Braunschweig. Das Büro ADEPT aus Kopenhagen und Hamburg erhält den ersten Preis im Architekturwettbewerb "Haus der Musik in Braunschweig". Dieses Ergebnis der Juryberatung teilten Jurymitglied Prof. Tatjana Sabljo, Landesvorsitzende des Bundes der Architekten Niedersachsen, und Natascha Heinrichs, Abteilungsleiterin Architektur des Braunschweiger Unternehmens New Yorker, am heutigen Dienstag gemeinsam mit Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum mit. Darüber berichtet die Stadt Braunschweig in einer Pressemeldung.
Kornblum sprach von einem Meilenstein für die Innenstadtentwicklung und für die Kultur in Braunschweig. Das Haus der Musik, ein gemeinsames Projekt der Familie Knapp und der Stadt, soll künftig Domizil der Städtischen Musikschule sein, zudem sollen dort ein Konzertsaal für unterschiedliche Konzertformate und ein Dritter Ort für kulturelle Begegnung entstehen. Der zweite Preis geht an das Berliner Architekturbüro Gustav Düsing.
Abriss oder Neubau?
Der Wettbewerb war im vergangenen Jahr vom zwischenzeitlich verstorbenen Braunschweiger Unternehmer Friedrich Knapp ausgelobt und mit Unterstützung der Stadtverwaltung durchgeführt worden. Zehn Büros, von jungen bis zu renommierten, europaweit tätigen Unternehmen, waren zur Abgabe eines Entwurfs eingeladen worden. Dabei war freigestellt, ob das bestehende Gebäude an der Poststraße, der ehemalige Karstadt am Gewandhaus, ganz oder teilweise erhalten bleibt oder ob ein Neubau vorgeschlagen wird.
Mit dem jetzt ausgezeichneten Siegerentwurf würde das Bestandsgebäude großenteils erhalten und behutsam weiterentwickelt. Die Außenhaut ist eine Reminiszenz an die Fassade des früheren Karstadt-Gebäudes. Es setzt die charakteristische Struktur von aufgeklappten Dach- und Fassadenflächen aus Schiefer fort und entwickelt daraus eine fragile Konstruktion, nach Innen aus Holz, die Leichtigkeit ausstrahlt. Die Fassade des Bestandsgebäudes ist 1978 nach Plänen des bedeutenden Architekten der Nachkriegsmoderne, dem Pritzker-Preisträger Gottfried Böhm, entstanden.
Das ist geplant
In der Kubatur des prämierten Entwurfs wird die Grundstruktur des bisherigen Gebäudes bis zum 3. Obergeschoss erhalten und darüber um zwei Staffelgeschosse aufgestockt. Das Erdgeschoss sowie das 1. und 2. Obergeschoss sind für die Städtische Musikschule vorgesehen, die autark betrieben werden kann. Die Haupteingänge zum Konzerthaus liegen zur Poststraße, ein großer Foyerbereich erweitert sich zum Konzertsaal der Musikschule. Der Konzertsaal mit 1.200 Plätzen findet sich im 3. und 4. Obergeschoss. Der Dritte Ort erstreckt sich über mehrere Etagen, ist flexibel und in verschiedenen Größen und Dimensionen nutzbar.
Die Jury würdigte in ihrer Bewertung, dass mit dem Gebäude ein kulturelles Wahrzeichen der Stadt weiterentwickelt wird. Der schwierige Balanceakt zwischen Erhalt, Transformation und Innovation gelinge überzeugend und weise hohes Identifikationspotential auf.
Wahrzeichen der Stadt?
Natascha Heinrichs, Abteilungsleiterin Architektur bei New Yorker, bewertete den Entwurf auch mit Blick auf die Intention des Auslobers: "Ich glaube, dieser Entwurf hätte meinem Lebensgefährten Friedrich Knapp sehr gut gefallen. Er war immer sehr für mutige, unkonventionelle Lösungen, und das finde ich hier, mit der überraschenden Weiterentwicklung des bestehenden Gebäudes auf bemerkenswerte Weise gegeben. Dieser Entwurf hat nach meiner Einschätzung die Kraft zu einem Wahrzeichen für Braunschweig zu werden, und auch das hätte ihn sicherlich begeistert: Ein besonderer Ort für die Musik in seiner Heimatstadt Braunschweig. Weltweit haben Opernhäuser übrigens markante Spitznamen. Ich bin gespannt, welchen dieser Entwurf einmal haben wird."
Der Nutzungsmix der Innenstadt werde mit diesem Projekt um zwei attraktive Bausteine erweitert, so OB Dr. Kornblum. Die Kombination aus Konzerthaus und Musikschule ergänze das bestehende Angebot an Erlebnissen und Besuchsanlässen in der Innenstadt und werde somit für eine zusätzliche Belebung sorgen. Ebenso wie die Erweiterung des Gymnasiums Kleine Burg im Rahmen des Projekts "Stiftshöfe" zahle das Haus der Musik auf die Ziele ein, die die Stadt im "Investitionspaket Bildungs- und Arbeitsort Braunschweiger Innenstadt" formuliert hat: Insbesondere sollen frequenzstarke Bildungseinrichtungen verstärkt in der Innenstadt angesiedelt werden.
Kosten können geschätzt werden
Das Projekt wollen die Familie Knapp und die Stadt Braunschweig gemeinsam über eine Stiftung finanzieren. Auch dafür sei der Abschluss des Architekturwettbewerbs jetzt eine wichtige weitere Etappe, verdeutlichte der OB. Auf Basis der Wettbewerbsergebnisse könnten die Baukosten geschätzt werden, die wiederum eine wesentliche Grundlage für die Finanzplanung und die Erstellung der Stiftungssatzung sind. Ziel sei es, Finanzplanung und Stiftungssatzung bis Ende des Jahres den politischen Gremien zur Entscheidung vorzulegen. Parallel dazu wird der siegreiche Entwurf jetzt mit dem Büro noch in einigen Punkten angepasst.