Sterile OP-Bestecke: Braunschweig geht voran

von Robert Braumann


Reinigen, desinfizieren und sterilisieren – die Aufgaben der Zentralsterilisation des Klinikums Braunschweig sind nur mit einem engen Mix aus Handarbeit und modernster Digitaltechnik zu realisieren. Foto: Scheibe/Klinikum BS
Reinigen, desinfizieren und sterilisieren – die Aufgaben der Zentralsterilisation des Klinikums Braunschweig sind nur mit einem engen Mix aus Handarbeit und modernster Digitaltechnik zu realisieren. Foto: Scheibe/Klinikum BS



Braunschweig. Ein Krankenhaus ohne sterile OP-Bestecke beziehungsweise -Instrumente? Undenkbar! Doch der Reinigungs- und Sterilisierungsprozess ist hochkomplex und die strengen gesetzlichen Auflagen sind ohne Einsatz modernster Technik nicht zu bewerkstelligen. Die Zentrale Sterilgutversorgungsabteilung (ZSVA) des Klinikums Braunschweig gilt als eine der modernsten deutschen Zentralsterilisationen und ist jetzt von der Hamburger Zertifizierungsgesellschaft MEDCERT gemäß der DIN EN ISO 13485:2012 erfolgreich zertifiziert worden.

Die Zertifizierung des Qualitätsmanagementsystems für die Aufbereitung von Medizinprodukten bis hin zur Kategorie „Kritisch C“, die besonders hohe Anforderungen stellt, erfolgte gemäß der Medizinprodukte-Betreiberverordnung. „Solch eine Zertifizierung kann nicht von jeder Zertifizierungsgesellschaft vorgenommen werden“, verdeutlicht Oberbürgermeister Ulrich Markurth, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums Braunschweig. MEDCERT sei eine der wenigen akkreditierten Gesellschaften, die überhaupt eine Zertifizierung unter Berücksichtigung der gemeinsamen Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention beim Robert-Koch-Institut und des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte zu den „Anforderungen an die Hygiene bei der Aufbereitung von Medizinprodukten“ durchführen dürfen. Auch Klinikum-Geschäftsführer Dr. Andreas Goepfert freut sich über die Zertifizierung: „Erst 2012 hatte das Klinikum Braunschweig für 4,2 Millionen Euro die Zentralsterilisation am Standort Salzdahlumer Straße erweitert und umgebaut.“ Seitdem verfüge das Klinikum über eine um 20 bis 30 Prozent erweiterte Kapazität in der Zentralsterilisation. „Durch die Erweiterung können heute 110.000 Sterilguteinheiten pro Jahr aufbereitet werden“, beschreibt Pflegedirektor Ulrich Heller die Dimensionen der Einrichtung. „Eine so große Zentralsterilisation hat kein Haus in der Region.“

Ärztlicher Direktor Dr. Thomas Bartkiewicz erklärt, warum ohne die Zentralsterilisation im Klinikum nichts mehr ginge: „Keine Operation ohne sterile Instrumente: Tagtäglich finden im Klinikum etwa 140 stationäre und 250 ambulante Eingriffe statt. Hygiene ist dabei oberstes Gebot.“ In der ZSVA am Klinikum-Standort Salzdahlumer Straße sorgen insgesamt 32 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die nötige Hygiene. „Wir versorgen alle Klinikum-Standorte mit desinfizierten und sterilisierten Medizinprodukten, inklusive Bronchoskope und Zystoskope“, berichtet ZSVA-Leiter Alexander Leinweber. Gearbeitet werde in drei Schichten, an sieben Tagen die Woche. Zum Gerätepark gehören demnach acht Reinigungs- und Desinfektionsgeräte (RDG), zwei Reinigungs- und Desinfektionsgerät für Endoskope (RDG-E), zwei Großraum-RDG mit Instrumentenreinigung, zwei Plasmasterilisatoren sowie drei Dampfsterilisatoren für je 18 Sterilguteinheiten.

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ZSVA-Leiter Alexander Leinweber demonstriert die Vielzahl der OP-Geräte, die nach ihrer Verwendung durch die Zentralsterilisation müssen.
Bildnachweise: Klinikum Braunschweig/ Jörg Scheibe Foto:



Während eines Rundgangs erläutert Alexander Leinweber die einzelnen Prozesse. Angefangen bei der Anlieferung benutzter Medizinprodukte, wobei alle Teile digital erfasst und sogar die Transportbehältnisse in ihre Einzelteile zerlegt werden, um mitgereinigt und sterilisiert zu werden. „Die Registrierung erfolgt mittels Barstrichcodes“, sagt der Leiter der ZSVA. Auch die digital gesteuerten Reinigungs- und Desinfektionsgeräte können nur mit Hilfe von Mitarbeiterbarcodes gesteuert werden. So werde sichergestellt, dass nur entsprechend qualifiziertes Personal die Geräte bedienen. Leinweber: „Was wann und von wem gereinigt und sterilisiert wurde, alles ist auch später dank der lückenlosen Dokumentation noch nachvollziehbar.“

Von kleinsten OP-Schrauben über OP-Besteck bis hin zu Hightech-Geräten wie Bronchoskope und Zystoskope, die jeweils mindestens 20.000 Euro kosten, wird alles gereinigt, desinfiziert, auf Funktionstauglichkeit getestet und sterilisiert. Verschiedenste Apparaturen sorgen mittels Vakuum, Druck und hoher Temperaturen dafür, dass Keime keine Chancen haben. Für besonders kritische Medizinprodukte existieren zwei Plasmasterilisatoren. Jeder ist jeweils einen sechsstelligen Betrag wert. In den Hightech-Maschinen werden kritische Medizinprodukte mit Wasserstoffperoxid (H2O2) sterilisiert, eine sehr gründliche, zugleich aber auch sehr kostenintensive Methode. Anschließend werden die Medizinprodukte wieder aufwändig für den OP-Einsatz vorbereitet. „Der Reinigungs-, Desinfektions- und Sterilisierungszyklus vom OP und wieder zurück sollte in der Regel elf Stunden nicht überschreiten“, formuliert Pflegedirektor Ulrich Heller die ehrgeizige Zeitvorgabe.


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