Braunschweig. Digitalisierung, Globalisierung, Nachhaltigkeit – die moderne Arbeitswelt befindet sich im Wandel. Wie können Unternehmen ihre Mitarbeitenden weiterbilden, um die neuen Chancen zu nutzen und sich nachhaltig zu entwickeln? Eine Antwort darauf liefert das vierköpfige Gründerteam des Start-ups „BeSu – Become Sustainable“ der Technischen Universität Braunschweig, das spielbasierte Lernmethoden für Weiterbildungen im Bereich Nachhaltigkeit entwickelt.
Den Ausgangspunkt dafür bildet die am Institut für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik von Stefan Böhme und Gerrit Posselt mitentwickelte Simulationssoftware „Holistic“, mit der sich neue interaktive Lernformate einfach umsetzen lassen. Seit dem 1. Oktober wird das neu gegründete Start-up im Rahmen des EXIST-Programms des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert.
Kompetenzen und Wissen mithilfe von Spielen zu vermitteln, verspricht nicht nur Spaß, sondern auch eine größere Motivation der Teilnehmenden und einen besseren Lernerfolg. Eine Hürde beim Einsatz von Planspielen in der beruflichen Weiterbildung ist bisher der Aufwand bei der Umsetzung interaktiver Lernformate, da es wenig Unterstützung durch geeignete Softwaretools gibt. „Mit unserer Software wollen wir diese Lücke schließen und Unternehmen und anderen Einrichtungen ein Werkzeug an die Hand geben, mit dem sie einfach und schnell ein Planspiel entwickeln können. Damit wollen wir sie auf dem Weg zur Nachhaltigkeit unterstützen“, fasst Stefan Böhme, einer der vier Gründer, das Ziel des Start-ups zusammen.
Im Spielverlauf werden unter anderem unterschiedliche Spielkarten gescannt und die zusätzlichen Informationen auf dem Computer angezeigt. Foto:
Statt Planspiele händisch zu entwickeln, können diese mit der Software „Holistic“ aus einem Baukastensystem zusammengestellt werden. Die Software verbindet dabei haptische Elemente wie Spielkarten, Handscanner und Spielpläne mit virtuellen, softwarebasierten Elementen. Mitgründer Gerrit Posselt betont, dass sich das Team bewusst für eine Mischung aus realen und digitalen Spielelementen entschieden hat: „Virtuelle Spielelemente bieten viele Vorteile. Aber um beispielsweise einen Überblick über komplexe Unternehmensstrukturen zu erhalten, ist ein Spielplan besser geeignet. Auch der Umgang mit Geld ist ein ganz anderer, wenn man das Spielgeld in den Händen hält.“ Neben der Software für Planspiele entwickelt das Start-up außerdem Lernsysteme auf Basis sogenannter Lernfabriken. Das sind einfache Modelle von Fabriken und Produktionsprozessen in verkleinertem Maßstab, die mit einer Simulationssoftware gesteuert werden. Dadurch können Lernende komplexe Probleme an einem realitätsnahen System praktisch lösen.
Planspiele und Lernfabriken, sogenannte „Serious Games“, verbinden Lernziele und didaktische Anforderungen mit Spielmechanismen und aktueller Computertechnologie zu unterhaltsamen und inhaltlich herausfordernden digitalen Spielen. „Gerade bei komplexen und schwer greifbaren Themen wie Nachhaltigkeit oder Industrie 4.0 eignet sich der Einsatz von ‚Serious Games‘“, erklärt Gerrit Posselt. „Die Teilnehmenden haben hier einen geschützten Raum, in dem sie verschiedene Szenarien und Denkrichtungen risikolos ausprobieren können. Durch das Einbeziehen von ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren erwerben die Spielerinnen und Spieler wichtige Kompetenzen in diesen Bereichen.“
Dank der EXIST-Förderung kann das Start-up „Become Sustainable“ ein Jahr lang die Software weiter entwickeln. Das Team hat bereits mehrere Planspiele für verschiedene Institute der TU Braunschweig entwickelt. Beispielsweise können Studierende und Beschäftigte des Instituts für Mikrobiologie beim Spiel „Outbreak“ unterschiedliche Szenarien und Entscheidungen zur Prävention und Bekämpfung von Epidemien durchspielen.
In mehreren Pilotprojekten soll die bestehende Software zusammen mit Unternehmen und Bildungseinrichtungen zunächst weiter erprobt und ausgebaut werden, bevor sie voraussichtlich Anfang 2020 auf den Markt kommt.
Weitere Informationen
Als Pilotpartner konnten bisher unter anderem die Volkswagen AG und die Festo Didactic AG sowie die Hochschule Emden/Leer, die Hochschule Soest und die HTW Dresden gewonnen werden. Unterstützt wird das Team von Professor Christoph Herrmann, Leiter des Instituts für Werkzeugmaschinen und Fertigungstechnik, und mehreren Coaches aus der Wirtschaft. Interessierte Unternehmen können sich direkt an das Start-up wenden.
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