Braunschweig. Im Rahmen ihrer Herbsttour besuchte die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger, am Dienstag das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) und das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das mit seiner Geschäftsstelle ebenfalls auf dem Science Campus Braunschweig-Süd vertreten ist. Dabei informierte sich Stark-Watzinger über das am HZI entwickelte Epidemiemanagement-System "Sormas" sowie über die Suche und Weiterentwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe, wie das Helmoltz-Zentrum am heutigen Dienstag mitteilte.
"Die Corona-Pandemie hat uns vor Augen geführt, wie wichtig Infektionsforschung ist", sagte Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger. Die beiden Forschungszentren leisteten hierzu einen herausragenden Beitrag. "Das gilt gerade auch mit Blick auf die aktive Rolle in der Politikberatung und der Wissenschaftskommunikation." Das HZI nehme sich zudem weiteren Herausforderungen wie multiresistenten Bakterien an, die eine wachsende Gefahr für unsere Gesundheit darstellten. "Hier ist intensive Forschung ebenfalls unerlässlich. Deshalb wird das Bundesforschungsministerium auch in Zukunft die Erforschung und Entwicklung neuer Arzneimittel und innovativer Ansätze gegen Antibiotika-Resistenzen unterstützen", so Stark-Watzinger.
Forschungsministerin lernt Pandemie-Management-Software kennen
Die Wissenschaftler der HZI-Abteilung Epidemiologie sowie der neu gegründeten "Sormas Foundation" stellten der Bundesministerin die Funktionsweise der Software "Sormas" vor. "Das Surveillance Outbreak Response Management & Analysis System" (Sormas) ist ein "open source"-Projekt zur frühzeitigen Erkennung von Infektionen und zum Management der Epidemiebekämpfung. Sormas ist mittlerweile in zahlreichen Ländern im Einsatz und hat zur Bewältigung großer Epidemien von Lassafieber, Affenpocken, Hirnhautentzündung, Masern sowie der Covid-19-Pandemie beigetragen. 2020 wurde Sormas ebenfalls im deutschen Öffentlichen Gesundheitsdienst eingeführt und unterstützt seitdem Gesundheitsämter in der Abwicklung ihrer Prozesse zur Pandemiebekämpfung. Kürzlich erfolgte die Ausgründung der "Sormas Foundation" als gemeinnützige Stiftung, welche die Weiterentwicklung und die internationale Verbreitung der Software weiter fördert soll.
"Bereits zu Beginn der Covid-19-Pandemie konnten HZI und DZIF sehr kurzfristig und zielgerichtet Ressourcen und wissenschaftliche Expertise aus der Virologie, Epidemiologie, Vakzinologie und Wirkstoffforschung bündeln, um zur Bekämpfung von SARS-CoV-2 beitragen zu können", sagte Dirk Heinz, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des HZI. "Dabei konnten wir auch auf die Unterstützung durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung zählen, wofür wir uns an dieser Stelle herzlich bedanken möchten." Dirk Busch, Vorstandsvorsitzender des DZIF und Infektionsforscher an der Technischen Universität München, ergänzte: "Zudem freuen wir uns, dass das BMBF seine Förderung zur Erforschung und Entwicklung neuer Antibiotika weiter ausbaut." Mit den Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZGs), zu denen das DZIF gehört, sei über die vergangenen zehn Jahre eine erfolgreiche deutschlandweite Vernetzungsstruktur zur translationalen Forschung aufgebaut worden.
Allianz aus Wissenschaft, Industrie und Behörden soll Mittel gegen virale Erreger finden
Die beiden Wissenschaftler präsentierten das gemeinsam erarbeitete Konzept für eine "Nationale Allianz für Pandemie-Therapeutika" (NA-PATH), mit der ermöglicht werden soll, dass bereits in Nicht-Pandemie-Zeiten die Forschung und Entwicklung wirksamer Therapeutika als Vorbereitung auf zukünftige Ausbrüche durch virale Erreger mit Pandemiepotenzial voranzutreiben. Als strategische Allianz aus Wissenschaft, Industrie, regulatorischen Behörden und Politik würde NA-PATH dabei auf den etablierten Strukturen und Mechanismen des DZIF und des HZI aufbauen. Auch international sei die Vernetzung mit Initiativen in diesem Bereich von großem Nutzen, um im Pandemiefall möglichst rasch global agieren zu können, hieß es.
Außerdem besichtigte Stark-Watzinger die modernen Fermenter-Anlagen im neuen Wirkstoffzentrum und erhielt dabei einen Einblick in die Wirkstoffforschung und -entwicklung. Im Fokus seien dabei das Screening nach neuen Wirkstoffen aus der Natur sowie die präklinische Pharmakokinetik/Pharmakodynamik-Plattform zur Validierung und Optimierung geeigneter Wirkstoffkandidaten gestanden, hieß es.
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