Spätfolgen des Krieges: Systematische Suche nach Blindgängern

von Sandra Zecchino


Immer wieder werden Blindgänger gefunden. Foto: aktuell24
Immer wieder werden Blindgänger gefunden. Foto: aktuell24 | Foto: aktuell24

Braunschweig. Ein Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg hielt die Stadt in der vergangenen Woche in Atem: Ein Blindgänger wurde bei Bauarbeiten gefunden und musste entschärft werden. Und wahrscheinlich gibt es noch weitere. Doch wie werden diese gefunden? regionalHeute.de fragte nach.


Seit vielen Jahren werden in Braunschweig Blindgängerverdachtspunkte systematisch gesucht, erläutert Rainer Keunecke, Pressesprecher der Stadt Braunschweig. Grundlage seien in erster Linie Luftaufnahmen, welche die Alliierten kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gemacht haben. "Experten können darauf die Einschlagorte möglicher Blindgänger erkennen", so Keunecke. "Sie werden dann auf aktuelle Karten übertragen, im Gelände lokalisiert, und eine Fachfirma führt vor Ort Sondierungen durch." Meist könne so geklärt werde, ob dort ein mutmaßlicher Blindgänger liegt oder nicht.

Die Stadt hat in der Vergangenheit bereits mehrere Stadtteile, zum Beispiel im Norden und im Südwesten Braunschweigs, auf Grundlage von Luftbildern auf mögliche Blindgänger auswerten lassen und anschließend die Blindgängerverdachtspunkte durch Sondierungen geklärt. Damit hat sie die systematische Suche des Landes Niedersachsen, die zum Jahresende 2011 eingestellt wurde, fortgesetzt. Die Auswertungen werden in weiteren Stadtteilen fortgesetzt, aktuell fänden in Melverode gezielte Untersuchungen statt, so der Pressesprecher.

Auch Wälder werden durchsucht


Neben der Luftbildern habe die Stadt auch Geländehöhen aus einer Laserscan-Befliegung auswerten lassen, aus denen Hinweise auf Blindgänger in Waldgebieten hervorgegangen sind, die auf den Fotos nicht sichtbar sind. Denn wenn Bomben und Blindgänger in einem Waldgebiet niedergingen, gäben die historischen Luftaufnahmen der Alliierten nur unzureichende Hinweise, weil der Erdboden durch die Baumkronen verdeckt wird. Die Stadt Braunschweig verfügt über ein Digitales Geländemodell (DGM). Dessen Daten wurden im Blick auf die Waldgebiete der Stadt von einer Spezialfirma ausgewertet, die stadtweit in Waldgebieten 22 Verdachtspunkte ermittelte. Auf diese Art und Weise wurde der Blindgänger im Mascheroder Holz gefunden und unschädlich gemacht.

Wird bei der gezielten Suche ein Blindgänger lokalisiert, geht von ihm in der Regel keine unmittelbare Gefahr aus. Er liegt ja zumeist mehrere Meter unter der Erdoberfläche und ist nicht freigelegt. Bei der Terminierung der Freilegung eines solchen Blindgängers sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen: Das verdächtige Objekt soll zum einen möglichst schnell unschädlich gemacht werden, der betroffenen Bevölkerung soll zum anderen ein angemessener Zeitraum zur Verfügung stehen, um sich auf die Evakuierung einzustellen. Kräfte des Kampfmittelbeseitigungsdienstes (KBD) müssen verfügbar sein, ebenso weitere Einsatzkräfte von Polizei bis Rettungsdienst sowie eine Vielzahl ehrenamtlicher Helfer. In der Regel wird dann mit einigen Wochen Vorlauf an einem Wochenende entschärft.


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