Braunschweig. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Braunschweig sowie Führungskräfte aus Stadt und Region messen dem Kulturangebot der Stadt mehrheitlich eine große Bedeutung bei und attestieren ihm gute oder sogar sehr gute Qualität. Das ist das Ergebnis zweier Kulturumfragen im Rahmen des Braunschweiger Kulturentwicklungsprozesses (KultEP), deren Auswertungsbericht jetzt vorliegt. 30,6 Prozent der befragten Bürgerinnen und Bürger halten die kulturellen Angebote in der Stadt Braunschweig für "sehr wichtig", 47,9 Prozent für "wichtig". 56,5 Prozent beurteilen die Kulturangebote der Stadt Braunschweig als "sehr gut" bis "gut". Bei den Führungskräften lässt sich eine ähnliche Tendenz beobachten: 36,2 Prozent der Befragten finden das Kulturangebot der Stadt Braunschweig "sehr wichtig", 48,0 Prozent "wichtig". 60,1 Prozent bewerten es als "sehr gut" bis "gut". Dies teilt die Stadt Braunschweig mit.
Oberbürgermeister Ulrich Markurth: "Diese Ergebnisse machen sehr schmerzhaft deutlich, wie sehr uns allen angesichts der aktuellen Situation das Kulturleben fehlt. Denn die beiden Kulturumfragen zeigen auf eindrucksvolle Weise, wie sehr die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Braunschweig und über die Stadtgrenzen hinaus das Kulturangebot unserer Stadt zu schätzen wissen." Zur Grundlagenermittlung für die Kulturentwicklungsplanung hatte der Rat der Stadt Braunschweig auf Vorschlag der Verwaltung im Juli 2018 die Durchführung zweier Kulturumfragen beschlossen. In der Folge habe das Referat Stadtentwicklung und Statistik im Auftrag des Fachbereichs Kultur und Wissenschaft die Erhebungen umgesetzt ‒ vom 5. November bis zum 7. Dezember 2018 eine repräsentative Bürgerumfrage und vom 4. Februar bis zum 8. März 2019 eine Zielgruppenbefragung mit Fokus auf Führungskräfte, die in Wirtschaftsunternehmen und Forschungseinrichtungen mit Sitz in Braunschweig und im Gebiet des Regionalverbands Großraum Braunschweig tätig sind.
Das besondere Erkenntnisinteresse an der Beurteilung des Braunschweiger Kulturangebotes durch die Zielgruppe "Führungskräfte" aus Wirtschaft und Wissenschaft resultiert daraus, dass eine große Zahl dieser Führungskräfte, insbesondere von europa- und weltweit operierenden Konzernen wie auch der international vernetzten Hochschulen und Forschungseinrichtungen, bereits an anderen Standorten im In- und Ausland tätig war und somit einen breiten Erfahrungsschatz über und konkrete Erwartungen an kulturelle Angebote einbringen könne.
Über die globalen Einschätzungen hinaus hätten die Umfragen differenzierende Fragen nach den favorisierten Veranstaltungsarten, -sparten und –orten sowie nach der Häufigkeit der Besuche von kulturellen Veranstaltungen gebracht. Im vorgelegten Bericht würden diese ausgewertet und die Ergebnisse der Führungskräftebefragung mit den Ergebnissen der Bürgerumfrage verglichen. Dabei würden zusätzlich Erkenntnisse aus der aktuellen Teilhabeforschung berücksichtigt.
Großes Interesse an Musik
"In Braunschweig ist eine Entwicklung erkennbar, die in der Kulturforschung seit langem bekannt ist: Die Nutzerinnen und Nutzer von kulturellen Angeboten nehmen ein breites Spektrum unterschiedlicher Sparten wahr", erläutert Kulturdezernentin Dr. Anja Hesse. Hinsichtlich der kulturellen Vorlieben bilden bei beiden Befragungen die Angebote "Musik und Konzerte", "Film / Kino", "Theater" und "Stadtfeste / Events" die Spitzengruppe, während "Musiktheater / Tanz" "Kunst im öffentlichen Raum", "Geschichte", "Literatur / Lesungen" und "Bildende Kunst" am unteren Rand der Skala zu finden seien.
In der Bürgerschaft gebe es ein großes Interesse an Musik und Konzerten (86,7 Prozent). Dabei stehe das Interesse an Rock und Pop-Musik mit 50,6 Prozent vor der klassischen Musik (35,4 Prozent) an erster Stelle. Dr. Hesse: "Vielfach wurde der Wunsch nach mehr Rock- und Pop-Konzerten geäußert. Wir müssen jetzt überlegen, wie wir mit dem Fehlen eines Festivalgeländes umgehen. Abgeleitet aus den in der Umfrage gewonnenen Erkenntnissen arbeiten wir bereits an Konzepten mit der Bauverwaltung, wie und wo sich ein solches Festivalgelände realisieren ließe". Die Ergebnisse der Umfragen wären dem Netzwerk Kulturberatung, das unter der externen Projektleitung von Dr. Patrick S. Föhl mit der Durchführung des Kulturentwicklungsprozesses (KultEP) beauftragt worden war, zur Auswertung zur Verfügung gestellt worden. Der komplette Auswertungsbericht könne unter www.braunschweig.de/kulturentwicklungsprozess eingesehen werden. Verfasst hätten ihn Dr. Norbert Sievers, ehemaliger Hauptgeschäftsführer der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V. und Leiter des Bonner Instituts für Kulturpolitik sowie Dr. habil. Angelika Engelbert Sievers, die u. a. langjährig in Forschung und Lehre zum Thema "Familiensoziologie" an der Universität Bielefeld tätig war. Wissenschaftliche Unterstützung trug Simon Sievers bei, wissenschaftlicher Assistent am Institut für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft e.V.
Die aus der Analyse der Erhebungsdaten gewonnenen Ergebnisse würden in die Stärken-Schwächen/Chancen-Risiken-Analyse der Braunschweiger Kulturlandschaft einfließen, die im Rahmen des Kulturentwicklungsprozesses im Zusammenspiel von wissenschaftlichen Methoden und partizipativen Herangehensweisen von Dr. Patrick S. Föhl und Suse Klemm entwickelt werde. Dieser strategischen Herangehensweise habe der Rat der Stadt Braunschweig mit Beschluss vom 19. Mai 2020 zugestimmt. Aus den Ergebnissen der Stärken-Schwächen/Chancen-Risiken-Analyse werden kulturpolitische Leitlinien und Handlungsempfehlungen abgeleitet, die voraussichtlich im Winter 2021 dem Rat der Stadt Braunschweig zur Entscheidung vorgelegt werden.
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