Servicestelle für Gesundheitsfragen nimmt Fahrt auf


Das Braunschweiger Projekt „Interkulturelle Service-/Anlaufstelle für Gesundheitsfragen“ ist von einem Gremium als eines von vieren für eine Förderung in Höhe von jeweils 100.000 Euro ausgewählt worden.  Foto: Sina Rühland
Das Braunschweiger Projekt „Interkulturelle Service-/Anlaufstelle für Gesundheitsfragen“ ist von einem Gremium als eines von vieren für eine Förderung in Höhe von jeweils 100.000 Euro ausgewählt worden. Foto: Sina Rühland | Foto: Sina Rühland



Braunschweig. Im Frühjahr ist im Gesundheitsamt der Stadt Braunschweig die „Interkulturelle Servicestelle für Gesundheitsfragen“ an den Start gegangen (regionalHeute.de berichtete). Sie ist Teil des von der Landesregierung initiierten Projekt der „Gesundheitsregion Niedersachsen“, mit dem niedersächsischen Kommunen bei der Entwicklung und Umsetzung neuer Konzepte in der örtlichen Gesundheitsversorgung finanziell unterstützt werden. Leiterin der Stelle ist Dr. Farahnaz Javanmardi, die bereits im Rahmen des MiMi-Gesundheitsprojektes („Mit Migranten für Migranten“) der Stadt Braunschweig viel Erfahrung in der Arbeit mit Migrantinnen und Migranten sammeln konnte.

„Die Interkulturelle Servicestelle wird bereits von zahlreichen Migrantinnen und Migranten in Anspruch genommen“, zieht Sozialdezernentin Dr. Andrea Hanke eine erste Bilanz. „Sie hilft ihnen, den Weg zur notwendigen gesundheitlichen Versorgung zu ebnen.“ Studien hätten gezeigt, dass Menschen mit Migrationshintergrund seltener zum Arzt gehen, wenn sie krank sind, weil sie die Sprache nicht beherrschen, sich aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds nicht trauen oder auch diskriminierende Erfahrungen gemacht haben. Ziel des Projekts ist es, Menschen mit Migrationshintergrund, die rund ein Fünftel der Braunschweiger Bevölkerung stellen, den Zugang zu den vorhandenen Angeboten des Gesundheitssystems zu erleichtern und so ihre gesundheitliche Situation zu verbessern. Die Service-Anlaufstelle richtet sich an Menschen, die bereits länger ihren Lebensmittelpunkt in Braunschweig haben, ebenso wie an Flüchtlinge, die in den letzten ein bis zwei Jahren hierher gekommen sind.

Sprachkundige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Servicestelle gehen zu den Migrantinnen und Migranten vor Ort, beraten und begleiten sie. Derzeit werden Gesundheitslotsinnen und Gesundheitslotsen mit Migrationshintergrund für diese Tätigkeit im Gesundheitsamt Braunschweig ausgebildet. Ziel ist es, die Gesundheitsberatung für Migrantinnen und Migranten während des Projektzeitraumes von eineinhalb Jahren zu etablieren und nachhaltige Strukturen zu entwickeln. Die Einrichtung der Stelle im Gesundheitsamt Braunschweig ermöglicht die Nutzung bereits bestehender Strukturen und der dort vorhandenen ärztlichen und sozialpädagogischen Kompetenzen. Die Servicestelle im Gesundheitsamt (Hamburger Straße 226) ist geöffnet montags, mittwochs und donnerstags nach telefonischer Vereinbarung: 0531/ 470-7293.

Zur Person: Dr. Farahnaz Javanmardi

Dr. Farahnaz Javanmardi (51) begann nach dem Abitur im Iran in Deutschland ein Studium der Agrar- und Ernährungswissenschaften, das sie mit der Promotion abschloss. Seit 2001 ist sie freiberuflich als Ernährungs- und Gesundheitsberaterin mit dem Schwerpunkt Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund tätig. Neben etlichen anderen Tätigkeiten war Dr. Javanmardi 2008/09 Projektkoordinatorin für die Schulung interkultureller Gesundheitslotsinnen bei der Stadt Braunschweig und seither Standortkoordinatorin im MiMi-Projekt.