Wo sind über 5.000 Stadttauben geblieben?


Tauben auf dem Platz der Deutschen Einheit. Foto: Archiv/Balder
Tauben auf dem Platz der Deutschen Einheit. Foto: Archiv/Balder

Braunschweig. "Wo sind 5.100 Stadttauben geblieben?", will Beate Gries, Sprecherin Initiative Stadttiere Braunschweig und Ratsfrau der Grünen, wissen. Auf dieser Frage soll die Verwaltung der Stadt Braunschweig in der morgigen Ratssitzung eine Antwort geben.


Nach Auskunft der Verwaltung über die Entwicklung und den Gesundheitszustand der Stadttaubenpopulation seit Inkraftsetzung des Fütterungsverbotes im Jahr 2004 sei diese von 5.400 auf 300 Tiere bei der letzten Zählung im Jahr 2013 zurückgegangen.

"Massive Reduzierung ist erstaunlich"


Stadttauben seien als Brieftaubennachkommen mit einem Bewegungsradius von wenigen hundert Metern standorttreu. Sie würden unter normalen Bedingungen 15 Jahre alt werden und genetisch bedingt nicht ins Umland abwandern. "Auch wenn die Verwaltung zu unserer Pressemitteilung vom 25. Januar 2017 eine andere Auffassung vertreten hat: Entgegen der gängigen Meinung brüten auch unterernährte Tauben", betont Beate Gries. "In Anbetracht dieser Sachverhalte, die von den Untersuchungen der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) in Hannover gestützt werden, muss man erstaunt sein über eine so massive Reduzierung der Stadttauben ohne dass man den Vögeln tierschutzgerecht die noch nicht angebrüteten Eier ausgetauscht hat", so Gries.

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Anfang Februar wurden einige Tauben am Schloss von Fäden befreit. Foto: privat


Katastrophale Zustände


Renata Wyganowska, ehrenamtliche Mitarbeiterin der Initiative Stadttiere, berichtet von den Einsätzen, bei denen sie die Tiere wenigstens von den Fäden befreit, die die Füße abschnüren: „Während unserer Dokumentation über den Zustand der Stadttauben finden wir bei jedem Einsatz katastrophale Zustände vor: Geköpfte Stadttauben in der Münzstraße, mit tierschutzwidriger Klebepaste verklebte Gefieder und Schnäbel am Kohlmarkt, Tiere mit gebrochenen Flügeln, abgeschnürten Zehen und komplett fehlenden Füßen in der gesamten Innenstadt. Wenn wir die Tauben einfangen und behandeln, erhalten wir in der Regel Zuspruch von Passanten, wobei es leider aber auch nicht ausbleibt, dass wir in unangemessener Art und Weise angesprochen werden.“

Hilflosigkeit der Bürger


Es seifür die Initiative Stadttiere Braunschweig deutlich geworden, dass das Konzept der Stadt, das bisher nur aus Fütterungsverbot und Vergrämungsmaßnahmen bestehe, sich auch nach zwölfJahren Praxistest weder als tierschutzfachlich vertretbare Maßnahme bewährt habe, noch die Konflikte zwischen Menschen und Tieren lösen könne. Aus Hilflosigkeit ihr Eigentum vor Verschmutzungen durch Taubenkot schützen zu wollen, griffen auch viele Bürger in ihrer Verzweiflung zu tierschutzwidrigen Maßnahmen.

Konzept der Stadt erweitern


Die Anfrage der Grünen Ratsfraktion greife nun erstmalig die Idee auf, das bestehende Konzept der Stadt Braunschweig mit dem Aspekt der Geburtenkontrolle zu ergänzen, um eine kleine, stabile und gesunde Taubenpopulation zu schaffen. "Es wäre begrüßenswert, wenn die Verwaltung das in der Beantwortung der Anfrage aufnehmen und mit Hilfe von hierin erfahrenen Organisationen weiterentwickeln würde", so Beate Gries.


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