True Crime Cast: Neue Sonderausstellung zu Macht und Gewalt im Portrait

Das Herzog Anton Ulrich-Museum lädt ein zu einem Blick hinter die Fassaden der Mächtigen.

Vorbereitungen für die Sonderausstellung.
Vorbereitungen für die Sonderausstellung. | Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum / Kathrin Ulrich

Braunschweig. Willkür, Rechtsbeugung und Machtmissbrauch, verborgen unter der glänzenden Folie der Macht – das ist das Thema der neuen Studioausstellung „True Crime Cast. Macht und Gewalt im Portrait“, die vom 11. April bis 24. August 2025 im Herzog Anton Ulrich-Museum präsentiert wird. Darüber informiert das Museum in einer Pressemitteilung.



27 prunkvolle, illuminierte Portraits der Renaissance und des Barock zeigen nicht nur Macht und Einfluss, sondern thematisieren auch das politische Wirken der Dargestellten in einer Welt voll Intrigen, Gewalt und Verbrechen. Dies wirft im Rahmen der Ausstellung und ihres Begleitprogramms wichtige Fragen auf: Was galt in der damaligen Zeit als Verbrechen? Gab es Gesetze, welche die Willkür der Mächtigen einschränkten? Und wie werden die (Un-)Taten von Kaisern, Päpsten und anderen großen „Playern“ der Vergangenheit heute bewertet?

Blick hinter die Fassade der Macht


Die ausgestellten graphischen Werke stammen aus der bedeutenden und in ihrer Art nahezu einzigartigen Sammlung illuminierter Portraits des Herzog Anton Ulrich-Museums. Einst im Besitz des Amsterdamer Anwalts Laurens van Hem (1621–1678) zeigen sie berühmte Herrscher, Geistliche und Künstler, die mit ihren offiziellen wie inoffiziellen Taten und Biografien Geschichte schrieben. In ihrer Zeit brachte man ihnen Respekt, manchen gar öffentliche Verehrung entgegen und widmete ihrem Ansehen und Fortleben diese kostbaren Portraits. Sie zeigen die Protagonisten in opulenten Roben, nicht selten präsentiert im Gestus goldschimmernder „Heiliger“.

Links: Pierre Lombard, Portrait Oliver Cromwell, 1650–1653, Kupferstich, Höhung mit Gold, handkoloriert, Höhung mit Metall. Rechts: Cherubino Alberti, Portrait Sixtus V., 1585–1590, Radierung, Kupferstich, Höhung mit Gold, handkoloriert.
Links: Pierre Lombard, Portrait Oliver Cromwell, 1650–1653, Kupferstich, Höhung mit Gold, handkoloriert, Höhung mit Metall. Rechts: Cherubino Alberti, Portrait Sixtus V., 1585–1590, Radierung, Kupferstich, Höhung mit Gold, handkoloriert. Foto: Herzog Anton Ulrich-Museum / Kathrin Ulrich


Macht im Spiegel des Rechts, Fragen von Willkür oder Staatsraison – exemplarische Biografien aus einer historischen Sammlung beleuchten Wege, Grenzen und Grenzüberschreitungen; sie präsentieren einst gefeierte und gefürchtete Menschen und ihr (Selbst-)Bild in der Kunst.

Der True Crime Cast – 27 Portraits


Den True Crime Cast bilden unter anderem Ludwig der XIV. Der Sonnenkönig war Inbegriff des absolutistischen Herrschers. Seine Regierung markierte zwar eine Blütezeit der Kunst in Europa – seine Außenpolitik setzte rücksichtslos auf Krieg und Zerstörung. Cosimo I. de‘ Medici, strahlender und machtbewusster Großherzog der Toskana. Er erließ Gesetze zum eigenen Vorteil und bereicherte sich am Vermögen politisch Verfolgter. Papst Pius V. reformierte die katholische Kirche und ergriff brutale Maßnahmen gegen Andersgläubige. Jan van Leyden, selbsternannter „König von Zion“. Er herrschte in Münster mit Terror, Vielehe und willkürlichen Hinrichtungen – bis ihn Belagerung, Folter und der Tod ereilten. Victoria della Rovere, als Kleinkind verlobt, als Kind verheiratet. Ihr Wert wurde gemessen am Erbe, ihr Schicksal dem Fortbestand einer Dynastie untergeordnet.

„Im Angesicht des Verbrechens“


Begleitend zur Sonderausstellung bietet das Herzog Anton Ulrich-Museum ein vielseitiges Rahmenprogramm, das tiefere Einblicke in die Verflechtung von Macht, Verbrechen, Kunst, Kultur und Geschichte aufzeigt. Neben regelmäßigen Führungen durch die Sonderausstellung und zur Technik, der „Kunst des Illuminierens“, lädt das Museum gemeinsam mit dem Staatstheater Braunschweig zur Veranstaltung „Im Angesicht des Verbrechens“ am Samstag, 12. April, um 18 Uhr ein. Der Abend beginnt im Herzog Anton Ulrich-Museum mit einer Führung durch die Sonderausstellung mit Holger Schröder (Dramaturg am Staatstheater Braunschweig) und Kuratorin Dr. Sarah Babin. Im Anschluss geht es für die Vorstellung von „Dorian G.“ ins Kleine Haus des Staatstheaters.

Auch in der Literatur und der Stadtgeschichte Braunschweigs lassen sich Spuren von Verbrechen finden: Ein Literaturworkshop mit der AG Literatur der Braunschweigischen Landschaft, eine Krimi-Lesung mit Autor Mario Bekeschus und ein Stadtspaziergang durch Braunschweig zu Orten des Verbrechens runden das Programm ab.

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