Tarifstreit bei der Oettinger Brauerei spitzt sich zu

Heute soll es um 13 Uhr in Braunschweig zu einer Kundgebung vor dem Werkstor in der Böcklerstraße kommen.

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Symbolbild | Foto: regionalHeute.de

Braunschweig. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat laut einer Pressemitteilung zu Warnstreiks in allen vier Betrieben der Oettinger Brauerei seit der vergangenen Nacht aufgerufen – betroffen sei auch der Standort in Braunschweig. Die geplante Arbeitsniederlegung solle dieses Mal ganze 49 Stunden andauern.



Nur wenige Wochen zuvor habe die Belegschaft von Oettinger einen offenen Brief an die Eigentümerfamilie um Pia Kollmar gerichtet, mit der Bitte um Vermittlung im eskalierenden Tarifstreit – jedoch ohne sichtbaren Erfolg. Bei der dritten Tarifverhandlung am 21. August blieb der Geschäftsführer Stefan Blaschak mit einem knappen Lohnangebot und Forderungen nach Abstrichen bei tariflichen Leistungen bei seiner Linie. Alexander Nimptsch, Sekretär der NGG, kritisierte: „Die angebotene Entgelterhöhung soll über Verschlechterungen an anderer Stelle erkauft werden. Unterm Strich bedeutet dies für die Beschäftigten mehr Arbeitsbelastung und ein Minus im Geldbeutel.“

Einschnitte geplant


Die angebotene Lohnerhöhung würde bei einer Laufzeit von zwölf Monaten lediglich die Inflationsrate von zwei Prozent decken. Geplant seien Einschnitte bei Pausenregelungen und Krankengeldzuschüssen. Zudem solle der Anspruch auf Weihnachtsgeld im Krankheitsfall entfallen. Älteren Mitarbeitern drohten Kürzungen bei Entlastungstagen, während Erholungstage bei Schichtarbeit gestrichen werden könnten.

Kein Angebot für Braunschweiger Belegschaft


Für den von Schließung bedrohten Standort in Braunschweig liege kein Angebot für die Belegschaft vor. In Mönchengladbach sollen die Mitarbeiter zukünftig eine Stunde pro Woche unbezahlt länger arbeiten. „Das ist völlig inakzeptabel und Gift für die Stimmung in den Betrieben. Wir erwarten, dass die Chefetage nicht bei den Beschäftigten streicht, sondern stattdessen ihren Job macht und den Absatzrückgang in den Griff bekommt“, fordert Alexander Nimptsch. „Wenn die Brauerei endlich aufhört, an den Arbeitsbedingungen herumzuschrauben und allen eine angemessene Lohnerhöhung zahlt, packen die Leute auch sofort wieder motiviert mit an.“

Rückläufiger Absatz


Die Oettinger Brauerei hat drei Braustätten in Deutschland: den Hauptsitz in Oettingen, sowie Standorte in Mönchengladbach und Braunschweig, ergänzt durch ein Logistiklager in Walldorf. Trotz rückläufigem Absatz habe das Unternehmen in den Jahren 2023 und 2024 positive Geschäftszahlen vorweisen können. Es bietet günstige Biermarken sowie Limonaden, Fassbrausen und Eistees unter eigenen sowie Handelsmarken wie „5,0“, „JoyBräu“, „Glorietta“ und „Karmeliter“ an. Angesichts stagnierender Nachfrage im Inland setze die Brauerei verstärkt auf alkoholfreie Getränke. Das familiengeführte Unternehmen beschäftigt bundesweit 850 Mitarbeiter und habe sich durch hohe Effizienz, Direktvertrieb mit eigenem Fuhrpark und minimale Werbekosten als wirtschaftlich stabile Großbrauerei etabliert.

Eine geplante Kundgebung beginnt in Braunschweig um 13 Uhr vor dem Werkstor der Oettinger Brauerei in der Böcklerstraße.