Zwischen Skulptur und Fotografie: Arbeiten von Samuel Henne in den Torhäusern

von Christina Balder




Braunschweig. Da kann einem schon ein bisschen schwindelig werden: Samuel Henne sucht sich Fotos von Skulpturen, bastelt aus ihnen dreidimensionale Objekte und fotografiert diese dann. Solche und andere Werke sind ab morgen im Braunschweiger Museum für Photographie unter dem Titel "Samuel Henne. Formationen" ausgestellt. Der Künstler, 1982 in Göttingen geboren, hat an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig studiert.



Samuel Henne bewegt sich mit seinen Werken irgendwo zwischen Skulptur und Fotografie, spielt mit den Dimensionen. Immer wieder nimmt er sich Abbildungen von Skulpturen für eine zweifache Verwandlung vor: Für die Serie "musée imaginaire" hat er die Seiten von Bildbänden über Bildhauer wie Auguste Rodin so ineinander gebogen, dass das Buch aufgefächert wird und nur noch Fragmente der Fotografien zeigt. Das so entstandene Objekt bannt Henne dann als Fotodruck in Bilderrahmen.



Hennes "relief folds" sehen aus, als wären sie tatsächlich gefaltete Papiere im Rahmen, so deutlich ist der Schattenwurf. Man muss genau hinsehen, um zu erkennen, dass der Künstler auch hier wieder mit zweiter und dritter Dimension spielt. Denn das gefaltete Stück Papier ist nur ein Abbild. Das Original ist weitaus kleiner und von einem Scanner abfotografiert.



Für "fragment suite" hat Henne drei Mauerbruchstücke, die ihn ästhetisch ansprachen, inszeniert, fotografiert und vor eine Fototapete gehängt. Die Fotowand zeigt eine Zusammenstellung von vermutlich antiken Skulpturen, die so im 19. Jahrhundert zu Dokumentationszwecken aufgenommen wurde. "Mich beschäftigt die Frage: Was ist heute eine Skulptur?", erklärt Henne. Theoretisch könne alles eine Skulptur sein, auch die Wandstücke mit Putz und Raufasertapete, die er gefunden hat. "Es kommt einfach auch den Kontext an", sagt er.

In einen neuen Kontext gestellt hat er auch ganz alltägliche Gegenstände; Draht, Deckel von PET-Flaschen, Wäscheklammern, Pappbecher und viele mehr bastelt Henne zu kleinen Skulpturen zusammen, fotografiert sie vor einem farblich passenden Hintergrund und raubt ihnen so wieder die Dreidimensionalität. Die kleinen Objekte werfen kaum Schatten und wirken so beinahe flächig.



Die Werke von Samuel Henne sind noch bis zum 27.7. im Museum für Photographie, Helmstedter Straße 1 (Torhäuser) zu sehen.  Das Museum hat Dienstag bis Freitag von 13 bis 18 Uhr geöffnet, samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr. Der Eintritt kostet 2,50 Euro, ermäßig 1 Euro.

Begleitprogramm:

Dienstag, 15.7., 19 Uhr: Ausstellungsgespräch mit Prof. Dörte Eißfeldt (HBK) und Samuel Henne

Donnerstag, 24.7., 19 Uhr: Künstlergespräch mit Samuel Henne und Kristina Thrien (Kuratorin der Ausstellung)

Sonntag, 20.7. und 27.7., 16. Uhr: Sonderführungen mit Kristina Thrien


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