Braunschweig. Die Neuordnung als Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) vor zehn Jahren stellt die tiefgreifendste Veränderung in der 446-jährigen Stiftungsgeschichte seit der Gründung durch Herzog Julius dar. Diese These vertrat Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel, Leiter des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBR) an der TU Braunschweig, in seinem Vortrag mit dem Titel "Die Zukunft der Vergangenheit".
Es war der Auftakt zur insgesamt fünfteiligen Reihe „Stationen der Geschichte der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz“. Das IBR würdigt damit das 10-jährige Bestehen der SBK. Stiftungspräsident Dr. Gert Hoffmann begrüßte die 120 Zuhörer des ersten Vortrags im voll besetzten Saal des IBR. Er führte dabei aus, dass die SBK nicht nur die schlichte Fortführung der traditionsreichen Stiftungen Braunschweigischer Vereinigter Kloster- und Studienfonds und Braunschweig-Stiftung unter neuem Namen sei, sondern dass der 1. Januar 2005 ein echter Neuanfang gewesen sei. "Die Stiftung hat sich da neu aufgestellt. Seither hat sie sich quantitativ wie qualitativ entwickelt. Sie hat ihr Vermögen und ihre Erträge gesteigert, neue Aufgaben wahrgenommen und ihre Rolle als wirklicher Wahrer der kulturellen und historischen Belange des ehemaligen Landes Braunschweig gefunden", zog er Bilanz. Prof. Dr. h.c. Gerd Biegel unterstrich in seinem folgenden Vortrag, dass mit der neu geschaffenen SBK die institutionelle Kontinuität braunschweigischer Identität und Kultur gewahrt geblieben sei. Am 1. Januar 1569 hatte Herzog Julius, so erklärte Biegel die Anfänge, eine neue Kirchenordnung erlassen, in der auch für die Zukunft von Stiften und Klöstern wichtige Neuregelungen getroffen wurden. Mit der Übergabe der Klosterangelegenheiten in die Hände fürstlicher Beamte habe Herzog Julius den Grundstock gelegt zum Kloster- und Studienfonds.
Das kulturelle Erbe bewahren
In den Bestimmungen des Fonds wurde nicht nur die Priorität des Bildungswesens deutlich, sondern auch das Ziel der Gründung einer Universität. Aus Sparsamkeitsgründen wurde zunächst eine Hohe Landesschule in Gandersheim zum 18. März 1571 eröffnet. 1574 wurde sie nach Helmstedt verlegt und mit einem Privileg von Kaiser Maximilian II. als Universität begründet, die am 15. Oktober 1576 eröffnet wurde. Biegel strich heraus, dass Stiftungsbesitz nicht nur „Vermögen“ bedeute, sondern in noch größerem Maße auch "Verpflichtung". Er referierte: „Bewahren des kulturellen Erbes, zu dem etwa der Kaiserdom Königslutter oder St. Marienberg in Helmstedt gehören, Förderung von Wissenschaft und Bildung z. B. der Technischen Universität Braunschweig oder des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte, und Kultur, z. B. des Braunschweigischen Landesmuseums, aber auch vieler großer Ausstellungsprojekte, Musik, Künstler, Publikationen, die Verantwortung für soziale Werke sowie die Entwicklung von Zukunftsperspektiven für unsere Region und die in ihr lebenden und tätigen Menschen sind einzigartige Aufgaben und Ziele, die ihre fördernde Grundlage und das Verständnis staatlicher Verantwortung vor 446 Jahren in einzigartiger Form fanden und diese Verpflichtung hat bis heute nichts an Wert und Bedeutung eingebüßt.“ Rückblickend auf die Geschichte ließe sich, so Biegel weiter, feststellen, dass sich das Anliegen von Herzog Julius, in Kunst, Kultur, Bildung, Wissenschaft und Soziales mit einer Stiftung dauerhaft zu investieren, über 400 Jahre erhalten und bewährt habe. Damit sei eine der größten Kulturleistungen der Braunschweigischen Regionalgeschichte geschaffen worden. Sie habe zahlreiche Kriegsereignisse, staatliche Veränderungen, europäische Brüche und Umbrüche, das Ende der Monarchie und selbst den Verlust der Eigenständigkeit des Landes Braunschweig mit der Gründung des Landes Niedersachsen überdauert. „Gravierend aber war die Auflösung der Bezirksregierungen im Land Niedersachsen zum 1. Januar 2005. Mit dieser völlig neuen Situation der Verwaltungsstruktur im Land stellte sich die grundsätzliche Frage, wie die Kontinuität der kulturellen und historischen Identität der Regionen Niedersachsens bewahrt werden könnte als wichtiges Element für die gesellschaftliche und wirtschaftliche, aber auch identitätsstiftende Entwicklung des Landes Niedersachsen“, sagte Biegel. Die Antwort mit der Gründung der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz war nach Auffassung von Prof. Dr. h.c. Biegel eine sehr gute. „Hat das historische Braunschweiger Land ein reiches Kulturerbe hinterlassen, so hat es mit der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz einen bedeutenden Verwalter und Bewahrer dieses Erbes, der 446 Jahre alt und doch äußerst jugendlich aktiv ist“, schloss er seinen Vortrag.
Die weiteren Termine:
12. April, 11.30 Uhr: „Memoria und Pia Causa“. Anfänge des Stiftungswesens im Mittelalter. 31. Mai, 11.30 Uhr: „Bildung und Wissenschaft“. Herzog Julius geht stiften – die Kirchenordnung von 1569. 7. Juni, 11.30 Uhr: „Die Bildung unserer Kinder ist die Zukunft unseres Staates“. Vom Kloster- und Studienfonds zur Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. 5.Juli, 11.30 Uhr: „… zum Andenken der frohen Rückkunft des Herzogs“. Europäische Geschichte und „Braunschweigs Stiftung zum Andenken des 6ten Februars 1794“ Alle im Institut für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBR) an der Technischen Universität (Fallersleber-Tor-Wall 23). Der Eintritt ist frei.
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