Trennungsschmerz muss nicht sein: Tipps zur Kita-Eingewöhnung




Braunschweig. Marie steht in der offenen Tür und winkt ihrer Mama zu. Noch ein Kuss, dann dreht sie sich um und stürmt in die Bauecke zu ihren Kindergartenfreunden. Ihre Mutter ist erleichtert. Die Tochter fühlt sich wohl in ihrer Kita. Wie Maries Mutter wünschen sich das viele Eltern, die mit Beginn des neuen Kita-Jahres ihre Kleinen außer Haus betreuen lassen.

Die ersten Wochen in einer Kindertageseinrichtung sind für Kinder – ganz gleich ob in der Krippe, im Kindergarten oder bei der Tagesmutter – voller Veränderungen. Da fließen vor allem am Anfang häufig Tränen und an den Eingangstüren spielen sich dramatische Szenen ab. Mit über 300 Einrichtungen gehören die Johanniter zu einem der größten bundesweit agierenden Träger für Kindertageseinrichtungen. Mehr als 22 000 Kinder besuchen eine Kita der christlichen Hilfsorganisation. In der Region betreiben die Johanniter zwei Einrichtungen - in Salzgitter die Kita „Fredolino“ und in Braunschweig „Die kleinen Murmeltiere“. Damit die Kleinen sich gut und schnell in der neuen Kita wohlfühlen, geben die Johanniter Tipps zur sanften Eingewöhnung.

„Die Trennung von den Eltern, auch wenn sie nur stundenweise ist, bedeutet für viele Kinder einen drastischen Einschnitt in ihren bisherigen Alltag. Die Veränderungen – fremde Kinder und Erwachsene, anderes Spielzeug, ungewohnte Räume – rufen Verlustängste hervor. Da ist es gut, wenn die Eingewöhnung schrittweise und langsam geschieht“, sagt Ingrid Klipp, Einrichtungsleiterin der Kita „Fredolino“ in Salzgitter.

Wie lange die Eingewöhnungsphase dauert, ist von Kind zu Kind unterschiedlich und hängt auch davon ab, ob es zuvor schon außer Haus betreut worden ist. Es kann einige Zeit dauern, bis das Kind die Erzieherin als neue Bezugsperson angenommen hat und in der neuen Umgebung „angekommen“ ist. Doch es lohnt sich.

Auch wenn es gerade nach der längeren Urlaubszeit im Sommer nicht immer einfach ist, sollten sich berufstätige Eltern ausreichend Zeit für die Eingewöhnung nehmen. „Bei manchen geht es sehr schnell. Andere, vor allem die ganz Kleinen in der Krippe, brauchen oft mehrere Wochen, bis sie bereit sind, sich auf die neue Bezugsperson einzulassen und von den Eltern zu verabschieden“, erzählt Ingrid Klipp. „Manchmal hängen die Kinder besonders an der Mama. Und es kann unter Umständen helfen, wenn die Eingewöhnung vom Vater übernommen werden kann. Den Kindern wird damit manchmal der Abschied erleichtert.“

Wie viele Kindertagesstätten der Johanniter, so arbeitet auch „Fredolino“ angelehnt an das sogenannte Berliner Modell. Dabei sind Elternteil und Kind anfangs gemeinsam und nur stundenweise in der Einrichtung. Mit Mama oder Papa im selben Zimmer oder von deren Schoß aus kann das Kind die neue Umgebung mit einem sicheren Gefühl erkunden. Die Bezugsperson im Kita-Team hält sich dabei zunächst im Hintergrund. An den nächsten Tagen können Papa oder Mama sich auch mal minutenweise vom Kind entfernen, vielleicht sogar schon einige Zeit aus dem Gruppenraum gehen. Wichtig ist, dass sie gerade zu Beginn immer und sofort verfügbar sind. Schrittweise kann dann die Abwesenheit verlängert werden. Auf diese Weise gewöhnt sich das Kind behutsam an die Trennung und erfährt, dass es sich darauf verlassen kann, dass Mama oder Papa wiederkommt. So, wie sich die Eltern langsam zurückziehen, tritt die Erzieherin als neue Bezugsperson nach und nach in den Vordergrund.

Bei den Johannitern wird darauf geachtet, dass die Eltern aktiv in die Eingewöhnungsphase einbezogen sind. Auch für sie ist der Übergang zur Betreuung außer Haus nicht immer einfach. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Eltern und Kita-Personal eng zusammenarbeiten. „Ein intensiver Austausch mit den Erzieherinnen vermittelt den Eltern ein sicheres Gefühl. Und das überträgt sich auf das Kind. Sind die Eltern gelassen und zuversichtlich, entspannt das auch die Kleinen“, weiß Ingrid Klipp. „Eltern sollten sich hier auch auf die Erfahrung der Erzieherinnen verlassen, die einfühlsam und warmherzig die Kinder begleiten.“

Diese Tipps können bei der Eingewöhnung helfen:

  • Ausreichend Zeit nehmen, um das Kind in den ersten Wochen zu begleiten. Es gilt: Vor allem in der Zeit der Eingewöhnungsphase immer telefonisch erreichbar sein.

  • Je mehr Sicherheit und Vertrauen in die Betreuung in der Kindertagesstätte ausgestrahlt wird, desto sicherer wird sich auch das Kind fühlen.

  • Gelegenheiten wie Anmeldung, Sommerfest oder Tage der offenen Tür schon im Vorfeld nutzen, um gemeinsam mit dem Kind die Einrichtung zu besuchen. So ist am ersten Tag nicht alles vollkommen unbekannt.

  • Die neu erlernten Lieder und Spiele auch außerhalb des Kita-Alltags miteinbeziehen. Altersgerechte Bücher zum Thema Kindergarten veranschaulichen Kindern den Tagesablauf.


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