Startschuss für zeitgemäße Neugestaltung des Hagenmarkts

Die archäologischen Untersuchungen sind abgeschlossen. Es ist eine umfangreiche Entsiegelung der Flächen geplant.

Archivbild.
Archivbild. | Foto: Matthias Kettling

Braunschweig. Die Arbeiten zur Neugestaltung des Hagenmarktes sollen Ende Juli beginnen. Nach einer zweiten Ausschreibungsrunde hat der zuständige Ausschuss Ende Mai der Auftragsvergabe zugestimmt, wie die Stadt in einer Pressemeldung mitteilt.



Das Projekt Hagenmarkt umfasst die Umgestaltung des südwestlichen Platzraumes im Umfeld des Heinrichsbrunnens. Geplant ist eine Gestaltungsanpassung an die aktuelle Klimadiskussion mit Entsiegelung der Flächen, Neupflanzung von über 80 Bäumen und Gehölzen in vier Pflanzbeeten sowie einem Regenwassermanagement zur Niederschlagswassernutzung.

"Schwammstadt-Prinzip"


Geplant ist die Schaffung eines modernen, begrünten Stadtplatzes mit zahlreichen Sträuchern und Bäumen, der das Schwammstadt-Prinzip verkörpert. Der Begriff „Schwammstadt“ beschreibt ein stadtplanerisches Konzept, bei dem Regenwasser direkt vor Ort zurückgehalten wird, statt es schnell über Kanäle abzuleiten. Dabei wirken Flächen wie Grünanlagen und Feuchtgebiete wie ein Schwamm, der das Wasser aufnimmt und so die Versickerung fördert. Die klimatische Wirkung soll die des ehemaligen Rasenbestands übertreffen. Laut Plan sollen klimawandelresistente Gehölze genutzt werden, die Schatten und Kühlung bieten können.

Ruhezonen und Spielgeräte


Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer sagt: “Braunschweig erhält einen weiteren lebhaften Stadtplatz. Auf dem Hagenmarkt sollen sich die Bürgerinnen und Bürger gern aufhalten, und der Platz wird zugleich einen Beitrag zur Verbesserung des Mikroklimas leisten.” In dem begrünten Saum sind Ruhezonen und Spielgeräte vorgesehen. Die gepflasterte Fläche wird bis an die Gebäude reichen und rund um den historischen Brunnen Platz für lokale Veranstaltungen bieten.

Bauzeit etwa 13 Monate


Straßenraum und Kreuzung sollen parallel umgebaut werden, um den Fuß- und Radverkehr zu verbessern. Es sind Erneuerungen der Ver- und Entsorgungsleitungen geplant. Die Bauzeit wird mit etwa 13 Monaten veranschlagt. Eine Sperrung des Bohlwegs zwischen dem Brunnenumfeld und der Katharinenkirche ist erforderlich, jedoch wird diese Sperrung in der Vorweihnachtszeit aufgehoben, um das Weihnachtsgeschäft zu unterstützen. Eine Fahrspur pro Richtung zwischen Fallersleber Straße und Küchenstraße bleibt geöffnet. Der Stadtbahnverkehr ist nicht betroffen. Die Stadtverwaltung wird kurz vor dem geplanten Beginn weitere Informationen bereitstellen.

Der Auftrag über 5,1 Millionen Euro für Arbeiten an den Verkehrsanlagen und im Platzbereich wurde erteilt. Die Neugestaltung wird im Rahmen des Förderprogramms “Resiliente Innenstädte” unterstützt, und bisher stehen 1,12 Millionen Euro an Fördermitteln aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) zur Verfügung. Aufgrund gestiegener Kosten wurde eine Erhöhung dieser Mittel beantragt.

Historische Gründung des Opernhauses im östlichen Abschnitt an der Ecke zum Bohlweg. Der östliche Teil des Opernhauses ruht auf deutlich älteren Grundmauern. Mehrere Aus- und Umbauphasen ließen sich nachvollziehen.
Historische Gründung des Opernhauses im östlichen Abschnitt an der Ecke zum Bohlweg. Der östliche Teil des Opernhauses ruht auf deutlich älteren Grundmauern. Mehrere Aus- und Umbauphasen ließen sich nachvollziehen. Foto: Stadt Braunschweig / Arcontor Projekt GmbH, Braunschweig



Fundamente des alten Opernhauses


Mitte Mai wurden die archäologischen Untersuchungen abgeschlossen, die erforderlich waren, da die Neugestaltung Pflanzbereiche mit einem Bodenaustausch bis zu 2,50 Metern Tiefe vorsieht. Erste Zwischenergebnisse der Funde, die Einblicke in die Baugeschichte des Hagenmarkts geben, liegen vor. Wie erwartet wurden in der südlichen Pflanzgrube Fundamente des 1864 abgerissenen alten Opernhauses gefunden. Eine dreidimensionale Technik wurde gewählt, um diese vor einer teilweisen Entfernung umfassend zu dokumentieren und weitere Forschungen zu ermöglichen.

Die Südfassade des Opernhauses, geprägt von einem Laubengang, zeigte gut sichtbare barocke Gründungstechniken. Ein Wechsel in der Gründungstechnik wurde im östlichen Abschnitt festgestellt, wo Eichenpfähle eingesetzt wurden. Dendrochronologische Untersuchungen datieren die Holzfunde auf die Jahreswende 1359/60 und belegen eine mittelalterliche Bauphase. In den barocken Fundamenten gefundene Spolien könnten von der Fassade des mittelalterlichen Hagenrathauses stammen. Reste einer roten Farbfassung geben Hinweise auf die gotische Ausgestaltung. In anderen Bereichen wurden Siedlungsabfälle und das Fragment einer historischen Klappwaage gefunden, die weitere Informationen über Nutzung und Datierung liefern. Neben einer gut erhaltenen historischen Trinkwasserleitung wurde ein komplexes Holzkanalsystem entdeckt, das möglicherweise mit der barocken Bühnentechnik in Verbindung steht.

Förderprogramm “Resiliente Innenstädte”


Das Niedersächsische Ministerium für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung fördert mit diesem Programm die Stärkung der Innenstädte. Für die EU-Förderperiode 2021-2027 werden insgesamt 61,5 Millionen Euro bereitgestellt, wovon bis zu 4,2 Millionen Euro zusätzlich in Maßnahmen zur Stärkung der Braunschweiger Innenstadt fließen können. Braunschweig ist eine von 15 geförderten Städten im Programm “Resiliente Innenstädte”.

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