Braunschweig. Biopharmazeutika gelten als vielversprechende Alternative zu Medikamenten auf Basis synthetischer Wirkstoffe. Gleichzeitig zählen sie in der Entwicklung und Herstellung zu den aufwendigsten Arzneimitteln, denn ihre Qualität und Wirkung wird durch verschiedene Faktoren im Produktionsprozess bestimmt. Ein von der Technischen Universität Braunschweig koordiniertes Schwerpunktprogramm mit einem Umfang von rund 7 Millionen Euro wird zunächst in den kommenden drei Jahren interdisziplinär und ganzheitlich biologische und verfahrenstechnische Grundlagen der Produktion von Biopharmazeutika und weiterer Protein-basierter Produkte von der Gewinnung bis zur Herstellung erforschen.
Die Entwicklung und Herstellung biotechnologischer Produkte auf Basis von Proteinen, wie etwa Biopharmazeutika, gilt in Forschung und Industrie als besonders anspruchsvoll und ihr tatsächliches Potenzial als noch lange nicht ausgeschöpft. Wichtige Forschungsergebnisse, die im Labor hervorgebracht werden, können nicht zwingend auch unter Produktionsbedingungen erzielt werden. Denn gegenüber dem Labor sind die Stoffe hier weit mehr mechanischen, thermischen und stofflichen Belastungen ausgesetzt, die unter anderem zu einer geringen Ausbeute oder bei Arzneimitteln nicht zur gewünschten Wirkung führen können. Bislang ist nur wenig über die Wirkung einzelner Prozessschritte auf biotechnologische Produkte bekannt. Künftig wird ein an der TU Braunschweig koordiniertes DFG-Schwerpunktprogramm das Verhalten von Proteinen und weiterer komplexer biologischer Systeme in biotechnologischen Prozessen und insbesondere verfahrenstechnische Grundlagen der Produktion von Biopharmazeutika und anderen Protein-basierten Produkten erforschen.
Eine Bearbeitung dieses interdisziplinären Themas sei nur gemeinsam durch Forscher aus den Bereichen Molekular- und Mikrobiologie, Biotechnologie/Bioverfahrenstechnik, Partikeltechnik und Strömungssimulation sowie angrenzenden Fächern wie der Biochemie, thermischen Verfahrenstechnik und Thermodynamik möglich, erklärt Prof. Arno Kwade, Sprecher des neuen Schwerpunktprogramms sowie Vorstandsprecher des Zentrums für Pharmaverfahrenstechnik der TU Braunschweig. „Ziel ist es, die gewonnenen Kenntnisse zur Steigerung der Produktivität biotechnologischer Verfahren zu nutzen und dabei insbesondere die prozessbedingten Verluste bei der Produktwirkung zu reduzieren sowie die Prozesseffizienz zu erhöhen“, erklärt der Programmsprecher und ergänzt: „Ein weiteres Ziel ist, die biotechnologisch hergestellten Produkte wie Biopharmazeutika mittels molekularbiologischer Methoden so zu gestalten, dass diese widerstandsfähiger für die Produktion werden.“
Zum Schwerpunktprogramm: Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat am 20. März 2015 die Förderung eines von der Technischen Universität Braunschweig koordinierten Forschungsprogramms zunächst für eine erste Förderperiode von drei Jahren bewilligt. Das beantragte Gesamtvolumen beläuft sich auf rund 14 Millionen Euro bei einer Gesamtförderdauer von sechs Jahren. Im Rahmen des Schwerpunktprogrammes „Dispersitäts-, Struktur- und Phasenänderungen von Proteinen und biologischen Agglomeraten in biotechnologischen Prozessen“ sollen etwa 25 einzelne, stark miteinander vernetzte Projekte gefördert werden, wofür sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland bewerben können. Das Zentrum für Pharmaverfahrenstechnik (PVZ) der TU Braunschweig wird darüber hinaus eine zentrale Rolle in dem Schwerpunktprogramm einnehmen.
Weitere Informationen unter: www.tu-braunschweig.de/pvz
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