Braunschweig. Am heutigen Samstag führte Greenpeace die Aktion „Städte wollen atmen" an 58 Standorten in Deutschland durch, um für eine bessere Stadtluft zu demonstrieren. Auch in Braunschweig fragten Umweltschützer Passanten nach Vorschlägen für eine andere Verkehrspolitik.
"Die Aktion wird sehr gut angenommen. Vor allem auch Eltern mit Kindern sind an diesem Thema sehr interessiert", erklärte Greenpeace-Mitarbeiterin Tanja Bellack gegenüber regionalHeute.de. Auf einer Tafel konnten die Bürger kleine Herzen aufkleben, um ihre Zustimmung zu fünf verschiedenen Thesen zu signalisieren. "Feet first - Vorfahrt für Fußgänger und Radfahrer", "Die neue City-Freiheit: Mut zu autofreien Zonen", "Slow statt stressig: Tempo runter, Verkehr beruhigen", "Räume für Menschen, nicht für Autos" und "Der Nahverkehr in der Innenstadt muss kostenlos werden" lauteten die Forderungen, von denen man bis zu drei symbolisch unterstützen konnte. Für alle gab es in etwa die gleiche positive Resonanz. Auf der Rückseite konnten die Interessierten eigene, Braunschweig-spezifische Vorschläge aufschreiben. "Autofreie Zone innerhalb des Rings", "Mehr Radwege" oder "Bewachte Fahrradständer" war hier zu lesen.

"Ein Herz für saubere Luft" konnte man auf einer Tafel mit fünf verschiedenen Forderungen verteilen. Foto: Alexander Dontschef
"Gefährdung durch Dieselabgase"
Neben denVorschlägen für eine Verkehrswende in ihrer Stadt wurde mit den Passanten auch überdie möglichen gesundheitlichen Folgen der Dieselabgase gesprochen. „Dieselabgase gefährden die Gesundheit von Hunderttausenden von Stadtbewohnern“, sagt Greenpeace-Sprecherin Gesche Jürgens in einer Pressemitteilung. „Die Städte müssen jetzt weg von Diesel- und Verbrennungsmotoren, hin zu ökologischeren Verkehrsmitteln wie E-Bussen, Fahrrädern und geteilten E-Autos.“
Mehr als die Hälfte der offiziellen Verkehrsmessstationen würdenauch im vergangenen Jahr zu hohe Stickoxidwerte zeigen. Zwei Drittel der Stickoxide aus dem Verkehr stammten von Diesel-Pkw. Das Atemgift erhöhe das Risiko für Asthma, Herzinfarkte sowie andere Herz-Kreislauferkrankungen und verursache laut Europäischer Umweltagentur jährlich gut 10.000 vorzeitige Todesfälle in Deutschland.
Greenpeace ist für die "blaue Plakette"
Weil viele deutsche Städte seit Jahren den geltenden Grenzwert für Stickoxid verfehlen, hat die Europäische Union inzwischen ein Verfahren gegen Deutschland eingeleitet. Der wachsende Druck auf die Städte habe inzwischen einen politischen Streit entfacht: Die Landesregierung Baden-Württembergs, der Berliner Senat sowie die Umweltminister der Länder fordern, bundesweit eine blaue Plakette einzuführen. Mit dieser könnten Städte ältere Diesel-Pkw bei besonders hoher Luftbelastung fern halten. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sowie mehrere Ministerpräsidenten lehnen sie ab. Noch vor dem Sommer soll der Bundesrat über die Plakette abstimmen. “Mit der blauen Plakette lässt sich die Luft in Städten rasch verbessern. Wenn Ministerpräsidenten und der Verkehrsminister ihre Einführung blockieren, lassen sie die Städte mit ihren Luftproblemen alleine. Das wäre verantwortungslos“, sagt Jürgens.
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