Braunschweig. Ein historischer Stadtmauerfund aus dem 12. Jahrhundert soll am Weg Neuer Geiershagen nahe der Jugendherberge wiederaufgebaut werden. Das schlägt die Stadtverwaltung vor und teilt dies in einer Pressemitteilung mit..
Bei Bauarbeiten für ein Wohnprojekt an der Wendenstraße waren im Jahr 2011 Reste der mittelalterlichen Stadtmauer Braunschweigs freigelegt worden. Einen unterhalb ihrer Fundamente erhaltenen Eichenbalken identifizierten die Archäologen als Teil eines historischen Krans aus der Bauzeit des Mauerteils. Mit Hilfe der Jahresringe ermittelten die Wissenschaftler, dass der Holzeinschlag dafür im Jahr 1178 erfolgt sein muss und dass die Mauer somit aus der Zeit Heinrichs des Löwen stammt.
Fund ist derzeit eingelagert
Da der Fund nicht an seinem ursprünglichen Platz verbleiben konnte, wurde er geborgen und eingelagert, um ihn später an geeigneter Stelle, möglichst in unmittelbarer Nähe, angemessen präsentieren zu können. Ausgewählt für die Präsentation wurde eine Rasenfläche zwischen dem heutigen Verlauf zweier historischer Stadtgräben und dem Weg Neuer Geiershagen, der zwischen den Baukörpern der Jugendherberge hindurch die Innenstadt mit dem Inselwall und den dortigen Parkanlagen verbindet.
"Diese Fläche ist gut geeignet, da sie nahe dem Fundort liegt und öffentlich gut zugänglich ist", sagt Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer. "In unmittelbarer Nachbarschaft der Jugendherberge kann hier ein zusätzlicher Ort entstehen, an dem Gästen, aber auch Bürgerinnen und Bürgern unserer Stadt die Geschichte Braunschweigs anschaulich dargestellt wird."
Begehbare Konstruktion verworfen
Nachdem eine Studie eines Architekturbüros, die von der Richard Borek Stiftung und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz mitfinanziert wurde, zunächst eine sehr viel umfangreichere bauliche Ergänzung des Stadtmauerfundes durch eine begehbare Cortenstahl-Konstruktion vorgeschlagen hatte, wurde der jetzt zur Umsetzung vorgesehene Entwurf deutlich auf den ehemaligen Fund und seine Erläuterung reduziert. Die 2011 katalogisierten und eingelagerten Natursteine sollen in ihrer historischen Anordnung neu aufgemauert werden. Sowohl die ursprüngliche Dicke der Mauer als auch ihr mehrschaliger Aufbau mit fest vermauerten Außenschalen und kleinteiligerem Füllmaterial werden wiederhergestellt, um die Bauweise des 12. Jahrhunderts zu zeigen.
Eine Lücke, die in späteren Jahrhunderten in die Mauer hineingebrochen wurde, soll genutzt werden, um mit einem Stahlrahmen die vermutete Höhe der ehemaligen Befestigungsanlage anzudeuten. Dieser grau lackierte Stahlrahmen dient auch dazu, über Texte und Zeichnungen außen Hinweise zur Stadtgeschichte und zur Person Heinrichs des Löwen zu geben sowie im Inneren die Konstruktion einer solchen Mauer mit den damals verfügbaren Werkzeugen zu erläutern. Der ehemalige Kranbalken wird durch eine niveaugleiche Stahlplatte gleicher Farbigkeit im Bodenbelag nachempfunden. Im Winkel des historischen Mauerwerks ist für Gruppen bei Führungen eine kleine räumliche Aufweitung mit wassergebundener Decke geplant, die über einen Weg barrierefrei erreicht werden kann. Dort sollen Sitzmöglichkeiten geschaffen werden.
Kosten von zirka 300.000 Euro
Die Gesamtkosten einschließlich Geländegestaltung, Fundamentierung, didaktischer Aufbereitung und Baunebenkosten werden auf zirka 300.000 Euro brutto geschätzt. Eine bedeutende Spende - etwa ein Drittel der Gesamtsumme - für die Realisierung des Wiederaufbaus wurde bereits zugesagt. Die Stadtverwaltung hat die Stadtmauerreste nach ihrem Fund von der Eigentümerin des Grundstückes im Jahr 2011 im Rahmen einer Schenkung sowie zusätzlich eine Zuwendung für ihren Wiederaufbau in Höhe von 5.000 Euro erhalten. Die Verwaltung wird sich nach einem entsprechenden Beschluss intensiv um weitere Spenden bemühen. Ein gegebenenfalls noch fehlender Betrag soll im Haushalt 2022 eingeplant werden, so dass im selben Jahr eine Realisierung des Projekts möglich ist.
Der Stadtbezirksrat Innenstadt hat dem Projekt in der Anhörung bereits zugestimmt. Das Thema steht nun am 21. Juli auf der Tagesordnung des Planungs- und Umweltausschusses. Die Entscheidung trifft der Verwaltungsausschuss am 28. September.
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