Braunschweig. Am Mittwoch, 1. März um 18 Uhr, beschreibt Prof. Dr. Ursula Rudnick in ihrem Vortrag „Liberales Judentum und Gender - Halacha im Wandel“ die Auswirkungen der unterschiedlichen Konzeptionen des jüdischen Religionsgesetzes auf das Verständnis von Geschlechterrollen.
Die allermeisten Gebote der jüdischen Tradition gelten gleichermaßen für Frauen und Männer. Es gibt jedoch Gebote nur für Männer und Gebote nur für Frauen. So sind Frauen z.B. anders als Männer nicht dazu verpflichtet, zu festen Zeiten zu beten. Die Halacha, das jüdische Religionsgesetz, regelt diese Fragen. In den verschiedenen Strömungen des Judentums lässt sich – seit dem 19. Jahrhundert - ein sehr unterschiedlicher Umgang mit der Halacha, insbesondere in Bezug auf Fragen von Gender, beobachten. Im Liberalen Judentum gibt es Stimmen, die von einem post-halachischen Zeitalter sprechen, andere halten an der Relevanz der Halacha fest. Halacha wird hier nicht als ein Hindernis von Gendergerechtigkeit gesehen. Das Konservative Judentum sieht grundsätzlich die Möglichkeit Halacha und Gendergerechtigkeit miteinander zu verbinden, da Halacha als flexibel und wandelbar begriffen wird. Sowohl im Liberalen und auch im konservativen Judentum werden Frauen als Rabbinerinnen und Kantorinnen ordiniert. Im orthodoxen Judentum gibt es Stimmen, die die Unveränderbarkeit von Halacha betonen. Zugleich gibt es in der Orthodoxie Positionen, die Veränderungen in Bezug auf die Fragen von Gender innerhalb des halachischen Rahmens für möglich halten und sie zu verwirklichen suchen.
Nach dem Vortrag wird um 19.30 Uhr der Film „Koh Ishah. The Rabbi is a Woman“ von Hannah Heer (2008) in deutscher Sprache gezeigt.
Zur Person:
Apl. Prof. Dr. Ursula Rudnick ist Theologin und Judaistin. Sie promovierte am Jewish Theologcial Seminary of America in New York. Ursula Rudnick lehrt an der Leibniz-Universität Hannover und ist Beauftragte für das christlich-jüdische Gespräch im Haus kirchlicher Dienste der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers.
„Von Wolfenbüttel nach New York. Eine Ausstellung über die Wissenschaft des Judentums“
Die Ausstellung „Von Wolfenbüttel nach New York. Eine Ausstellung über die Wissenschaft des Judentums“ kann noch bis zum 5. März 2017 freitags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr im Braunschweigischen Landesmuseum, Zweigmuseum Hinter Aegidien, besucht werden. Sie ist ein Gemeinschaftsprojekt des Braunschweigischen Landesmuseums mit dem Leo Baeck Institute New York, der Technischen Universität Braunschweig und dem Israel Jacobson Netzwerk für jüdische Kultur und Geschichte e.V.“
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