Tagung „Hybrid- & Elektrofahrzeuge“ startete in der Stadthalle


Wissenschaft und Industrie betrachten beim Symposium Hybrid- & Elektrofahrzeuge gemeinsam die Zukunft der e-Mobilität (v. l.): Roland Matthé (Opel Automobile GmbH), Prof. Dr. Burghard Voß (IAV GmbH), Prof. Dr. Markus Henke (Niedersächsisches Forschungszentrum Fahr- zeugtechnik, TU Braunschweig) und Florian Rehr (Mobilitätsnetzwerk ITS mobility). Foto: Bierwagen
Wissenschaft und Industrie betrachten beim Symposium Hybrid- & Elektrofahrzeuge gemeinsam die Zukunft der e-Mobilität (v. l.): Roland Matthé (Opel Automobile GmbH), Prof. Dr. Burghard Voß (IAV GmbH), Prof. Dr. Markus Henke (Niedersächsisches Forschungszentrum Fahr- zeugtechnik, TU Braunschweig) und Florian Rehr (Mobilitätsnetzwerk ITS mobility). Foto: Bierwagen

Braunschweig. Die Elektromobilität erlebt nach wie vor nur langsam einen Aufschwung. Im Herbst 2017 verfügten erstmals über zwei Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge über einen Elektroantrieb. Was zu tun ist, um dem E-Fahrzeug zum wirklichen Durchbruch zu verhelfen, betrachtet die Tagung „Hybrid- & Elektrofahrzeuge“, die Mittwoch in der Stadthalle beginnt.


Das Vortragsprogramm behandelt an zwei Tagen wieder vielfältige Aspekte von Hybrid- und Elektroantrieben in der Welt der PKW und Nutzfahrzeuge. Die gute Nachricht: Aus fahrzeugtechnischer Sicht ist das E- Mobil bereit für den großflächigen Einsatz. Wie man den verbleibenden Herausforderungen, zum Bei- spiel dem Mangel an Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge, begegnet, zeigen Fachvorträge und eine Podiumsdiskussion.

Unter den Referenten sind Experten aus Wissenschaft und Industrie, die die Zukunft der Elektromobilität aus verschiedensten Perspektiven betrachten – nicht nur technische, sondern auch organisatorische und finanzielle Aspekte. Mit dabei sind Vertreter von Automobilherstellern wie Volkswagen, Audi, BMW und Daimler, von Zuliefererunternehmen, und von Universitäten aus ganz Deutschland.

Zum Einstieg in das Symposium haben die 180 Teilnehmer heute Morgen bereits einen Blick auf die Fahrzeugbatterie der nächsten Generation geworfen. „Batterien werden immer energiereicher und bieten in den kommenden Jahren Reichweiten an, die das Elektroauto zum vollwertig nutzbaren Fahr- zeug heranreifen lassen“, stellt Professor Dr. Markus Henke vom Niedersächsischen Forschungszentrum Fahrzeugtechnik (NFF) der TU Braunschweig in Aussicht. Das NFF unterstützt das Mobilitätsnetzwerk ITS mobility bei der Organisation der Tagung.

Reichweiten bleiben Thema


Reichweiten bleiben aber grundsätzlich ein eigenes Thema der E-Mobilität. Professor Dr. Burghard Voß von der IAV GmbH, die Hauptsponsor der Tagung ist, gibt zu bedenken, dass die Batterie auch durch hohe Produktionskosten und die häufig kritisierte Umweltbilanz „ein begrenzender Faktor des E- Fahrzeuges“ ist. Noch, denn zumindest hinsichtlich der Produktionskosten habe sich in den vergangenen Jahren schon einiges getan.

