Braunschweig. Ende August berichtete regionalHeute.de erstmals über die für einige Braunschweiger Tierschützer schockierende Situation im Inselwallpark, wo immer wieder Enten - mutmaßlich durch Kinder - mit Steinen beworfen und zum Teil schwer verletzt werden. Der Braunschweiger Maximilian Wiecha erstattete Anzeige gegen Unbekannt. Das Verfahren wurde jetzt eingestellt, die Stadt sieht keinen Handlungsbedarf. Gleichzeitig ringt die Braunschweigerin Renata Wyganowska um ein weiteres Entenleben - und zeigt sich enttäuscht, dass die Stadt das Thema zu den Akten legen will.
Wyganowska berichtet regionalHeute.de, dass sie die Ente vor einigen Wochen im Inselwallpark entdeckt habe. Das Tier sei nach wenigen Schritten immer wieder auf den Bauch gefallen und wirkte krank. Das Tier sei derzeit wegen eines besseren Platzangebotes bei einer Bekannten, vergangenen Freitag war sie bei einem Tierarzt in Wolfenbüttel. "Die Ente muss wahrscheinlich eingeschläfert werden, wenn sich der Zustand nicht bessert", berichtet die ehrenamtliche Tierschützerin. Der Fall sei ähnlich gelagert wie der des verletzten Jungtieres im August: "Das Bein ist gebrochen. Wohl so schlimm, dass Schädigung am Rückenmark vorliegt. Dadurch hat das Tier wohl die Lähmungserscheinungen, dass sie immer wieder auf den Bauch fällt, sie geht paar Schritte normal und fällt wieder hin."
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Kontrollen blieben ergebnislos
Polizei und zentraler Ordnungsdienst kündigten im August an, den Inselwallpark verstärkt zu kontrollieren. Wie Polizeisprecher Dirk Oppermann auf Anfrage mitteilt, sei dies jedoch bislang ergebnislos geblieben. Augenzeugen fertigten Fotos vom Uferbereich des Inselwallparks an. Auf diesen ist zu erkennen, dass regelmäßig große Steine aus dem Boden entfernt werden und an unterschiedlichen Stellen im oder am Wasser verteilt liegen. Adrian Foitzik, Pressesprecher der Stadt Braunschweig argumentierte im August wie folgt gegen eine von Tierschützern geforderte bauliche Veränderung: "Bauliche Abgrenzungen oder ein Abtragen der Steine verändert die Parkstruktur, die Steine dienen der Ufersicherung. Fehlverhalten verhindert das auch nicht, übrigens auch nicht an anderen Stellen."
Abgetragene Steine liegen am Ufer herum
regionalHeute.de fragte die Stadt Braunschweig deshalb, ob ein "unkontrolliertes" Abtragen der Steine nicht bedenklicher sei als eine kontrollierte bauliche Veränderung der Uferstruktur, wie es die Tierschützer forderten. Die Stadt reagiert unter Berufung auf die ergebnislosen Kontrollen des Ordnungsdienstes abweisend: "Wir können die von Ihnen angeführten angeblichen weiteren Fälle von verletzten Tieren nicht bestätigen, erst recht nicht einen etwaigen Zusammenhang mit den auf den Fotos abgebildeten wenigen einzelnen Steinen."
Die Steine am Ufer tauchten über Nacht auf - Unbekannte hatten sie offensichtlich am Ufer abgetragen. Obwohl die Stadt Braunschweig argumentierte, dass sie der Uferbefestigung dienen, sehe man keinen Handlungsbedarf. Foto: Privat
Die Verwaltung habe einer dem Stadtbezirksrat Innenstadt vorgelegten Stellungnahme in dieser Sache nichts hinzuzufügen. Laut dieser Stellungnahme sehe man Hinweisschilder als "weitestgehend unwirksam" an und argumentiert zur Frage einer baulichen Veränderung, dass sich "Fehlverhalten möglicherweise in andere Bereiche" verlagern würde.
Tierschützerin erhebt Vorwürfe
"Das Problem ist, dass die Stadt Braunschweig Tierschutzthemen erstmal blockiert."
Vor dem Hintergrund all dieser Ereignisse fordert Wyganowska mehr Engagement der Stadt für den Tierschutz in Braunschweig. Derartige Themen würden immer wieder blockiert: "Keiner fühlt sich verantwortlich", hebt sie hervor. Die Probleme mit der Handlungsohnmacht seitens der städtischen Einrichtungen würden auch auf andere Themen wie die Stadttauben erstrecken. Wyganowska betreue diesen Themenkomplex ebenfalls: "Da ist man auch mit sehr vielen Leuten im Gespräch. Und überall heißt es: "Man sieht zu bestimmten Tierarten keinen Handlungsbedarf." Die Tierschützerin klagt an: "Es kann doch nicht sein, dass das alles Privatpersonen machen müssen, auf eigene Kosten."
"Man erklärt immer nur, was nicht geht"
Wyganowska wundere sich manchmal, wieso andere dort nichts sehen, wo sie und andere Tierschützer einen offensichtlichen Missstand erkennen: "Wenn ich fünf Minuten da stehe, ist das erste Kind schon an den Enten. Ich frage mich wirklich, wo das Problem ist, da einen Zaun zum Uferbereich zu bauen. Man erklärt immer nur, was nicht geht - ich möchte wissen was geht." Sie empfiehlt Wyganowska, mit gutem Beispiel voranzugehen: "Man muss den Kindern auch beibringen, was Empathie ist. Ich verlange nicht, dass alle Tierschützer werden. Aber man darf einfach nicht wegschauen." Wenn alle ein bisschen helfen, könnte sich die Situation bessern: "Sollten Sie irgendwas merken, egal ob im Inselwallpark oder anderswo, melden Sie das den Behörden. In den sozialen Medien sieht man ja anhand der Kommentare, dass auch andere solche Beobachtungen machen."
Aktualisiert: Auf Wunsch der Interviewpartnerin wurden die Vereinsnamen entfernt.
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