So will die Stadt das Bad Gliesmarode retten

Eine Einbindung in die Stiftung für das Haus der Musik ist offenbar vom Tisch. Doch die Verwaltung sieht eine andere Möglichkeit. Vor 2028 ist allerdings nicht mit einer Wiedereröffnung zu rechnen.

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Archivbild | Foto: Julia Romanowski

Braunschweig. Die Verwaltung schlägt dem Rat der Stadt Braunschweig vor, die Stadtbad Braunschweig Sport und Freizeit GmbH mit der Sanierung und dem Betrieb des Bades Gliesmarode zu beauftragen. Eine entsprechende Vorlage hat sie am heutigen Freitag in den Gremienlauf zur Ratssitzung am 27. Mai gebracht. Hierüber informiert die Stadt in einer Pressemeldung.



Der Vorschlag ist das Ergebnis der umfangreichen Prüfung der Sanierungsnotwendigkeit des Bades Gliesmarode sowie weiterer Optionen zur Stärkung der Braunschweiger Bäderlandschaft und zur Sicherstellung des Schulschwimmens, zu denen auch die Erweiterung der Wasserwelt gehörte. Unter den von der Stadtverwaltung mit der Stadtbad Braunschweig GmbH geprüften Optionen stelle die Sanierung und der Fortbetrieb des Bades Gliesmarode nach Abwägung aller Aspekte und unter Berücksichtigung der sehr schwierigen Haushaltslage die beste Option dar, sagte Oberbürgermeister Dr. Thorsten Kornblum bei einem Pressegespräch.

Sanierung haushaltsneutral


"Wir erhalten eine bei den Bürgerinnen und Bürgern stadtweit überaus beliebte Gemeinschaftseinrichtung, die von allen Altersgruppen stark genutzt wird. Geht Gliesmarode wieder an den Start, decken wir nicht nur den derzeitigen Bedarf an Schwimmbahnen für den Schulunterricht, sondern auch den für die Zukunft erwarteten, der noch einmal deutlich höher liegt, weil die Schülerzahlen steigen. Und das, ohne neue Bahnen bauen zu müssen. Wir zeigen einen Weg auf, wie die Sanierung haushaltsneutral für den gesamtstädtischen Konzern möglich ist. Besonders freue ich mich, dass aus Wirtschaft und Bürgerschaft auch ein bemerkenswerter finanzieller Beitrag kommen wird."

Zudem könne die für den Neustart nötige Sanierung bereits 2028 fertig sein und das Bad öffnen, während eine Erweiterung der Wasserwelt voraussichtlich erst zum Schuljahr 2030/31 abgeschlossen wäre, so der OB. Bis dahin gäbe es dann keine ausreichenden Kapazitäten für den steigenden Bedarf beim Schulschwimmen.

Vier Optionen wurden geprüft


Geprüft hat die Verwaltung wie im Dezember angekündigt vier Optionen: Die Sanierung und Fortführung des Bades Gliesmarode, entweder als Teil der Stiftung für das Haus der Musik oder betrieben von der Stadtbad Braunschweig GmbH, die Erweiterung und Attraktivierung der Wasserwelt an der Hamburger Straße (in mehreren Varianten) und schließlich die Fortschreibung der aktuellen Situation nach Schließung des Bades Gliesmarode ohne weitere Veränderungen der Bäderlandschaft. Dabei scheidet die Idee eines Weiterbetriebs des Bades Gliesmarode im Rahmen der Stiftung für das Haus der Musik aus, da diese nach dem aktuellen Stand der Verhandlungen mit der Familie Knapp nicht mehr weiterverfolgt werden soll.

Das Bad Gliesmarode hat einen hohen Sanierungsbedarf. Insbesondere wiesen mehrere Betonstützen im Kellergeschoss starke Feuchtigkeitsschäden auf und die Holzleimbinder der Dachkonstruktion seien teilweise rissig, erläuterte Stadtbaurat Heinz Leuer. Würde das Bad wie jetzt vorgeschlagen durch die Stadtbad GmbH saniert, so lägen die Investitionskosten für die Sanierung des Bades bei insgesamt 10,6 Millionen Euro. Davon würden kurzfristig, um das Bad für eine Wiedereröffnung fit zu machen, 6,9 Millionen Euro benötigt. Zwei weitere Sanierungsabschnitte würden sich zu einem späteren Zeitpunkt anschließen. Sie können zu weiteren Einschränkungen mit Schließzeiten führen.

79 fehlende Bahnstunden


Schon mit Abschluss der ersten Sanierungsphase würden jedoch die stadtweit fehlenden derzeit 52 Bahnenstunden für den Schwimmunterricht abgedeckt, erläuterte Dr. Sandra Dittmann, Fachbereichsleiterin Schule. Temporäre Schließungen des Heidbergbades für die Allgemeinheit, derzeit eine Folge des Wegfalls der Bahnen in Gliesmarode, wären dann nicht mehr nötig. Auch die für das Schuljahr 2030/2031 prognostizierten 79 fehlenden Bahnstunden würden bei einer Wiedereröffnung von Gliesmarode vollständig zur Verfügung stehen und das Schulschwimmen dauerhaft absichern.

Dies würde demgegenüber mit einer Erweiterung der Wasserwelt nur gelingen, wenn eine mit 14 Millionen Euro teurere Variante gewählt würde, die ein weiteres Becken mit sieben Schwimmbahnen vorsieht. Insofern wären die Sanierungskosten des Bades Gliesmarode insgesamt günstiger und das Bad stünde früher zur Verfügung.

