Braunschweig. Der Bäckerklint gehört zu den Straßennamen der Braunschweiger Innenstadt, die auf "Klint" enden. Als "Klint" wird eine Anhöhe bezeichnet, die sich aus einer Flussniederung erhebt. Auch Till Eulenspiegel ist eng mit dem Bäckerklint verbunden.
Namensgebend war wohl die hohe Ansiedlung von Bäckern, die den Standort angeblich wegen der Nähe zur Oker wählten. Die Idee dahinter: Im Brandfall konnte man schnell Wasser aus der Oker zum Löschen holen. Im Jahr 1397 tritt der Name zum ersten Mal auf: als "upme deme Becker-Clinte". Allerdings ging dieser Plan wohl nur bedingt auf. Die ursprüngliche Bebauung bestand fast nur aus Fachwerkhäusern, die auch noch mit Stroh gedeckt waren. So kam es zu mehreren tragischen Bränden (zum Beispiel 1290).
Till Eulenspiegel und der Bäckerklint
Eng verbunden mit der Geschichte des Bäckerklint ist auch Till Eulenspiegel. So gibt es die Erzählung, dass Till bei einem Bäcker auf dem Bäckerklint angestellt wurde. Dabei soll er den Meister gefragt haben, was er denn nun backen solle. Der Chef fand die Frage wohl so albern, dass er ihm erzürnt antwortet: "Ulen un Apen" (Eulen und Meerkatzen). Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Am nächsten Tag gab es dann gebackene Eulen und Meerkatzen. Der Bäcker war so erzürnt, das er Till sofort feuerte und das Geld für den Teig zurückverlangte. Der umherstreifende Schalk willigte ein und verkaufte die Backware einfach selber, zum angeblich doppelten Preis. Zur Erinnerung an Eulenspiegels Streiche fand sich am Bäckerklint einiges was an den Narren erinnern sollte. Zum Beispiel das Eulenspiegel-Haus am Bäckerklint 11 oder der Eulenspiegelbrunnen, der noch heute bewundert werden kann. Ein weiteres wichtiges Gebäude befand sich am Bäckerklint 4: Das "Mumme-Haus" der Brauerei Steger. Es wurde während des Zweiten Weltkriegs fast vollständig zerstört. Ebenso fielen die meisten Häuser am Bäckerklint dem Bombenhagel zum Opfer.
Vom Schimpfwort zur Auszeichnung
Zusammen mit den anderen drei „Klinten“: Klint, Südklint und Radeklint, war der Bäckerklint dazu Namensgeber für ein bekanntes Schimpfwort im 19.Jahrhundert: Klinterklater. Während Klint wie beschrieben, die Anhöhe beschreibt, die aus einer Flussniederung aufsteigt, ist das Substantiv Klater mit "Schmutz", "Lumpen" oder "Fetzen" zu übersetzen. Als Klinterklater wurden folglich die ärmeren Bewohner der Stadt bezeichnet. Erst in den letzten Jahren ist der Begriff wieder aufgetaucht, er war nach dem Zweiten Weltkrieg fast verschwunden. Er wird mittlerweile aber positiv für alteingesessene Bewohner der Löwenstadt verwendet. Frei nach dem Motto: "mit Okerwasser getauft".*
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