Braunschweig. Großflächige "Tags" an der eigenen Hauswand, das haben wohl die wenigsten Braunschweiger gern. Eine Sondereinheit der Polizei Braunschweig beschäftigt sich mit den illegalen Malereien. regionalBraunschweig.de hat sie besucht.
Die Einheit besteht momentan aus vier Mitarbeitern. Dazu gibt es eine Verzahnung mit der Bundespolizei, da viele Straftaten an Zügen, dem Bahnhof und Lärmschutzwänden verübt werden. Seit elf Jahren besteht die Gruppe. Vorher wurden die Anzeigen in den einzelnen Dienststellen bearbeitet. Bei der Vielzahl an Vergehen war das aber schnell nicht mehr zielführend. Den großen Boom in Sachen Graffiti gab es in Deutschland bereits Ende der neunziger Jahre. "In Braunschweig hat es ungefähr 1993 angefangen", erinnert sich Fred Meyer, der zu den Gründungsmitgliedern der Einheit gehört. Momentan werden im Jahr aber immer noch ungefähr 800 bis 900 Anzeigen aufgenommen.
Dabei bearbeitet jeder Ermittler seine eigenen Sprayergruppen, um die Vielzahl der Bilder optimal auswerten zu können. Die Hinweise und Anzeigen kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Christoph Großhennig, Leiter der Ermittlungsgruppe, erzählt: "Einiges wird von den Dienststellen an uns weitergereicht, dazu kommen auch Anzeigen per E-Mail oder von Außenstehenden, denen etwas aufgefallen ist."
Puzzlearbeit ist gefragt
Gibt es eine Anzeige, dann werden die Bilder von einzelnen Graffitis von den Ermittlern verglichen. Gibt es Zusammenhänge, kann der Schriftzug einer Person zugeordnet werden, tritt er häufiger in der Stadt auf? Daraus kann sich ein Anfangsverdacht ergeben, dem nachgegangen werden kann. "Es ist eine Puzzlearbeit, bei der viele Stunden vor dem PC keine Seltenheit sind", verrät Meyer.
Bilder sollen dabei aber nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Viele profilieren sich damit, wenn ihre "Werke" in den Medien auftauchen. Dieser Ruhm soll ihnen nicht eingeräumt werden, erzählen die vier Ermittler. Neben der Auswertung werden immer wieder Sprayer auf frischer Tat ertappt. Großhennig lobt im besonderen die Nachtstreifen der Polizei, die immer ein Augenmerk auf die Täter haben. Dazu käme aber auch der Bürger, der Abends auf dem Balkon steht und etwas sieht. Auch diese Hinweise würden helfen. Immerhin kann die Ermittlungsgruppe eine Aufklärungsquote von meist 50 Prozent vorweisen. "Das alleine zeigt, dass diese Einheit etwas bringt und unbedingt weiter erhalten bleiben sollte", sagt Großhennig.
Es kann auch Gefängnisstrafen geben
Die Strafen für die Täter können ganz unterschiedlich ausfallen. "Bei den Jugendlichen und Kindern wollen wir in erster Linie erziehen. Da kann es dann schon einmal Arbeitsstunden oder eine Ermahnung geben. Erst bei denen die immer wieder auffallen, kommt es zu härteren Gangarten. Bei Personen die völlig resistent gegen jeder Ermahnung sind, hat das auch schon zu einer Gefängnisstrafe geführt", erzählt Meyer.
Die Geschädigten können nicht immer nachvollziehen, wenn es am Anfang keine härteren Strafen gibt. "Es ist aber festzuhalten, Graffitis zu sprühen ist keine schwere Kriminalität. Dementsprechend ist auch das Strafmaß angesetzt", sagte Großhennig. Wenn Häuser immer wieder betroffen sind, dann sei der Ärger aber natürlich sehr wohl nachzuvollziehen. "Das kann schon frustrieren", so der Ermittlungsleiter weiter. Ist man betroffen, sollte man die Graffitis so schnell wie möglich von der eigenen Wand entfernen, rät die Einheit. So könne man den Ruhm, den die Sprayer mit ihren Werken erhalten wollen, klein halten. In Braunschweig würde das in der Innenstadt schon sehr gut funktionieren. "Zusammen mit der Stadt und dem Verein Graffiti-Ex-Braunschweig werden die meisten illegalen Schriftzüge und Bilder schnell entfernt. Wir haben eine ziemlich saubere Stadt. Auf den Autobahnen sieht die Sache an den Lärmschutzwänden etwas anders aus, aber das ist Sache des Bundes", so Meyer. Um die eigenen Flächen zu schützen, raten die Ermittler dazu sie zu begrünen, Lichtquellen mit Bewegungsmeldern zu installieren und Schriftzüge so schnell wie möglich zu beseitigen. Eine weitere Möglichkeit sei das Aufbringen eines professionellen Graffitis, in dem die Fläche legal freigegeben wird. Ein großes hübsches Bild könnte auch etwas hermachen und die meisten Sprayer würden das Kunstwerk eines "Kollegen" nicht übermalen.
Prävention ist wichtig
Die Altersstruktur der Sprayer habe sich im übrigen in den letzten Jahren gewandelt. Es seien auch durchaus ältere Mitbürger darunter. Um Kinder und Jugendliche zu erreichen, ist die Gruppe auch immer wieder an Schulen um Präventionsarbeit zu leisten. "Man muss den Jüngeren klarmachen, was Recht und Unrecht ist. Viele machen sich keine Gedanken über die Konsequenzen ihrer Taten. Weder für sich noch für die Betroffenen", so Großhennig. Eins ist dem Leiter der Ermittlungsgruppe noch wichtig: "Wir sind nicht generell gegen Graffiti, das möchten wir ganz klar festhalten. Es gibt wirklich tolle Kunstwerke. Nur gehören die Bilder einfach an die richtige Stelle, auf legale Plätze." Betroffene können sich an die Polizei wenden oder an den Verein Graffiti-Ex. Wer Mitglied wird und einen Jahresbeitrag bezahlt, dem wird die Hauswand bei illegal aufgebrachtem Graffiti gereinigt.
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