Braunschweig. Seit vielen Jahren wird der Ruf nach einer Einrichtung mit Wohnangeboten für Senioren im Stadtbezirk Wenden-Thune-Harxbüttel immer lauter. Kein Wunder, denn bisher gibt es hier nichts dergleichen. Um das Ansinnen zu untermauern, wurden Unterschriften gesammelt und am Dienstag im Rahmen der Ratssitzung an die zuständigen Dezernenten übergeben. Das teilt Heidemarie Mundlos mit.
Fortziehen im Alter? Das können sich die meisten Senioren im Stadtbezirk nicht vorstellen, denn die über Jahrzehnte gewachsenen Kontakte zu Nachbarn, Freunden und Vereinen möchten sie – gerade im fortgeschrittenen Alter – nicht aufgeben. „Einen alten Baum verpflanzt man nicht“, hört man oft sagen.
„Und was tut die Politik?“, fragen aber auch viele. Sie können sich über die Aktivität des Bezirksrates nicht beschweren. Dort wurde die Ermöglichung eines Wohnens im Alter immer wieder gefordert, und zwar seit über zehn Jahren. Doch die Antwort der Stadt hieß „abwarten“, so zuletzt im Jahr 2016.
Eine Fläche im Baugebiet Wenden-West reservieren
Am 11. September 2018 wurde in den Beratungen des Bezirksrats 323 zum Bebauungsplan Wenden-West der Wunsch geäußert, bereits im 1. Bauabschnitt eine Fläche für seniorengerechtes, betreutes Wohnen vorzusehen. Diesem Wunsch schlossen sich vom 28. Januar bis 11. März 2019 durch Unterschrift 1.368 Menschen an und forderten: „Nicht mehr warten – Betreutes Wohnen Plus* jetzt!“
Von dieser Resonanz war auch die Initiative vor Ort überwältigt und ermutigt. Heidemarie Mundlos als Mitinitiatorin erklärte: „Das ist ein starkes Signal an die Stadt Braunschweig. In unserem Bezirk gibt eszirka 1.800 Menschen im Seniorenalter (60+). Verglichen damit erleben wir eine Unterstützung von über 70Prozent – davon wagen Parteien nicht mal zu träumen!“ Sie ist zugleich dankbar, dass es viele Helferinnen und Helfer gab, die Unterschriftslisten in Geschäften auslegten und betreuten oder teilweise sogar von Haustür zu Haustür gingen.
Unterschriften übergeben
Am Dienstag wurden die Unterschriften am Rande der Sitzung des Braunschweiger Rates Sozialdezernentin Christine Arbogast und Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer übergeben. Beide zeigten sich stark beeindruckt und sagten zu, das Anliegen im Rahmen der Bebauungsplanung Wenden-West zu prüfen. Die größte Freude wäre für die Senioren und jene, die es mal werden, die Nachricht aus dem Rathaus: „Es klappt. Wir reservieren eine Fläche für Seniorenwohnen im 1. Bauabschnitt Wenden-West.“
Ein wichtiger Aspekt für die Stadt sollte dabei nicht unterschlagen werden: Vielen Senioren ist die von ihnen derzeit bewohnte Wohnung oder das Haus zu groß. Ein Umzug in das Betreute Wohnen macht daher im Bestand Wohnraum frei, der ja in Braunschweig dringend benötigt wird – auch für Familien mit Kindern. So ergänzen sich die Interessen von „Alt“ und „Jung“ in idealer Weise.
*) „Betreutes Wohnen Plus“ beinhaltet neben seniorengerechten Wohneinheiten weitere Bereiche z.B. mit einer Pflegegruppe sowie Service- und Sozialeinrichtungen (Nachbarschaftshilfe, Gemeinschafts- und Begegnungsräume etc.) – Vorbild ist u. a. der Achilles Hof in BS-Watenbüttel.

