artenschutz zu verbessern.
Im Internet auf www.braunschweig.de/artenschutz ist unter der Rubrik „Gebäudebrüter“ ein Meldebogen geschaltet. Darüber hinaus kann kostenloses Informationsmaterial zum Thema Artenschutz an Gebäuden, etwa bei Sanierungsarbeiten, zur Verfügung gestellt werden. Kontakt: umweltschutz@braunschweig.de oder Telefon 0531 470 6348.
„Wir setzen eine Aktion fort, die im vergangenen Jahr gestartet wurde“, erläutert Uwe Kirchberger, bei der Stadtverwaltung für den Artenschutz zu-ständig. „Über 100 Einwohnerinnen und Einwohner meldeten uns seither rund 300 Brutpaare der Mehlschwalbe und 90 Mauerseglerpaare, die bevorzugt hohe Gebäude für ihre Nester wählen. Über Fledermausvorkommen gab es 30 Meldungen.“
Die Frühlingsboten Mehlschwalbe, Rauchschwalbe und Mauersegler, aber auch diverse Fledermausarten haben sich als so genannte Kulturfolger eng dem Menschen angeschlossen. Für die einstigen Felsbesiedler boten Gebäude in Dörfern und Städten mit ihren Nischen und Spalten an den Dächern über viele Jahrhunderte einen geeigneten Brut- und Nistplatz, wo sie oft in Kolonien brüteten oder ihre Jungen aufzogen. Diese Arten haben in Siedlungsbereichen ihr Hauptverbreitungsgebiet und treten andernorts ausgesprochen selten auf.
Die meisten Vogel- und Fledermausarten, welche Gebäude besiedeln, sind sehr standorttreu und nutzen ihre Quartiere oft ein Leben lang. Sie kehren jedes Jahr zu ihnen zurück. Dabei sind die alljährlich im Mai heimkehrenden Schwalben und Mauersegler sowie aus dem Winterschlaf erwachenden Fledermäuse darauf angewiesen, ihre Nistplätze und Quartiere wiederzufinden.
In den vergangenen Jahrzehnten haben die Bestände unserer Gebäudebrüter dramatisch abgenommen, bei Schwalben um über 70 Prozent. Ursachen sind fehlende Lehmpfützen zum Nestbau, Abbruch von Altgebäuden, Gebäudesanierungen mit oft zum Brüten ungeeigneten Fassaden, Wärmedämmung, aber auch der Rückgang der Landwirtschaft in den Ortschaften.
„Im Rahmen von Wärmesanierung und moderner Bauweise werden Nistplätze immer seltener, da Fugen und Ritzen weitestgehend vermieden wer-den. Es lassen sich aber diverse Nisthilfen in die Gebäude integrieren, wobei inzwischen auch keine Wärmebrücken mehr zu befürchten sind“, zeigt Uwe Kirchberger Alternativen auf. „Ein positives Beispiel liefert die Nibelungen-Wohnungsbaugesellschaft, die bei den Wärmesanierungen ihrer Wohnobjekte grundsätzlich Nistmöglichkeiten für Sperlinge, Mauersegler und Fledermäuse vorsieht. Hierzu werden Lüftungsziegel im Dach integriert, und Traufkästen mit Öffnungen versehen, um den Tieren Zugangsmöglichkeiten zu bieten.“ Darüber hinaus gibt es zahlreiche weitere Möglichkeiten, mit den heimischen Arten unter einem Dach zu wohnen. Die Abteilung Umweltschutz der Stadt Braunschweig berät gern zum Thema Artenschutz an Gebäuden.
Viele Niststätten oder Fledermausquartiere sind aber auch gar nicht bekannt, und so kann Unkenntnis über die Anwesenheit dieser zum Teil sehr unauffälligen Mitbewohner auch zur unbeabsichtigten Beseitigung von Niststätten führen. „Deshalb bitten wir die Bürgerinnen und Bürger um Mithilfe“, sagt Kirchberger. Habe die Verwaltung einen besseren Überblick über das Vorkommen dieser Tiere, könne sie Gebäudeeigentümer auch besser über den richtigen Schutz informieren.
Weitere Infos zu den geschützten Arten
• Die Bestände von Fledermausarten sowie früher häufigen Gebäudebrüter wie z. B. Mauersegler, Rauch- und Mehlschwalbe sind rückläufig und stehen auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten.
• Der Schutz von Fledermäusen und europäischen Vogelarten sowie ihrer Nistplätze ist im § 44 Abs.1 Nr.1 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) verankert
• Alle Fledermausarten sind in den Anhängen II und/oder IV der FFH-Richtlinie aufgeführt und somit auch europarechtlich geschützt
• Für einen effektiven Schutz dieser Tierarten ist es erforderlich, Erkenntnisse über deren Vorkommen und Verbreitung im Stadtgebiet zu erlangen
Schwalben und Fledermäuse schützen: Stadt bittet um Hilfe
| Foto: Mark Hallfeldt