Die passende Antwort auf begrenzte Reichweiten liegt auf der Hand: Im privaten und öffentlichen Raum müssen ausreichend Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge geschaffen werden. Welche Ansätze hier verfolgt werden und wie die Verantwortlichkeiten verteilt sind, zeigt eine Podiumsdiskussion am heutigen Nachmittag. Prof. Voß rät, auch bei der Frage der Ladekonzepte die Perspektive des Anwenders einzunehmen: Für Fahrer werde ein E-Fahrzeug in dem Moment attraktiv, in dem es zu günstigen Preisen verfügbar und im Alltag problemlos zu handhaben ist. Nicht nur Steckersysteme und Spannungslagen der Ladestationen müssen einheitlich ausfallen, sondern auch die Bezahlung des

Stroms. „Ich sehe hier insbesondere die Kommunen in der Pflicht, da sie in den großen Städten vor der Herausforderung stehen, Lösungen für die Immissionsproblematik zu finden“, so Prof. Voß. Auch der Faktor Zeit spielt für den Nutzer eine entscheidende Rolle. Denn ist erst einmal eine freie Ladesäule gefunden, so wird das Aufladen des Fahrzeuges immer länger dauern, als das Tanken von Flüssigkraftstoff. „Es ist wichtig, dass möglichst viele Nutzer mit 'zuhause' geladenem Fahrzeug unterwegs und nur echte Langstreckenfahrer an Schnelladestationen aktiv sind“, erklärt Prof. Henke. Möglichkeiten, Strom zu tanken, braucht es dementsprechend überall dort, wo Fahrzeuge für eine längere Zeit abgestellt werden. In Großstädten, in denen kein eigener Parkplatz vorhanden ist, muss über Ladepools oder Parkhausladen nachgedacht werden.

Lautlos und einsatzbereit


Noch ist also einiges zu tun, um das E-Auto zu einem vollwertig nutzbaren Fahrzeug zu machen. Und wie bei neuen Technologien üblich braucht es Vorreiter, die den Anfang machen. Am Vormittag wurde das Projekt „lautlos&einsatzbereit“ vorgestellt, das sich mit E-Mobilen in der Fahrzeugflotte der Polizei beschäftigt. Am Donnerstag widmen sich gleich drei Vorträge der Elektrifizierung von Nutzfahrzeugen. Prof. Henke erläutert, warum gerade Nutzfahrzeugflotten „erste echte Durchbrüche der Elektromobilität“ herbeiführen können: „Nutzfahrzeuge besitzen oft vorhersagbare Fahrprofile, z. B. beliefern kleine Nutzfahrzeuge jeden Tag Innenstädte auf sehr ähnlichen Routen mit begrenzt großen Fahrtlängen“ – optimale Bedingungen für die E-Mobilität, insbesondere, da die Fahrzeuge regelmäßig geladen wer- den können. Im Fernlastverkehr hingegen sieht Prof. Voß auf absehbare Zeit kein Einsatzgebiet für elektrifizierte Nutzfahrzeuge. Die Batterieleistungen reichen nicht aus und die Kosten für Spediteure fallen zu hoch aus. „Showcases einiger Automobilproduzenten sollten von daher eher als Visionen verstanden werden, als dass dahinter reale Umsetzungen geplant wären“, so Prof. Voß.

Technisch, so lässt es sich bereits aus den heutigen Vorträgen ableiten, ist das E-Fahrzeug auf einem guten Weg, zum Verbrenner in Konkurrenz zu treten. Wie praxistauglich die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten der vergangenen Jahre heute schon sind, können die Tagungsteilnehmer am Abend beim Fahrevent bei IAV in Gifhorn erleben, bei dem neueste Hybrid- und Elektromodelle Probe gefahren werden.

Die Tagung „Hybrid- & Elektrofahrzeuge“ wird bereits zum 15. Mal von ITS mobility, dem Netzwerk für intelligente Mobilität in Norddeutschland, organisiert. Dem in Braunschweig ansässigen Cluster gehören mehr als 200 Mitgliedern an, darunter große Industrieunternehmen, Forschungseinrichtungen, KMUs, Verbände und Experten. „Unser Ziel ist es, die großen Mobilitätsthemen mit Experten aus Wissenschaft und Industrie zu diskutieren. Nur so ist eine ganzheitliche Betrachtung und Bewertung der aktuellen Trends möglich“, erklärt Florian Rehr, Geschäftsführer von ITS mobility.


mehr News aus Braunschweig