Braunschweig. Bei konstanten Temperaturen über sieben Grad werden auch die Zecken wieder aktiv. Studien zeigen, dass man mit ihnen auch in der Stadt rechnen muss. Damit steigt auch die Gefahr durch einen Biss krank zu werden. BraunschweigHeute.de hat Experten befragt – auf was muss man jetzt achten?
Laut einer aktuellen Studie der Universität Hohenheim sind Zecken mittlerweile in allen Gärten und Grünanlagen von Großstädten anzufinden, denn Wirtstiere wie Mäuse, Ratten, Vögel oder Wildtiere finden hier immer mehr geeignete Lebensräume. Oft sitzen die Tiere im hohen Gras und lauern auf potenzielle Opfer. Doch welche Krankheiten können die kleinen Blutsauger eigentlich übertragen? Dr. Brigitte Buhr-Riehm (Leiterin Gesundheitsamt, Braunschweig) sagt: "Grundsätzlich ist bei den von Zecken übertragenen Erkrankungen zwischen der Borreliose und der Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) zu unterscheiden. Bei ersteren handelt es sich um eine bakterielle Erkrankung durch Borrelien, die von der Zecke übertragen werden können, und die in allen Teilen Deutschlands vorkommen. Eine Impfprävention gegen Borrelien ist nicht möglich. Die Frühsommer-Meningoenzephalitis ist eine virale Erkrankung, ebenfalls von Zecken übertragen, kommt vorwiegend in der südlichen Hälfte Deutschlands vor und ist impfpräventabel. Beide Erkrankungen können nicht von Mensch zu Mensch übertragen werden."
Borreliose antibiotisch behandeln
Die Borreliose ist dabei die häufigste durch Zecken übertragene Erkrankung in Europa. Etwa fünf bis 35 Prozent der Zecken sind mit Borrelien befallen, lässt Buhr-Riehm wissen. "Zirka 1,5 bis sechs Prozent der Betroffenen erkranken nach einem Zeckenstich an einer Borrelieninfektion einschließlich der klinisch symptomlosen Fälle und bei 0,3 bis 1,4 Prozent ist mit einer manifesten Erkrankung zu rechnen. Die Borreliose äußert sich im ersten Stadium mit der Wanderröte (Erythema migrans) mit einer Inkubationszeit von Tagen bis Wochen. In diesem Stadium kann mit sehr gutem Erfolg antibiotisch behandelt werden. In sehr seltenen Fällen geht die Infektion in ein Stadium zwei (Organbeteiligung) und drei (mit neurologischer Symptomatik) über.", so die Leiterin des Gesundheitsamtes.
FSME auf dem Vormarsch
Und die Frühsommer-Meningoenzephalitis? "Das Stadtgebiet Braunschweig zählt nicht zu den Risikogebieten, wie auch ganz Niedersachsen nicht. Es hat in einzelnen Landkreisen Einzelfallnachweise von FSME-Viren und Einzelfallerkrankungen gegeben. Tatsächlich hat die Verbreitung von FSME-Viren in den letzten 10 Jahren zugenommen, sodass sich die Anzahl der Risikogebiete in Deutschland von 83 im Jahr 2004 auf jetzt 142 im Jahr 2014 erhöht haben. Die neu hinzugekommenen Risikogebiete sind angrenzend an schon früher bekannte Risikogebiete. Auf der Internetseite www.Zecken.de ist eine aktuelle FSME-Virus-Verbreitungskarte für Deutschland einzusehen. Wer in betroffene Gebiete reist, sollte eine Impfung in Betracht ziehen, rät Buhr-Riehm.
Körper absuchen
Prof. Dr. Oliver Selberg (Leitender Oberarzt des Institutes für Mikrobiologie, Immunologie und Krankenhaushygiene, Klinikum Braunschweig) rät ebenso zur Vorsicht. Gegenüber BraunschweigHeute.de sagt er: "Den Körper nach dem Aufenthalt im Freien gründlich absuchen. Je früher die Zecke entfernt wird, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie Borrelien ins Blut abgeben kann. Während FSME-Viren direkt ins Blut abgegeben werden, dauert es Stunden, bis Borrelien, die die Zecke im Darm trägt, ins Blut gelangen. Entfernen Sie die Zecke mit einer Zeckenkarte oder -zange ohne das Tier am Leib zu quetschen und desinfizieren Sie die Wunde."
Genau beobachten
Und er gibt den Tipp, den eignen Körper genau im Auge zu behalten: "FSME und Borreliose sind schwer zu erkennen. Tritt nach drei bis vier Wochen eine Rötung auf, die hell bis dunkel, kreisförmig bis oval sein kann, kann das auf eine Borreliose hindeuten.
Die Rötung tritt aber nicht zwingend auf. Überlegen Sie zunächst, wie lange der Zeckenbiss zurückliegen könnte. Sind es weniger als zwölf Stunden, müssen Sie sich nicht sorgen. Dennoch sollten Sie die Stelle beobachten. Bildet sich eine Wanderröte, breitet sich die Rötung um den Stich also aus oder tritt an anderer Stelle des Körpers auf, sollten Sie zum Arzt gehen und eine Antibiotika-Therapie beginnen. Gehen Sie nicht in die Notaufnahme. Borreliose ist eine langsam verlaufende Erkrankung. Die Diagnose kann ihr Hausarzt oder ein Internist stellen und dann die Therapie veranlassen. Bei einer FSME-Infektion treten anfangs grippeähnliche Symptome auf. Wer weiß, dass er nicht geimpft ist, und in einem Risikogebiet von einer Zecke gestochen worden ist, sollte bei Beschwerden, die danach auftreten, zum Arzt gehen." Dr. Brigitte Buhr-Riehm hat zudem noch ein paar Hinweise, wie man den Zeckenbiss generell verhindern kann. "Zum besseren Erkennen der Zecken empfiehlt sich eine helle Kleidung, die möglichst viel Körperoberfläche, also auch Arme und Beine, bedeckt. Die Anwendung von Mückenschutzmitteln bietet nur einen zeitlich begrenzten Schutz, ist aber unbedingt zu empfehlen."
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