Braunschweig. Wohnungsnotstand für Studierende: Immer mehr Hochschüler finden immer weniger bezahlbaren Wohnraum. Braunschweig braucht dringend Sozialen Wohnungsbau und sanierte Wohnheime in Uni-Nähe, fordert der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Technischen Universität. Das Wintersemester hat begonnen, die Studenten kommen – doch wo sollen sie wohnen?
Um dem Mangel an Unterkünften entgegen zu wirken, vermittelt der AStA kurzfristige Wohngelegenheiten für neue Studenten. „Couchsurfing“ nennt sich die Aktion, bei der Studenten ihre Sofas kostenlos für einen befristeten Zeitraum anderen Studierenden zur Verfügung stellen. Eine solidarische Methode zur Symptombekämpfung, um junge Menschen nicht im Regen stehen zu lassen. Wie sich das äußert, sieht der Studierendenausschuss täglich. „Hier stehen jeden Tag Leute mit dem Trolli vor der Tür, die keine Wohnung finden“, erzählt AStA-Mitglied Isabell Breeck.
Die Zahl von mehr als 17.000 immatrikulierten TU-Studenten ist nicht das Problem – im Gegenteil, denn die Stadt profitiert davon – die Erschwernisse sind die überhöhten Mietpreise und knapper Wohnraum. Zwar gibt es in Braunschweig einige Wohnheime, jedoch sind viele von ihnen sanierungsbedürftig. Und das kostet Geld. Geld, das das Studentenwerk OstNiedersachsen als Träger der Heime nicht alleine aufbringen kann, sagt der Ausschuss. Das Land solle die vom Bund zur Verfügung gestellten Mittel zur Förderung des Sozialen Wohnraumes bei Bedarf auch nutzen.
Notunterkünfte und Vermieter mit Vorbehalten
Zu Semesterbeginn müssen also Notlösungen her: „Wir haben lange versucht Turnhallen zu stellen. Kurzfristig können wohl Betten in einer Halle untergebracht werden, aber dies ist auch nur ein Notbehelf“, sagt AStA-Referent Christoph Seitz. So müssten Männer und Frauen dort eigentlich separat untergebracht werden. Zudem gebe es keine Möglichkeit, Habseligkeiten irgendwo unterzubringen..
Der Notstand an geeignetem Wohnraum ist ein grundsätzliches, gesellschaftliches Problem. Dabei mangelt es nicht an Bauplätzen in den Ballungsräumen. „In Braunschweig ist das Problem, dass vorhandener Platz, wo Wohnraum geschaffen werden kann, für hochpreisige Bauten genutzt wird“, sagt Christoph Seitz. Die Stadt sei gezwungen an den Höchstbietenden zu verkaufen, sagt AStA-Mitglied Niko Janssen. Und so müssten die Studenten immer weiter an den Stadtrand ausweichen.
Ohne Wohnung, kein Studium. „Es mussten schon Leute ihr Auslandssemester abbrechen, weil sie hier keine Wohnung gefunden haben“, sagt AStA-Mitglied Marc Jäger. Immer wieder hätte der AStA Rückmeldungen erhalten, dass ausländische Studierende wenig Chancen auf dem Wohnungsmarkt hätten. Sprachbarrieren auf der einen Seite und mögliche Vorbehalte seitens der Vermieter machen es den jungen Menschen nicht leichter in der Stadt anzukommen.
Couchsurfing: Studenten solidarisieren sich
Um Couchsurfing für die zu übersetzen, die mit dem Begriff noch nichts anfangen können: man schläft für einen gewissen Zeitraum auf dem Sofa eines fast Fremden. Vermittelt werden die freien Schlafstätten über die Website des AStA. Auf www.asta.tu-braunschweig.de/exchange/ können sich Studenten mit Sofa und Gesuch anmelden, um den Rest kümmern sich dann die engagierten Studenten des Ausschusses. Wenn dies auch keine Lösung auf lange Zeit ist, so verschafft es dem wohnungslosen Studenten erst einmal Zeit, um sich auf die Suche zu begeben. Couchsurfing funktioniert jedoch nur, wenn ausreichend Studenten vor Ort ihre Mithilfe anbieten, das Sofa frei räumen und sich anmelden. Schlafplätze vorhanden und Lust auf neue Bekanntschaften? Die Anmeldung ist unkompliziert und ein politisches Statement setzt man noch dazu.
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