Braunschweig. "Was ist ein Martha-Pfeil?" Die Kinder im Indianerzelt des Zweistromlandes sind noch nicht hundertprozentig in ihren Rollen, auch wegen mangelnder Vorkenntnisse im Bereich indianische Gemeinheiten. Das kommt aber noch, es ist ja erst Montag und die ganze Woche liegt noch vor ihnen. Im "Zweistromland" in Gliesmarode, im Westen, im Norden und in der ganzen Stadt verbringen Kinder ihre Ferien mit den Programmen von Ferien in Braunschweig (FiBS).
Ganz besonders nachgefragt ist seit Jahren das Feriencamp im "Zweistromland", dem Gelände zwischen Wabe und Mittelriede. Dort sind die Kinder wochenweise von morgens bis nachmittags und beschäftigen sich die ganze Woche lang mit einem Thema - wie eben den Indianern. Sie basteln, spielen, klettern im Hochseilgarten oder üben Bogenschießen. Jede Woche springen bis zu 200 Kinder auf dem Gelände umher. Beliebt ist das Camp vor allem, weil es verlässliche Zeiten bietet, zu denen die Kinder betreut sind. "Ferienbetreuung für Kinder heißt immer auch Ferienbetreuung für Erwachsene", sagt Norbert Winkler, Leiter des Jugendamts in Braunschweig. Mit dem Camp greife man die Notsituation berufstätiger Eltern in der Ferienzeit auf. "Manche sind schon im Dezember besorgt, ob ihre Kinder hier im nächsten Sommer einen Platz bekommen", erzählt Winkler.
Die Kinder im Zweistromland bauen Brücken, basteln Indianerkostüme, lernen etwas über die Planeten und die Elemente - anderswo setzt das Programm an anderer Stelle an. Beim Ferienprogramm an der Arndtstraße im Westlichen Ringgebiet etwa kann man ohne Anmeldung vorbeischauen, Schach spielen, Rad fahren oder sich an Sportgeräten ausprobieren. "Das Westliche Ringgebiet ist ein ausgesprochen herausfordernder Stadtteil", sagt Winkler. Das offene und kostenlose Angebot kommt den Kindern dort eher entgegen.
Auch technische Einrichtungen beteiligen sich am Ferienprogramm
Es gibt Vollkornbrot mit Kräuterquark und Schalen voller Obst. "Das ist wichtig", sagt auch Klaus-Dieter Renk, der Leiter der Spielstube in der Hebbelstraße, die hier mit Angeboten auf dem Spielplatz vor Ort ist. "Viele Kinder kennen das von zuhause nicht". Ähnlich sieht es aus mit Sport. Bewegung gehört in vielen Familien des Stadtteils nicht selbstverständlich zum Leben der Kinder dazu. Torsten Sümnich nimmt mit seinem Projekt "Lebenschancen durch Sport" an der Ferienaktion auf dem Spielplatz teil. Mit Spielgeräten, Fußballturnieren, niedrigschwelligen Angeboten will er den Kindern Gelegenheit geben, "sich endlich mal auszutoben".
Norbert Winkler und FiBS-Organisator Andreas Zimpel freuen sich auch über die Kooperation der Einrichtungen im Westen. "Das funktioniert hier vorbildlich mit Kirche und anderen Einrichten, es gibt eine gute zeitliche Abstimmung - das ist nicht überall so", sagt Zimpel. Auch über die Angebote von Forschungseinrichtungen sind die beiden froh. "Das ist doch toll, dass die PTB zum Beispiel wissenschaftliche Mitarbeiter - keine Praktikanten oder so - freistellt, damit die mit Schülern Experimente machen können", sagt Zimpel. Braunschweig sei eine technischen Stadt mit viel Forschung, das sei aber kaum wahrnehmbar. Durch solche Ferienprojekte werde das präsenter.
95.000 Euro stellt die Stadt als Etat für alle FiBS-Programme des Jahres bereit. 40.000 gehen an Freie Träger, die ebenfalls Programm anbieten.
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