Braunschweig. Das Städtisches Klinikum Braunschweig berichtet nun von einer Kooperation der besonderen Art: Mehrmals im Jahr reist der Gynäkologe Dirk-Toralf Baerens aus Ilsede nach Nairobi, um ehrenamtlich eine Facharzt-Sprechstunde anzubieten. Dabei arbeitet er eng mit Dr. Ansgar Dellmann, Chefarzt des Instituts für Pathologie am Städtischen Klinikum Braunschweig (skbs), zusammen. Der Pathologe erstellt die Befunde aus dem „Untersuchungsgut“, das per Handgepäck nach Deutschland transportiert wird. Manchmal mikroskopieren die beiden Ärzte auch zeitgleich auf zwei Kontinenten – in Teamarbeit per Zoom.
Die Zusammenarbeit entstand bereits 1999, als Dirk-Toralf Baerens in Ilsede im Landkreis Peine eine gynäkologische Praxis übernahm. Ein Schwerpunkt der Praxis ist neben den routinemäßigen Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen die Dysplasie-Sprechstunde, die Abklärung von Brusttumoren und das ambulante Operieren. Er erinnert sich: „Zur Aufarbeitung und fachlichen Beurteilung benötige ich einen verlässlichen Kooperationspartner. Daraus ergab sich für mich die Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Dellmann. Für Nachfragen ist er immer erreichbar, spezielle Be- funde kann ich mit anschauen, heute via Internet live. Ebenso funktioniert die virtuelle Tumorkon- ferenz wesentlich durch die Initiative von Dr. Dellmann.“
Gewebeproben fliegen im Handgepäck
Neben seiner Praxis in Ilsede engagiert sich der Gynäkologe seit fast 2 Jahrzehnten ehrenamtlich in Afrika. Auch hier kann er auf seinen medizinischen Kollegen aus dem skbs bauen. Mehrfach im Jahr fliegt Baerens für einige Tage nach Nairobi. Seine Facharzt-Sprechstunde im Mothers‘ Mercy Home mit angeschlossenem Medical Center ist gut organisiert und durchgetaktet. Bis zu 30 Patientinnen untersucht der Arzt aus Ilsede pro Tag. Die entnommenen zytologischen Abstriche und Gewebeproben fliegen im Handgepäck mit „nach Hause“. Dann kommt der Pathologe aus Braun- schweig ins Spiel. Dr. Dellmann erklärt: „Unser Beitrag ist die unentgeltliche Befunderstellung für zytologische Untersuchungen und gewonnene Biopsien. Unsere Befunde gehen schriftlich über das Einsenderportal an Herrn Baerens - er leitet sie nach Nairobi weiter.“ Gleichzeitig gebe es aber auch einen Mehrwert für das skbs. Der Chefarzt erläutert: „Die Präparate zeigen teilweise ungewöhnlich fortgeschrittene Krankheitsbilder, die wir so in unserem täglichen Untersuchungs- gut nicht zu sehen bekommen. Diese interessanten Fälle diskutieren wir bei unseren regelmäßigen Besprechungen und sehen sie als Bereicherung für die Ausbildung unserer drei Assistenzärztinnen in der Facharztweiterbildung an.“ Die Zusammenarbeit der beiden Mediziner habe sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt: „Durch die Möglichkeit von Online-Konferenzen ist einiges einfacher geworden. Ausgewählte Befunde haben wir auch schon per Zoom gemeinsam mikroskopiert.“ Gelegenheit für die nächste Zusammenarbeit über zwei Kontinente hinweg gibt es schon bald. Baerens sagt: „Im Herbst liege ich wieder nach Nairobi und freue mich schon darauf.“
Jahrelanges Engagement
Dirk-Toralf Baerens arbeitet ehrenamtlich im Rahmen des Cargo Human Care e.V. (CHC). Hierbei handelt es sich um ein humanitäres und medizinisches Hilfsprojekt, das von Mitarbeitenden der Lufthansa Cargo in Zusammenarbeit mit Ärzt:innen aus ganz Deutschland ins Leben gerufen wurde. Kern des Engagements ist es, bedürftigen, kranken und notleidenden Menschen direkte medizinische Hilfeleistung zu geben sowie mittellosen und unterversorgten Waisenkindern ein Zuhause und eine Zukunft zu geben. In Kooperation mit lokalen medizinischen Einrichtungen und örtlichen karitativen Trägern bringt Cargo Human Care e.V. konkrete Hilfe gezielt dorthin, wo sie gebraucht wird. CHC konzentriert sich zurzeit auf Projekte in der ländlichen Umgebung von Nairobi sowie Marsabit im Norden Kenias. Das Cargo Human Care Medical Centre, angeschlossen an das Mothers’ Mercy Home Kinderheim, nimmt sich der medizinischen Betreuung der Waisenkinder und der unterversorgten Menschen der Umgebung an. Die notwendige Koordinationsarbeit in Deutschland wie auch die medizinische Behandlung vor Ort wird ehrenamtlich geleistet.
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