Wie groß ist die Belastung durch beleuchtete Werbeanlagen?

Die Gruppe „Direkte Demokraten" im Rat der Stadt wünscht sich eine werbefreie Innenstadt. Die Verwaltung hält dies für keine gute Idee.

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Nächtliche Lichtverschmutzung kann ein Problem für die Umwelt sein. Symbolbild
Nächtliche Lichtverschmutzung kann ein Problem für die Umwelt sein. Symbolbild | Foto: pixabay

Braunschweig. Die Gruppe „Direkte Demokraten" im Rat der Stadt Braunschweig wünscht sich eine werbefreie Innenstadt. Dies gelte insbesondere für die nachts leuchtenden, digitalen Werbeanlagen. Diese belasteten nicht nur die Umwelt, sondern verbrauchten auch unnötig Strom. In einer Antwort auf eine Anfrage der Gruppe, hält die Stadt allerdings wenig von einem Abbau der Anlagen.



"Beleuchtete, hinterleuchtete und digitale Werbeanlagen sind für einen Großteil der Lichtverschmutzung und die damit einhergehenden negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur verantwortlich", heißt es in der Begründung der Anfrage, die in der letzten Sitzung des Umwelt- und Grünflächenausschusses behandelt wurde. Die Folgen von künstlichem Licht am Abend und bei Nacht reichten von Schlafstörungen bis zu schwerwiegenden Stoffwechselerkrankungen, so die "Direkten Demokraten" weiter. Bei Insekten und Vögeln würden das Paarungs- und Wanderverhalten sowie die Nahrungssuche nachhaltig gestört, was schließlich zu einer Verminderung der Artenvielfalt führe.

Verbrauch von 180 Single-Haushalten


Ein weiterer Kritikpunkt sei der enorme Ressourcen- und Energieverbrauch. Hier bestätigt die Stadt Braunschweig nach Rücksprache beim Partner Ströer/DSM, dass man für das Jahr 2021 für die 25 in Braunschweig betriebenen digitalen Werbeträger von einem jährlichen Verbrauch von 418.874 Kilowattstunden ausgehe. Das entspreche laut der Gruppe „Direkte Demokraten" ungefähr dem Verbrauch von 180 Single-Haushalten.

Die Stadt relativiert dies in ihrer Antwort allerdings damit, dass der Ressourcenverbrauch bei Werbeprospekten durch Wurfsendungen deutlich höher sei. Zudem beziehe Ströer nach eigenen Angaben den überwiegenden Teil der für den Betrieb der Medienträger erforderlichen Energie als Ökostrom.

Nur Verlagerung der Werbung


Die Gruppe ist sich dagegen sicher, dass eine Entfernung der Werbung aus dem öffentlichen Raum auch für das Image der Stadt hilfreich wäre, da Gäste der Stadt eine solche Werbefreiheit positiv erlebten und darüber berichteten. Auf die konkrete Frage, wann der Vertrag mit Ströer-Medien gekündigt werden könne, lässt die Stadt durchblicken, dass man dies nicht anstrebe, da es nur zu einer Verlagerung führen würde.

Der Vertrag mit DSM/Ströer laufe bis zum 30. Juni 2024, heißt es in der Antwort. Eine Ausschreibung für die Nachfolge sei in Vorbereitung. Vom Vertrag seien nicht nur die digitalen Werbeträger umfasst, sondern auch alle anderen Standorte auf öffentlichem Grund. "Die Entscheidung keine Werbung auf öffentlichem Grund zuzulassen, würde zu einer Verschiebung der Standorte auf geeignete private Flächen führen", ist sich die Stadt sicher. Daraus würde ein erheblicher Einnahmeverlust und eine Verschlechterung der Werbemöglichkeiten für die Braunschweig Stadtmarketing GmbH und die Stadt resultieren. Die Einnahmen durch Konzessionen auf privatem Grund würden an der Stadt vorbeifließen und die Einflussnahme auf Gestaltung und Nutzung würde auf die baurechtlichen Möglichkeiten reduziert werden.


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