Was tun, wenn wir immer älter werden? Masterplan zu demographischem Wandel vorgestellt

von Christina Balder




Region Braunschweig. Wegdiskutieren oder aussitzen lässt sich der demographische Wandel nicht, da ist Hennig Brandes sicher. Irgendetwas muss man also tun, und wenn man als Region zusammen arbeitet, lassen sich viele Dinge leichter umsetzen. Unter dieser Prämisse haben sich in den vergangenen Monaten Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft in Arbeitsgruppen zusammen gesetzt, um einen sogenannten Masterplan für den Großraum Braunschweig zu erarbeiten. Am Dienstag wurden die Ergebnisse in der Wolfenbütteler Lindenhalle vor rund 150 Zuhörern vorgestellt. 






Auf Initiative des Zweckverbandes Großraum Braunschweig (ZGB) tauschten sich die Arbeitsgruppenmitglieder aus, um Wege zu finden, wie sich die Folgen der Überalterung abmildern lassen. Der demographische Wandel betreffe hier in der Region besonders die ländlichen Gebiete, sagte der Verbandsdirektor Hennig Brandes. "Braunschweig und Wolfsburg werden weiterhin wachsen, auch der Raum insgesamt hat eine ganz gute Struktur." Dennoch: man will vorbereitet sein auf weniger Menschen in der Fläche. So erarbeiteten die Gruppen Maßnahmen, Projektansätze und Empfehlungen zu Bereichen  wie Siedlungsentwicklung, Mobilität, Gesundheit und Bildung, die in die  regionale Handlungsstrategie des Landes Niedersachsen einfließen soll.

Wie kann man also dem Problem begegnen, dass an manchen Orten Wohnungen leer stehen, während in Braunschweig günstiger Wohnraum knapp ist? Wie kann man es schaffen, dass auch mit weniger Schülern und Auszubildenden jeder junge Mensch eine Chance hat, aber nicht für drei Auszubildende auf dem Land eine eigene Berufsschule finanziert werden muss?

"Bildung ist ein Schlüsselthema", sagte Brandes. Am Beispiel der Kinderbetreuung, die quantitativ gut aufgestellt sei, aber qualitativ noch ausbaubar sei, erklärte er: "Man muss auch mal über Stadt- und Kreisgrenzen hinausschauen." Bei den Berufsschulen werde das noch deutlicher. Nicht jede Berufsschule müsse jede Ausbildung anbieten können. "Die Standorte könnten sich auf bestimmte Zweige spezialisieren", sagte Brandes. Das gehe zwar gegebenenfalls auch mit Standortschließungen und Internatsbetrieb einher, doch es sei einfach unwirtschaftlich, alles überall bereit zu halten.

Der Wohnungsmarkt ist ein ähnliches Problem. Eine der erdachten Lösungen lautet: Man kann durchaus in Salzgitter wohnen und nach Braunschweig pendeln. Dafür braucht es aber eine die Stadtgrenzen überschreitende, zuverlässige Nahverkehrsanbidung.

Den Masterplan und die darin enthaltenen Ideen bekommt im November der Landesbeauftragte Matthias Wunderling-Weilbier auf den Tisch, mit allen bis dahin noch eingegangenen Änderungen. Er muss dann prüfen, welche Ansätze sich auf Landesebene in die Arbeit einflechten lassen. "Das sind alles ernsthafte und richtige Vorschläge, es ist aber bei allem eine Frage es Geldes", sagt Wunderling-Weilbier.