Braunschweig. Das Krankenhaus Marienstift ist Partnerklinik im niedersachsenweiten Netzwerk ProBeweis und stellt damit eine neue Anlaufstelle in der Region für Opfer von häuslicher und/ oder sexueller Gewalt dar. Das teilt die Evangelische Stiftung Neuerkerode als Betreiber des Krankenhauses mit.
Das Netzwerk hat es sich zur Aufgabe gemacht, Betroffenen eine strukturierte und standardisierte Dokumentation und Spurensicherung anzubieten, auch wenn diese zunächst keine Strafanzeige stellen. „Es ist uns ein besonders Anliegen, diese Arbeit zu unterstützen und damit einen wichtigen Beitrag zum Schutz von Gewaltopfern leisten zu können“, sagt der Geschäftsführer des Krankenhauses Marienstift, Klaus-Dieter Lübke-Naberhaus.
Kostenlose und vertrauliche Beweissicherung auch ohne Anzeige
Betroffene können ab sofort im Krankenhaus Marienstift kostenlos und unter Wahrung der ärztlichen Schweigepflicht eine vertrauliche, schnelle und spezifische ärztliche Untersuchung zur gerichtsverwertbaren Dokumentation und Beweissicherung in Anspruch nehmen. „Vielen fällt es nach erlebter häuslicher und/oder sexueller Gewalt zunächst schwer zu entscheiden, ob bei der Polizei eine Anzeige erstattet werden soll“, sagt Stefanie Hoyer vom Netzwerk ProBeweis, das am Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) angegliedert ist. Eine frühzeitige Beweissicherung sei jedoch wichtig, da viele Spuren nur wenige Tage nach der Gewalterfahrung nachweisbar sind. „Wenn diese gesichert werden, erleichtert das die Beweisführung in einem etwaigen späteren Gerichtsverfahren.“
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Im Krankenhaus Marienstift werden nun regelmäßig etwa 20 Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegefachkräfte aus den Bereichen Gynäkologie, Chirurgie und Notfallmedizin von Experten des Instituts für Rechtsmedizin geschult. „Damit ist für unser Personal Handlungssicherheit in der gerichtsfesten Dokumentation und Spurensicherung gewährleistet“, sagt Dr. med. Udo Rudolf Schwippel, Ärztlicher Direktor am Krankenhaus Marienstift.
Zahl der Fälle häuslicher Gewalt auf dem Höchststand
2017 verzeichnete die Polizeidirektion Braunschweig laut Kriminalitätsstatistik mit 2.229 Fällen einen Höchststand an angezeigten Fällen von häuslicher Gewalt. Die Zahl der Sexualstraften ist im vergangenen Jahr um 108 Taten gestiegen auf insgesamt 804 Fälle. „Verbesserte Unterstützungsmöglichkeiten vor Ort und die Vernetzungen einschließlich der Möglichkeiten rechtliche Schritte einzuleiten, sind viel mehr in den gesellschaftlichen Fokus gerutscht“ , berichtet Katharina Galland, bei der Polizeiinspektion Braunschweig zuständig für den Bereich Sexualdelikte. Auch Kooperationen und Initiativen wie das Netzwerk ProBeweis leisteten dazu einen wesentlichen Beitrag. Die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig Ulrike Adam ergänzt: „Immer mehr Betroffene finden den Mut, Hilfe in Anspruch zu nehmen und Straftaten anzuzeigen.“
Das Netzwerk ProBeweis startete im Januar 2012 mit Unterstützung des niedersächsischen Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung und wird vom Institut für Rechtsmedizin der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) federführend koordiniert. Das Krankenhaus Marienstift ist die 34. Partnerklinik in dem niedersachsenweiten Netzwerk.
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