Braunschweig. Mit der provokanten Überschrift "Frauenfeindlichkeit und Wehrmachtslieder – Ist das für Oberbürgermeister Markurth Tradition?" hatte die Fraktion Die Linke im Rat der Stadt im Vorfeld der gestrigen Ratssitzung mit einer Pressemitteilung auf eine ihrer Anfragen aufmerksam gemacht. Darin geht es um das traditionelle Eisbeinessen des Technikervereins, bei dem nur männliche Gäste zugelassen sind und bei dem Oberbürgermeister Ulrich Markurth ein umstrittenes Lied mitgesungen haben soll. Die Stellungnahme der Verwaltung gab es gestern.
In der Anfrage geht es um das Lied „In einem Polenstädtchen, da wohnte einst ein Mädchen“, das bei der Veranstaltung gesungen worden sei und laut Ansicht der Linken Bestandteil des Liedbuches des rechtsradikalen „jungdeutschen Ordens“ (1921) und der Wehrmacht (1935) gewesen sei. Es sei davon auszugehen, dass es von Wehrmachtsangehörigen beim Überfall auf Polen gesungen wurde, so die Linke.
Kavalier statt Grenadier
Bei dem Lied „In einem Polenstädtchen“ handele es sich um ein Volkslied, das zwischen 1890 und 1899 entstanden ist und das seither und bis heute gesungen werde, heißt es in der Stellungnahme. Das Lied sei mit unterschiedlichen Texten bekannt. "Beim Herrenabend des Technikervereins wurde nicht die der Anfrage beigefügte Textversion gesungen. Im Liederheft des Technikervereins ist vielmehr eine Fassung mit nur fünf Strophen abgedruckt, die mit der Abschiedsstrophe endet", so die Verwaltung. In dieser Strophe sei auch nicht von einem „Grenadier“ die Rede, sondern von einem „Kavalier“.
Zum Vorwurf, dass der Oberbürgermeister überhaupt an der rein männlichen Veranstaltung teilgenommen habe, nimmt die Verwaltung nur indirekt Stellung. Der Technikerverein sei ein privater Verein. Insofern beanspruche er das Recht für sich, zu seinen Veranstaltungen einzuladen, wen er möchte. Der Herrenabend des Technikervereins, der im vergangenen Jahr zum 132. Mal stattgefunden habe, stehe mit seiner Beschränkung auf männliche Teilnehmer immer wieder in der Diskussion. "Diese Diskussion darf, soll und wird auch zukünftig geführt werden. Allerdings obliegt die Entscheidung dem Verein selbst. Versuche der Skandalisierung stellen keinen geeigneten Diskussionsbeitrag dar", so die Verwaltung.
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