Braunschweig. Das Unterstützungsangebot Braunschweigs für die tunesische Partnerstadt Sousse ist breit gefächert und nimmt konkrete Formen an. Auf Wunsch der Stadt Sousse soll gemeinsam mit der Technischen Universität Braunschweig ein Umweltprojekt in Angriff genommen werden, um Probleme der Abwasserreinigung und Abfallbeseitigung in den Griff zu bekommen.
Das ist das Ergebnis der Reise einer sechsköpfigen Delegation aus Braunschweig, die vor wenigen Wochen die Partnerstadt besucht hat. Weitere Projekte sind ein Deutsch-Tunesischer Wirtschaftsabend im April in der IHK Braunschweig, Begegnungen zwischen tunesischen Unternehmern und solchen aus der Region zur Hannover Messe und die Unterstützung einer Studienreise politisch aktiver tunesischer Jugendlicher nach Deutschland.
Die gravierenden Probleme der Abfallbeseitigung und Abwasserreinigung in Sousse sind Grundlage für ein mögliches Umweltprojekt, das Sousse ge-meinsam mit der TU Braunschweig lösen will. Der südlich von Sousse gelegene Fluss Hamdoun ist stark durch nicht ausreichend geklärte Abwässer und durch unzureichende Abfallbeseitigung belastet. Hier soll im Rahmen eines Pilotprojektes und möglicherweise mit Hilfe von EU-Mitteln Abhilfe geschaffen werden.
Die Professoren Ali Müfit Bahadir, Norbert Dichtl und Klaus Fricke von der TU Braunschweig, die Leiterin der Stadtentwässerung GmbH Christine Mesek, Robert Krieger, zuständig für EU-Angelegenheiten bei der Stadt Braunschweig und Petra Havemann, Leiterin der Stelle Internationale Beziehungen im Büro des Oberbürgermeisters, reisten im Februar nach Sousse, um sich vor Ort über die Situation zu informieren und die Möglichkeiten der Unterstützung aus fachlicher Sicht zu beurteilen. Im Auftrag des Umweltministeriums der Republik Tunesien erarbeitete Handlungsempfehlungen und Sanierungsvorschläge sollen nun von den Spezialisten der TU Braunschweig bewertet und Prioritäten nach Effektivität und Effizienz festgesetzt werden. Im Anschluss werden Fördermöglichkeiten geprüft.
Um die Verwaltung in Sousse bürgernäher gestalten zu können, statteten zwei kommunale Mitarbeiter aus Sousse ebenfalls im Februar der Braunschweiger Stadtverwaltung einen Gegenbesuch ab und informierten sich über moderne Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Bürger und Verwaltung bei der Stadt Braunschweig. Sie besuchten in diesem Rahmen unter anderen auch die Bereiche Öffentlichkeitsarbeit, Stadtmarketing, Wirtschaftsförderung, Abfallbeseitigung und die Stadtentwässerung. Hierbei wurde u. a. durch die ALBA Braunschweig GmbH der Stadt Sousse umfassende Hilfestellung beim Aufbau eines modernen Entsorgungsbetriebes angeboten. Bereits im letzten Jahr haben auch marokkanische und tunesische Stadtplaner, u. a. auch aus Sousse, im Fachbereich Stadtplanung und Umweltschutz hospitiert. Auch in diesem Jahr ist erneut eine Hospitanz vorgesehen. Dieses Projekt, initiiert durch die Europäische Akademie Berlin e. V. soll dem Erfahrungs- und zugleich dem Informationsaustausch zwischen Tunesien und Marokko dienen.
Weiterhin hat die Braunschweig Zukunft GmbH auf Initiative von Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer Braunschweig einen Deutsch-Tunesischen Wirtschaftsabend initiiert, um die Vorzüge des Wirtschaftsstandorts Sousse bekannter zu machen. Dieser wird am 24. April in der Industrie- und Handelskammer Braunschweig stattfinden. Der Botschafter der Tunesischen Republik, Elyes Ghariani, soll an diesem Abend über die politische und wirtschaftliche Lage in Tunesien sprechen. Der Präsident der Handelskammer von Sousse, Nejib Mellouli, wird den Wirtschaftsstandort Sousse vorstellen.
Als weiterer Baustein sollen dann darauf aufbauend im nächsten Jahr während der Hannover Messe organisierte Besuche tunesischer Unternehmer zur Begegnung mit Unternehmen der Region angeboten werden.
Ein weiteres wichtiges Kooperationsthema ist die politische Mitgestaltung auf kommunaler Ebene von Jugendlichen. Schon seit längerem ist die Wiederaufnahme eines Jugendaustausches zwischen Sousse und Braunschweig im Gespräch, dies wurde aber auf Grund der vergangenen schwierigen politischen Situation in Tunesien aufgeschoben. In Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) ist geplant, dass im Herbst 2014 Jugendliche, die potentielle Mandatsträger von Jugendräten in Tunesien sein werden, eine Studienreise nach Deutschland unternehmen, um hier Erfahrungen auf diesem Gebiet zu sammeln. Dabei sollen sie auch Braunschweig besuchen.
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