Neues Personal nötig


Lediglich der Betrieb des Bades Gliesmarode würde mit 1,7 Millionen Euro teurer sein als eine Erweiterung der Wasserwelt, da neues Personal eingestellt werden müsste, während das bei der Wasserwelt wegen des schon laufenden Betriebs nur in geringem Umfang nötig sei. Der Vorschlag der Verwaltung sehe daher einen "Badretter-Zuschlag" vor, nämlich die Erhöhung der Eintrittspreise aller anderen städtischen Bäder um durchschnittlich einen Euro. Zudem würden die Eintrittspreise des Bades Gliesmarode etwas höher angesetzt als die der anderen Stadtbad-Bäder, lägen jedoch immer noch niedriger als zuletzt.

Mit diesen Maßnahmen könnten die Kosten des jährlichen Betriebs des Bades Gliesmarode auf etwa eine Million Euro reduziert werden und lägen damit so hoch wie die zusätzlichen Betriebskosten der Wasserwelt bei einer Erweiterung. Letztlich würden damit alle Nutzerinnen und Nutzer (außer dem Schul- und Vereinsschwimmen) die Fortführung des Gliesmaroder Bades und eine deutlich attraktivere Bäderlandschaft in Braunschweig ein Stück weit solidarisch mitfinanzieren, so der OB.

Hier soll gespart werden


Die jetzt vorgeschlagene Sanierung des Bades Gliesmarode soll ohne Ausweitung von Projektkosten finanziert werden, um die Finanzlage der Stadt nicht weiter zu belasten, sagte der OB. Von den im ersten Schritt benötigten 6,9 Millionen Euro sollten 5,9 Millionen über den städtischen Haushalt mit Hilfe einer Priorisierung von Projekten erreicht werden. Dazu wird vorgeschlagen, die Pocket Parks Bäckerklint und Wollmarkt aus der Finanzplanung bis 2028 herauszunehmen sowie bei der Veloroute Weststadt zwei Millionen Euro einzusparen. Zudem sollen zwei Millionen Euro aus den geplanten Mitteln für das Haus der Musik verwendet werden, die auf anderem Wege beschafft werden können.

Im Übrigen werde die Verwaltung Fördermittel beantragen, um das Vorhaben auf diesem Wege finanziell weitmöglichst abzusichern. Da das entsprechende Förderprogramm des Landes für die Sanierung von Schwimmbädern bisher jedoch nur im Entwurf vorliegt, sind abschließende Aussagen dazu noch nicht möglich.

Eine Million in Aussicht gestellt


Ein weiterer Baustein der Finanzierung, den er sehr begrüße, sei ein von einer Initiative aus Wirtschaft und Stadtgesellschaft in Aussicht gestellter Betrag von einer Million Euro, sagte der OB. Die Initiative, die bis zum Abschluss der Gespräche Stillschweigen vereinbart hat, hat angekündigt, bis Ende April ein verbindliches Ergebnis aktuell laufender Gespräche zur Einwerbung von Spenden und anderen Unterstützungsmitteln vorzulegen. Darüber werden Ratsgremien und Öffentlichkeit dann informiert.

"Das vom Rat beschlossene und bis heute gültige Drei-Bäder-Konzept aus der Zeit des Neubaus der Wasserwelt sieht eine Weiterführung des Bades Gliesmarode nicht vor", so der OB. "Das Bad ist seinerzeit nur dank der Initiative von Friedrich Knapp weitergeführt worden. Richtig ist jedoch auch: Das Drei-Bäder-Konzept gibt keine Antwort auf die Frage, wie der in den vergangenen Jahren gestiegene und absehbar weiter steigende Bedarf für Schulschwimmen und Schwimmkurse für Kinder gedeckt werden soll – und das in einer Zeit, in der zunehmend mehr Kinder nicht schwimmen können. Mit der Sanierung des Bades Gliesmarode können wir schneller gegensteuern als mit anderen Lösungen, denn ausreichende Wasserflächen sind dort vorhanden." Gar nichts zu tun, also den derzeit bestehenden Status Quo ohne jegliche Veränderungen der Bäderlandschaft fortzuschreiben, komme aus seiner Sicht nicht in Frage.

"Ein vertretbarer Weg"


Mit der jetzt vorgeschlagenen Haushaltsneutralität der Sanierung, dem "Badretter-Zuschlag" und dem sich abzeichnenden bürgerschaftlichen und unternehmerischen Engagement sei ein vertretbarer Weg gefunden worden, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Schwimmunterricht in Braunschweig als Teil der kommunalen Daseinsvorsorge sicherzustellen. Das funktioniere unter Abwägung aller Aspekte am besten im Bad Gliesmarode. Auch höhere Nutzerzahlen in der Wasserwelt und Grundstückserlöse bei einem Wegfall des Bades Gliesmarode würden die Erweiterung der Wasserwelt kostenmäßig nicht erheblich besserstellen.

Entscheidet sich der Rat für eine Fortführung des Bades Gliesmarode, würde bis zur Sanierung zum einen die Substanzerhaltung des Gebäudes durch die Stadt sichergestellt. Zum anderen sollen die derzeitigen Belegungen der anderen Bäder für den Schwimmunterricht noch einmal optimiert und die Schulen den vorhandenen Bädern bestmöglich zugeordnet werden, um Fahrtzeiten möglichst gering zu halten. Schließungen im Heidbergbad für die Allgemeinheit wären in der Übergangszeit bis zur Wiedereröffnung des Bades Gliesmarode weiterhin nötig.

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