Braunschweig. Mehr als 500 Menschen sind dem Aufruf des Bündnisses gegen Rechts gefolgt und haben an der Mahnwache vor dem Braunschweiger Rathaus zur Erinnerung an die Opfer der rassistischen Morde von Hanau vor einem Jahr gefolgt.
Originaltöne von Angehörigen, Betroffenen und Überlebenden sorgten für eindringliche Stimmen und viele kritische Gedanken. Auch die Redner Adama Logosu-Teko vom Haus der Kulturen, Alper Özgur von DIDF, von den Freund*innen der kurdischen Befreiungsbewegung und Sebastian Wertmüller für das Bündnis sparten nicht mit Kritik am alltäglichen und strukturellen Rassismus und Deutschland, am Rechtsextremismus und an der Arroganz gegenüber den vielen Opfern rechter Gewalt.
Analogien wurden gezogen vom Oktoberfestattentat 1980, über die rassistischen Morde von Solingen und Mölln 1992 und 1993, die Morde des NSU von 2000 bis 2007, den Terrorakt von München 2016, die Morde von Wolfhagen 2019 und Halle 2020. Wertmüller: „Immer wieder zu diesen traurigen Anlässen vernehmen wir große Betroffenheit und hören wir flammende Appelle gegen den Rassismus. Und immer wieder beißen wir auf Granit, wenn es konkret werden soll: Wenn es um Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt oder Wohnungsmarkt geht oder wenn es um entwürdigendes Verhalten bei Ämtern geht. Das gilt im Kleinen bei fehlenden Antidiskriminierungsstellen vor Ort bis zum Bundesinnenminister, der alles hintertreibt was einer ernsthaften Gegenwehr dient. Die Nichtbereitschaft in großen Bereichen der Gesellschaft, sich mit Rassismus und Rechtsextremismus ernsthaft auseinanderzusetzen, ist Teil des Problems: Polizei, Geheimdienste, Verwaltungen, Betriebe…“
So sehr sich das Bündnis über die gute Beteiligung an einer würdigen Veranstaltung freut, es bleiben doch der bedrückende Anlass und die berührenden und mahnenden Stimmen der Angehörigen. Wertmüller abschließend: „Erinnern heißt verändern. Es hätte mancher Prominenz der Braunschweiger Stadtgesellschaft gut angestanden, an diesem Tag öffentlich Trauer und Mitgefühl auf der Mahnwache zu bekunden.“
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